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Entwerfen Frauen bald bessere User Interfaces als Männer?

Keine Angst, hierzulande stehen die Zeichen für Tech-Mädels sehr gut, wie Tanja Diezmann, Professorin für Interaction Design, im Interview berichtet …

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Warum ist die Tech-Branche so männerdominiert? Sind die hippen Jeans- und Bartträger aus den Start-ups etwa frauenfeindlich? Keine Angst, für Entwicklerinnen stehen die Zeichen hierzulande bestens!

Tanja Diezmann, Professorin für Interaction Design an der Hochschule für Gestaltung Bremen startete 1994 als Kreativdirektorin bei Pixelpark, gab damals schon Kurse für Webcoding.
Mit 29 Jahren 1998 Professorin für Interface Design in Dessau geworden. Von 2007 bis 2009 am Art Center College of Design in Pasadena als Director of Interaction/Interface Design eine neue Studienrichtung für Interaction Design aufgebaut. Mit ihrem 2000 in Berlin gegründeten Designstudio pReview, das Interfaces und Interfacesysteme für BMW, Vodafone, Mün­che­ner Rück, O2 oder Sony entwickelte, hatte Tanja Diezmann aber auch reichlich Gelegenheit, mit Konzernen als Kunden Er­fahrungen zu sammeln.

 

Sind Ihnen während Ihrer Zeit in Kalifornien die männlichen Techies als besonders frauenfeindlich aufgefallen?
Tanja Diezmann: Nein, eigentlich ist in Amerika ja jeder willkommen, da zählt nur, was man kann. Vielleicht war es für manche Leute überraschend, was ich (als Frau) mache, aber positiv überraschend.

Woran könnte es dann liegen, dass Frauen es in Silicon Valley relativ schwer haben?
Die Amerikaner sind schon tight. Wenn jemand etwas in einem Meeting durchsetzen will, will er das wirklich. Dort geht auch alles schnell. Davon profitieren offensichtlich Männer, die eine andere Kommunikation haben als Frauen. In Deutschland mit seinen lang­wierigen Entscheidungsfindungen ist das vielleicht nicht so offensichtlich.

Trotzdem dominieren auch hier Männer die Tech-Szene.
Manchmal machen es sich die Frauen aber auch selbst schwer. Wie sich manche auf ihren Fotos bei XING als nette Mädels präsentieren, sollte man je nach Jobwunsch vielleicht mal überdenken. In Bremen haben wir im Studiengang Digitale Medien mindestens 50 Prozent Frau­en. Die interessieren sich sehr fürs Programmieren und lernen das auch. Aber sie werden selten solche Nerds wie Jungs, die mit zehn Jahren schon programmiert haben. Frauen befassen sich viel detaillierter mit Inhalten und User Experience und entwerfen daher oft die besseren Interfaces. Die Männer vertiefen sich eher in technische Machbarkeiten oder Experimen­te, kommen aber damit oft besser an.

Frauen befassen sich viel detaillierter mit Inhalten und User Experience und entwerfen daher oft die besseren Interfaces

Sind wir Frauen also doch zu doof für Technik?
Nein, definitiv nicht. Das hat eher etwas mit dem Willen zu tun, Programmieren lernen kann jeder. Die Mädchen wollen es gerne können, aber selten erlernen oder haben Berührungsängste. Im Kurs sind sie dann rasch richtig dabei, weil man ja schnell Erfolgs­erlebnisse hat. Aber sie erst mal in so einen Kurs zu bekommen ist schwierig. Trotzdem haben sich bei den Studenten insgesamt die Grenzen sehr aufgeweicht. Frauen haben zunehmend Lust zu pro­grammieren, zu löten und technisch zu experimentieren, werden also auch Macher, was Technik angeht.

Werden Frauen sich in der Jobwelt besser durchsetzen, wenn sie erst mal beim technischen Know-how aufholen?
Nur wenn sich auch etwas am Auftreten und an der Kommunikation der Frauen ändert. Manchmal scheint mir, dass sie nicht gelernt haben, sachlich zu argumentieren und bei Konflikten eher emotional reagieren. Männer verstehen sich anders untereinander und treten Frauen gegenüber im Business auch mal überheblich auf. Als Frau, die mit neuesten Technologien arbeitet (und deren Potenziale erforscht), wird man regelmäßig unterschätzt. In solchen Situationen hilft nur Selbstvertrauen. Frauen müssen nicht besser werden in dem, was sie machen – sondern schlicht ihre Kommunikationsform ändern.

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