Das ist kein Kochbuch wie andere. Eigenhändig illustriert und fotografiert, reichert Herr Grün seine vegetarischen und veganen Rezepte darüber hinaus mit charmanten Geschichten über seinen Nachbarn Professor Caprese an.
Spaghetti mit Berglinsen und einer spicy Senf-Curry-Sauce, Pasta mit Auberginen und frischem Salbei, marokkanischer Kartoffelsalat, Chicorée neapolitanisch, Sommerwunschkuchen oder Schokoberge.
Natürlich läuft einem bei den Rezepten von Herrn Grün, die er jetzt in seinem zweiten wunderbaren Kochbuch herausgebracht hat, das Wasser im Mund zusammen, ziehen laue Sommerabende am inneren Auge vorbei, eine große Tafel mit Freunden und gemütliche Herbst-Dinner, Neapel, Casablanca und der eigene Garten.
Und gleichzeitig kann man sich dabei in den Geschichten über Herrn Grün und Professor Caprese verlieren, Nachbarn und Freunde, die sogar irgendwann gemeinsam an diesem Kochbuch tüfteln, das so unique ist wie sie selbst.
Zehn Jahre ist es her, dass Herr Grün, Alter Ego des Hamburger Werbetexters Manfred Zimmer, den Kochlöffel in die Hand nahm. Frustriert von Massentierhaltung und fantasielosen Gerichten, startete Zimmer damals seinen Kochblog, der neben Rezepten immer auch philosophisches und gewitztes bietet, charmante Erzählungen – und Illustrationen.
Meistens haben diese einen schnellen Strich, sind fein und lebendig und mit ein paar Farbtupfern versehen, mit leuchtend violetten Auberginen, strahlend orangefarbenen Karotten, mit Ravioli, gelb wie die Sonne, flirrenden Palmen und manchmal steigt sogar ein Heißluftballon auf oder taucht der König der Äpfel in seinem roten Mantel auf.
Er möchte gerne ein Gefühl ausdrücken, das in ihm ist, sagt Manfred Zimmer über seine Gestaltung. »Die Zeichnung soll die Erzählung noch spürbarer machen. Ich liebe das Schemenhafte. Beim Zeichnen kneife ich oft die Augen zusammen. So wird alles etwas verschwommener, wichtig sind nur noch die Konturen, das Wesentliche und ich kann das Gefühlte besser übertragen.«
Doch nicht nur in die Illustrationen, sondern auch in die Gerichte lässt er ganze Geschichten und Stimmungen einfließen. Wie in die Kichererbsen-Kreuzkümmel-Fladen mit Tomaten und grünen Bohnen. Sie fangen einen Moment auf einem Gut in Umbrien ein, die Mittagshitze am Pool, wenn die Füße im Wasser baumeln, Hummeln vorbeifliegen und der Lavendel riecht. Wenn man in der Ferne einen Traktor hört und Wasser, das man auf die heißen Steine träufelt, sofort verschwindet.
Diese Glücksgefühle und diese (medi-)terranen Momente, wie Manfred Zimmer sie nennt, zeigt auch seine Foodfotografie. Wichtig ist ihm, dass sie hell ist und ohne Schischi und Deko auskommt. Und es gemocht ausschaut.
Und einfach köstlich. So wie Paprika knallrot auf Pasta und in einem schön glasierten, dunklem Teller glänzt, Kurkuma-Fettuccine sich auf grau-mehligem Untergrund kringeln, wie karamellisierte Rote Beete satt wie ein dunkler Mond leuchtet oder Sommersuppe mit weißen Bohnen im Sonnenlicht.
Nicht umsonst nennt Herr Grün seine Küche Kochlabor. Dort wird experimentiert und zusammengebracht, was auf den ersten Blick nicht immer zusammengehört, treffen Pizza und Blaukraut aufeinander und Erbsen und Erdnusscreme. Und während Bohnen ihren unnachahmlichen Bohnenduft verströmen, wie er Grün sagt, versetzt ein Stück getrocknete Chilischote alles schließlich in Aufregung.
Als er mal wieder im Kochlabor saß und an einem Espresso nippte, erzählte Professor Caprese Herrn Grün, dass ihn jemand gefragt hätte, wie er ein Restaurant nennen würde. Er hatte nachgedacht und kam auf den Namen»sonntags und immer«. Herr Grün verstand sofort – »und konnte dieses sonnige Gefühl ganz plötzlich spüren.«
Wir auch.
Manfred Zimmer: Herr Grün kocht. Natürlich. Vegetarisch und vegan. Rezepte und Geschichten aus dem Kochlabor No. 2, gebunden, 220 Seiten, 127 farbige Fotos + 17 Illustrationen von Herrn Grün, Grün & Caprese Verlag, 32 Euro, ISBN: 9783000744747