Drei Grands Prix hat die ADC-Jury in diesem Jahr vergeben. Sie kommen aus den Bereichen Design, Editorial und Digitale Medien.
Es ist schon das zweite ADC Festival, das rein digital stattfinden musste, inklusive der Award Show zum Abschluss. Und man muss sagen: Langsam werden alle routinierter. Trotzdem fehlte natürlich das Publikums-Feedback, als Moderator Steven Gätjen in dem kleinen ADC-Studio in Hamburg Ottensen die Nagel-Gewinner:innen verkündete. Bleibt die Hoffnung auf ein »echtes« Zusammentreffen im nächsten Jahr!
Die Jury-Arbeit hat die Situation kaum beeinträchtigt – manch einer soll sogar noch konzentrierter bei der Sache gewesen sein. Alle 29 Jurys haben jedenfalls wieder ihr Bestes gegeben und aus den Einreichungen 3 Grands Prix, 33 Gold-, 101 Silber-, und 187 Bronze-Arbeiten gekürt sowie 255 Auszeichnungen vergeben. Der Anteil der Neueinreicher ist laut ADC 2021 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen, unter anderem wegen der Sonderaktion im März, bei der je eine Einreichung kostenlos war.
Wir zeigen hier die von der Jury mit der höchsten Auszeichnung – dem Grand Prix – bedachten Arbeiten. Alle Gewinner von Gold-, Silber- und Bronze-Nägeln sowie Auszeichnungen gibt es in der ADC App.
Die ADC Grands Prix 2021
»What a competition, in every sense. Fantastic cases with creativity that transcended the covid-related year — including several from Germany staking their claim on the international scene. Laser-focused judges who brought so much intensity and energy to the jurying processes. The rigor shows in the final selection, with only three campaigns picking up the prestigious Grand Prix. Competition at its best. That’s ADC«:
So fasst Liz Taylor den diesjährigen Wettbewerb zusammen. Die Global CCO bei Leo Burnett Worldwide sowie CCO bei Publicis Communications North America war in diesem Jahr Chairwoman der ADC-Jury.
Fachbereich Design: Deutschlandreise 2020
Der Fotograf Ingmar Björn Nolting hielt fest, was er erlebte, als er zu Beginn der Corona-Krise zwei Monate lang alleine durch die Rupublik fuhr. Veröffentlicht wurden die Arbeiten des 1995 geborene Fotografen im ZEITmagazin. Wir stellten Nolting übrigens im letzten Jahr als einen der fünf jungen Fotograf:innen vor, die man kennen sollte. 😉
Die Jury meint: »Großartig intensiv, leise ganz laut – ein historisches Zeitdokument! Auf sensible und beklemmende Weise bekommen wir einen neuen Blick auf die Dystopie. Fast malerisch wie Aquarelle liegt ein Schleier über der Stadt, in jedem Foto. Der unsichtbare Virus wird spürbar. Die bewusst stilisierte Farbpalette in Kombination mit dem klaren zentralperspektivischen Bildaufbau transportiert die Melancholie und Stille dieser Zeit auf unglaubliche Art und Weise.“
Das sehen wir ähnlich – die Ausgabe des ZEITmagazins haben wir aufgehoben.
Fachbereich Editorial: #StolenMemory
Die Initiatoren des Projekts #StolenMemory suchen Verwandte ehemaliger KZ-Insassen, um Gegenstände – Effekte genannt – zurückzugeben, die diesen einst gehörten. Die Designagentur Goldener Westen hat für #StolenMemory und die Arolsen Archives die Frage ausgelotet, wie viel Fiktion erlaubt ist, wenn man über historische Fakten und Biografien von realen Menschen erzählt. Drei Animationsfilme und eine interaktive Scrollytelling-Webseite zeigen einen alternativen Ansatz, um junge Generationen zu erreichen.
Die Jury war beeindruckt: »Die Brieftasche eines jungen Polizisten, ein alter Füller, ein Paar Ohrringe, die die Großmutter getragen hat – jedes Jurymitglied könnte jetzt auf der Stelle die Geschichte jener Menschen rekapitulieren, denen diese Gegenstände einst gehörten, so lebendig und eindringlich sind die Videos rund um die ehemaligen KZ-Häftlinge Johannes, István und Helena. In ruhigen, unpathetischen Schwarz-Weiß-Animationen erzählt #StolenMemory vom Überleben und vom Menschbleiben in unmenschlichen Zeiten. Das gründlich recherchierte und unprätentiös erzählte Multimediaprojekt stellt die durchdachte Gestaltung vollständig in den Dienst der Erinnerung und des konkreten Anliegens. Mit wenigen wirkungsvoll gesetzten Akzenten erzeugt #StolenMemory eine unglaubliche Emotionalität, und zieht nicht nur junge Menschen in den Bann, sondern die komplette Jury gleich mit. Eine interaktive Scrollytelling-Website setzt die Suche nach den Angehörigen der Opfer fort, denn rund 2500 Gegenständen warten noch auf die Rückgabe an ihre Familien.«
Fachbereich Digitale Medien: Uncensored Library
Zwei Jahre nach dem Erfolg der Uncensored Playlist legen Reporter ohne Grenzen und DDB Berlin nach mit der Uncensored Library, die das Computerspiel Minecraft als »digitalen Schlupfloch« nutzt. Denn das Spiel ist auch in Ländern zugänglich, in denen Internetzensur herrscht. Am Welttag gegen Internetzensur 2020 eröffnete die digitale Bibliothek, gebaut aus 12,5 Millionen Blöcken. Hier finden sich zensierte Artikel von internationalen Journalist:innen, neu veröffentlich als Minecraft-Bücher – und für denen verfügbar. Nach wie vor kommen immer neue Artikel dazu.
Die Jury macht’s kurz: »Die Grundidee, ein Open World Multiplayer Game zu nutzen um restriktive Firewalls von Autoritäten Staaten zu umgehen, ist schon innovativ. Das dann aber auch noch so monumental umzusetzen verdient aus unser Sicht auf jeden Fall Gold.« Und dann wurde sogar ein Grand Prix draus.
In den Fachbereichen Werbung, Film und Ton, sowie Kommunikation im Raum und Event gibt es in diesem Jahr keine Grands Prix. Alle Gewinnerarbeiten – Gold, Silber, Bronze und Auszeichnungen – findet ihr in der ADC App. Dort gibt es auch alle Gewinner:innen der ADC Talent Awards, die bereits am Vortag verliehen wurden – hier unser Bericht dazu.
Das ist Design wert! ++ UX Design: Typo fürs Internet of Things ++ CD/CI: Designkonzepte effektiv einführen ++ TDC New York ++ Kollaborationstools & die DSGVO ++ Teambuilding