PAGE online

Konkurrenz für Apple? Das Microsoft Surface Studio im Praxistest

Kann Microsoft mit seinem All-in-One-PC Kreative begeistern und tatsächlich Apple Konkurrenz machen? Wir haben das Gerät getestet.

Surface Studio mit Dial – ein Arbeitsgerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten © Jens Brosemann, www.brosemann.de

Das Surface Studio sieht aus wie ein iMac – aber anders als bei diesem befindet sich die Recheneinheit im Fuß und es lässt sich per Touch und Stift bedienen. Wir haben den All-in-one-PC gemeinsam mit dem Hamburger Illustrator Jens Brosemann ausprobiert. Dass Microsoft es ernst meint mit den Kreativen zeigt der Standfuß: Das Display des Geräts (28 Zoll, 4,5 K) lässt sich bis auf etwa 20 Grad neigen. Der Mechanismus zum Hoch- und Herunterklappen (Zero-Gravity-Gelenk) lässt sich tatsächlich mit einem Finger bedienen und ist so stabil, dass sich auch ein schwerer Anwender darauf abstützen kann. Denn das ist die große Stärke des Surface Studio: Man kann mit dem Stift direkt in Photoshop, Illustrator oder jeder anderen Windows-App zeichnen. Das geht natürlich am besten, wenn das Display flach liegt, und da stützt man sich, zumindest mit einem Arm, auch ab. Zum Schreiben von E-Mails und Rechnungen wird das Display ganz einfach beliebig weit hochgeklappt, und der Anwender greift zu Tastatur und Maus.

Surface Studio mit Dial – ein Arbeitgerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten © Jens Brosemann, www.brosemann.de

Besser als gedacht

Das Zeichnen mit dem neuen Surface Pen klappt erstaunlich gut: Mit 4096 Druckpunkten ist er ausreichend sensibel. Seine Neigefunktion funktioniert derzeit nicht am Surface Studio – sie soll mit einem Systemupdate nachgereicht werden. Im Vergleich zu Wacoms aktuellem Pro Pen 2 gefällt dieser dem Illustrator Jens Brosemann etwas besser. »Der Surface Pen ist etwas zu designgetrieben. Microsoft hätte die Rechtsklicktaste besser hervorheben können.« Seine Befürchtung, dass die gläserne Oberfläche des Surface Studio zu glatt zum Zeichnen sei, bestätigte sich aber nicht. Ärgerlich dagegen ist das Reflektieren: Je nach Aufstellungsort sieht man die eigene helle Kleidung oder eine Büroleuchte als Spiegelung auf dem Display.
Gezeichnet wird wie sonst auch in Photoshop oder Illustrator. Dass man es mit einem Windows-Rechner zu tun hat, merkt man innerhalb der Apps kaum. Auch die Shortcuts sind (fast immer) dieselben wie am Mac. Etwas Umgewöhnung erfordert der Umgang mit Dateien auf der Betriebssystemebene. Wer bisher nicht mit Touch-Systemen gearbeitet hat, wird dies in kurzer Zeit nicht mehr missen wollen. Während man mit der einen Hand den Stift hält, kann man mit den Fingern der anderen Hand skalieren, rotieren und Elemente verschieben, auch die Auswahl von Werkzeugen ist möglich.

Surface Studio mit Dial – ein Arbeitgerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten © Jens Brosemann, www.brosemann.de

Interaktives Drehrad

Mit dem Deutschlandstart des Surface Studio stellt Microsoft auch ein neues Eingabewerkzeug vor: den Dial, einen per Bluetooth angebundenen Druck- und Drehknopf, mit dem man Werkzeuge auswählen und deren Optionen steuern kann. Der Clou: Der Dial lässt sich frei auf dem Display des Surface Studio platzieren und blendet dort kreisförmig die Einstellmöglichkeiten ein. Beispiel: einen Farbkreis bei der Farbauswahl des Pinsel. Die Haftfläche auf der Unterseite des Dial sorgt dafür, dass er auch bei steiler Position stets an Ort und Stelle bleibt – nicht aber, wenn man mit den Fingern Fettspuren am Bildschirm hinterlassen hat. Dann muss erst einmal geputzt werden.
Derzeit wird der Dial am weitesten von Autodesk SketchBook und CorelDraw unterstützt, Adobe hinkt noch hinterher. Lediglich in Premiere ist er derzeit als Jog/Shuttle für den framegenauen und schnellen Bildlauf einsetzbar. Auf Nachfrage gab Adobe an, be reits an einer weitgehenden Unterstützung für den Dial zu arbeiten. Illustrator Brosemann hat den Dial mit SketchBook getestet: »Das Ding reagiert präzise auf die Eingaben und funktioniert gut«, meint er, »aber ich brauche es einfach nicht.« Er bezweifelt, dass sich sein persönlicher Workflow beim Zeichnen durch Dial beschleunigen lässt: »Alles, was das Gerät kann, mache ich intuitiver per Touch oder mit dem Pinsel. Und manchmal sind Shortcuts auf der Tastatur der schnellste Weg.«

Fazit: Das Surface Studio ist das Gerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten. Eine gut verarbeitete, stabile und zugleich schicke Arbeitsmaschine für Kreative. Den Surface Dial brauchen wir derzeit nicht – aber mal sehen, was Adobe aus dem neuen Eingabegerät macht.

Surface Studio mit Dial – ein Arbeitgerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten © Jens Brosemann, www.brosemann.de
[2250]

 

Produkt: PAGE 2021-04
PAGE 2021-04
Brand Yourself: Trends & Tipps ++ Mehr Erfolg als Personenmarke ++ Alternative Einnahmequellen für Kreative ++ UX Design: Stop-Covid-App ++ SPECIAL Wild-plastic – Start-up mit Purpose ++ Nachgefragt: 1 Jahr Corona

Kommentar zu diesem Artikel

  1. “… Gerät, das wir uns eigentlich von Apple gewünscht hätten.” ist wohl der blödeste Satz, den ich je in einer Rezension lesen musste. Wenn ein Gerät, egal von welchem Hersteller, etwas taugt, so darf das Werkzeug, und mehr ist es nun mal nicht, neutral hervorgehoben werden. Die anhaltende und überflüssige Glorifizierung einer Marke, wie sie tagtäglich und überflüssigerweise im Businessumfeld stattfindet, ist nichts, was einem Magazin würdig ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren