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Auftragsakquise für Freelancer: Illustratorin Johanna Springer

Viele Kreative entscheiden sich heute fürs Freelancing. Wir haben bei Illustratorin Johanna Springer nachgefragt, warum sie freelanct und wie sie an Aufträge kommt.

Johann Springer Porträt

Auftragsakquise ist oft ein unangenehmes Thema für Freelancer – vor allem dann, wenn sie nicht so gut läuft. In PAGE 4.2020 geben wir Tipps zur Auftragsgewinnung über Positionierung, Netzwerke, Vermittler und Kaltakquise. Die Ausgabe gibt es hier in unseren Online-Shop. 

Für den Artikel sprachen wir mit vielen Freelancern, deren Antworten wir euch nicht vorenthalten wollen! Hier erzählt Illustratorin Johanna Springer, warum Freelancing DAS Arbeitsmodell für sie ist und warum sich Kaltakquise richtig lohnen kann.

»Freelancen entspricht meiner Natur am ehesten«

PAGE: Wie ist dein Werdegang? Warum hast du dich fürs Freelancen entschieden? 


Ich hatte schon immer den Plan selbstständig zu arbeiten. Teamarbeit und erste Erfahrungen in einer Firma waren für mich aber wichtige Grundlagen bevor ich mein eigenes Business starten konnte. Nach dem Studium habe ich also einige Zeit in einer Grafikagentur gearbeitet. Dort habe ich dann nach etwa 2 Jahren meine Arbeitswoche als Angestellte auf drei Tage gekürzt und die restliche Zeit langsam meine Selbstständig aufgebaut. An irgendeinem Punkt habe ich mich getraut zu springen, habe die Agentur verlassen und arbeite seitdem fulltime als freiberufliche Illustratorin.

Warum ich mich dafür entschieden habe: Freelancen entspricht meiner Natur am ehesten. Ich mag es für alles selbst verantwortlich zu sein und mir eigene Aufgaben zu suchen. Außerdem habe ich das Gefühl, alles intensiver zu erleben – meine Arbeit, meine Stärken und meine Schwächen.

Was bietest du an und an welche Zielgruppen wendest du dich? Arbeitest du hauptsächlich für Agenturen oder für Unternehmen?


Mein Fokus liegt hauptsächlich auf klassischer Illustration für Print und Digital. Ich arbeite für Verlage und Magazine (momentan viel für Kinder und Jugendliche), aber auch für Firmen, die ihre Werte und Ideen mit Hilfe von Illustrationen nach außen kommunizieren möchten.
 Zur Zeit arbeite ich mehr für Firmen und unterstütze tatsächlich sehr gerne Unternehmen, deren Fokus nicht auf Illustration liegt, die aber Interesse und Begeisterung für das Medium haben und Inhalte und Visionen illustrativ erzählen möchten.

Wie erlebst du die derzeitige Situation am Freelancer-Markt? Macht sich ein wirtschaftlicher Abschwung bemerkbar?


Im Gegenteil! Ich habe das Gefühl, dass mehr und mehr Firmen direkt auf Freelancer zugehen und sich einen direkten und flexiblen Austausch wünschen. Und sich dabei manchmal den Weg über eine Agentur sparen.

Bist du bei irgendwelchen Online-Vermittlungsplattformen (wie bettertalk.to, 99designs, dasauge oder Freelancer.com)? Wenn ja: Welche und wie zufrieden bist du damit?

Ich habe einen uralten, ziemlich vernachlässigten Account bei dasauge. Ansonsten trage ich mich regelmäßig bei designmadeingermany ein. Mehr nutze ich allerdings nicht.

Ich habe das Gefühl, dass mehr und mehr Firmen direkt auf Freelancer zugehen und sich einen direkten und flexiblen Austausch wünschen. Und sich dabei manchmal den Weg über eine Agentur sparen.

Wie gehst du an die Auftragsakquise heran? Besuchst du regelmäßig Branchenevents, Meetups oder ähnliches? Bringt das deiner Meinung nach etwas für die Akquise?


Ich taste mich an diese Sachen gerade erst heran und merke schon, dass Meetups und lokales Vernetzen wichtig sind. So besteht die Chance, dass dich über Empfehlungen neue Kontakte und Jobangebote erreichen.

Hast du schon mal einen Vortrag oder ein Seminar gehalten? Haben sich daraus Kontakte oder Aufträge ergeben?

Ja, das habe ich. Und jedes Mal haben sich daraus neue Chancen entwickelt. Entweder in Form eines Auftrages oder neuen Kontakten unter Kollegen, was auch sehr hilfreich und inspirierend ist.

Wo und wie bist du online vertreten (Portfolio-Site, Social Media, Blog)? Über welchen Kanal ergeben sich deiner Erfahrung nach die meisten Aufträge?

Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, die eigene Webseite regelmäßig zu updaten. Einmal für mich, um Klarheit zu schaffen – ein regelmäßiges Reflektieren der eigenen Arbeiten hilft mir zu begreifen woran, für wen und für welche Projekte ich in Zukunft arbeiten möchte – und dann ist die eigene Webseite natürlich hoffentlich ein gutes »Lockmittel« für neue Kunden.
 Am aktivsten bin ich außerdem noch auf Instagram und Behance. Darüber entstehen für mich gerade die meisten Jobs. Ich versuche dabei darauf zu achten, es dem »Suchenden« so leicht wie möglich zu gestalten. Ich stelle mir also vor, über welche Begriffe und Schlagworte ein Verlag oder eine Firma zu meinen Arbeiten finden kann. Auch hier glaube ich, dass ein regelmäßiges Updaten der eigenen Kanäle das Zeichen setzt: »Hier, ich bin bereit!«

Machst du Kaltakquise?

Nicht mehr so viel wie zu Beginn meiner Selbstständigkeit, denn es kostet sehr viel Zeit und Durchhaltevermögen. Ich mache es nur noch, wenn ich auf eine Firma stoße, die ich sehr spannend und sympathisch finde, dann nehme ich mir gerne die Zeit und schreibe eine persönliche und bedachte E-Mail. Ganz wichtig bei der Kaltakquise, habe ich gemerkt, sind Follow-Up-Mails. Oder besser auch nach 2 Wochen einmal anrufen und charmant Hallo sagen. 
Ich habe über Kaltakquise tatsächlich schon Kunden für mich gewonnen, die mich seitdem immer wieder buchen. Wenn ich dann also unter 30 versendeten E-Mails und 30 Firmen so eine finde, dann ist das eigentlich ein Hauptgewinn. Oder? 😉

Welche Tipps würdest du Newcomern im Design-Freelancing geben?

Versuche Kunden zu finden, die zu dir passen. Auf beruflicher und menschlicher Ebene. Es ist total schön, wenn ein gegenseitiges Wertschätzen besteht. Leerlauf zu haben und nicht zu wissen, was die nächsten Monate kommt, ist nicht schlimm. Sieh es als Möglichkeit deine Arbeiten und Skills zu verbessern oder an eigenen Projekten zu arbeiten. Es kommen immer wieder neue Jobs.

Käme es für dich in Frage, nochmal in Festanstellung zu arbeiten? Wenn ja: Unter welchen Voraussetzungen? 


Momentan gerade nicht. Ich liebe diese Freiheit und das Ungewisse.

Mehr zum Thema Freelancing in der Kreativbranche:

  • In PAGE 4.2020 gibt es mehr Infos zur Akquise von Auftraggebern – sei es Agenturen oder Direktkunden.
  • Ob Freelancing etwas für dich ist, wie du am besten startest und was es mit Scheinselbständigkeit auf sich hat, kannst du in unserem Überblicksartikel zum Thema Freelancing in der Kreativbranche nachlesen.

Nächste Woche gibt es das nächste Freelancer-Interview!

PAGE 4.2020

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