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Kreativität ist positives Denken: Unsere Highlights der Config 2024!

Blumige Tech-Identities, spektakulären Superbowl Motion Graphics, die unbekannte Seite des TeamLab – und ein legendärer Kreativer, der die Dinge auf den Punkt bringt: Nie gab es bessere Design-Talks auf der Figma Konferenz. Diese haben uns besonders gefallen, Spike Jonze mit »Her« inklusive.

Meredith Black, Director of Designops bei Figma im Gespräch mit Digital-Künstler Refik Anadol

Zwei Tage volles Programm bot die Config 2024, Keynotes, Closing Notes und jede Menge Talks – und darunter mehr als je zuvor über Design. Und am ersten Konferenztag sorgte, inmitten von Figma-Produkteinführungen und jeder Menge KI-Euphorie zahlreicher Start-up-CEOs, vor allem ein Gespräch für großartige Entspanntheit und coole Cleverness.

Und man konnte Dylan Field, milliardenschwerer CEO von Figma und dabei gerade mal 32 Jahre jung, anmerken, wie sehr er sein Gegenüber bewundert und auch ein wenig eingeschüchtert war.

Denn bevor die Stanford-KI-Koryphäe und Professorin Fei Fei Li von ihren Forschungen erzählten, fläzte sich Jesper Kouthoofd, Ikone der Werbebranche und heute CEO von Teenage Engineering, der führenden schwedischen Marke für Unterhaltungselektronik, bekannt für ihre umwerfend gestalteten Audioprodukte samt riesiger Fangemeinde, die dafür sorgt, dass die meisten Neuerscheinungen sofort ausverkauft sind. So wie zuletzt der The Rabbit, der gegen die Smartphone-Fatique helfen soll.

Figma CEO Dylan Field befragt Jesper Kouthoofd von Teenage Engineering

Was ist gutes Design? Jesper Kouthoofd weiß es!

Kouthoofd stellte klar, dass er immer für sich selbst designt, überhaupt nichts von User Research hält und dass Kreativität für ihn positives Denken bedeutet.

Gleichzeitig plädierte er dafür, dass es nicht-kommerzielle Alternativen zu technischen Plattformen geben müsste, da das Internet trotz aller anfänglichen Visionen längst von Werbung und Kapitalismus übernommen worden sei und ein Ort entstehen müsste, an dem man zu Beispiel KI für gute und relevante Zwecke einsetzen kann.

Gutes Design müsse nicht schön, sondern vor allem persönlich sein, es müsse eine eigene Stimme haben und auch in 20 Jahren noch sinnvoll und bedeutsam sein. Gleichzeitig dürfe Design niemandem schaden, niemanden verletzen, solle Qualität haben, zeitlos sein und respektvoll. Gutes Design sei, eine tolle Lösung für ein Problem zu finden.

Warum ist eine Gabel so gestaltet, wie sie es ist? Warum sehen Stäbchen aus, wie sie aussehen?

Passend zu diesen Fragen drückte Kouthoofd Dylan Field ein Taschenbuch in die Hand, dass dies alles erklärt und erzählte, dass er es bei seinem Bummel durch San Francisco mit seiner Tochter in einem marxistischen Buchladen gefunden hat.

Lachend und charmant hob er einiges aus den Angeln, was den Tag über auf der Tech-Konferenz vorgestellt wurde und plädierte beim Abschied: »Wir müssen die Menschheit gemeinsam voranbringen«.

Blumiger Tech

Eine Vision haben auch Nashilu Mouen und Karla Mickens Cole und der New Yorker The Browser Company, den den Browser Arc entwickelt hat, der nicht Werbe-gestützt ist, Apps und Websites zusammenführt und mithilfe zahlreicher anderer Features das Navigieren durch die digitale Welt einfacher machen möchte.

Und auch die Identity von Arc geht dabei ihre eigenen Wege, die weit weg von herkömmlichem Tech-Design führen und einen sehr persönlichen Touch haben.

In Erinnerung an die Lochkarten, mit denen der Vater von Nashilu Mouen, Head of Storytelling bei The Browser Company in den 1970ern arbeitete und mit viel Emotion und Farbverläufen ist das Corporate Design versehen, das Wärme und Nähe ausstrahlt und jeden Namen – auch die von Besucher:innen – mit einem Titel wie »Confident Genius«, »Precious Adventurer« oder »Cute Dreamer« versieht.

Gleichzeitig finden sich in dem Erscheinungsbild – weitab von den herkömmlichen eher technischen Looks, Blumen und Icons, die aus einer bunten Picknick-Szene abgeleitet sind, das Makoua und ihre Tochter eines Nachmittags gemalt haben.

Lass Blumen sprechen: Branding von The Browser Company

»Du kannst keine Grenzen überschreiten, wenn du nur in deinem eigenen Gebiet schaust«, sagen Makoua und – und fragt, warum KI immer diese Funkel-Sternchen-Icons hat (wie bei Figma jetzt :)) und warum das Icon nicht persönlicher gestaltet werden kann?

Und warum können Tech-Identities nicht blühen? Oder sich gemäß der Jahreszeiten verändern? Können sie. Zumindest bei der Browser Company deren Produkt sich lebendig anfühlen soll, freundlich und ganz nah am Leben.

Emily Sneddon und Taamrat Amaize der Agentur Collins

Zurück in die Zukunft!

Ihren eigenen Weg möchten auch Emily Sneddon und Taamrat Amaize der New Yorker Kreativagentur Collins gehen, die zwei ihrer Projekte zeigten. Einmal, wie sie die Versicherung Next, die auf Firmen spezialisiert ist, mitten in der Pandemie mit einem neuen Corporate Design versahen.

Das setzt auf Courage against Conmformity, auf Mut anstatt Gleichförmigkeit setzt, auf leuchtende Farben und einen Illustrationsstil, bei dem sie sich von Mickey Mouse haben inspirieren lassen, der während der großen Depression 1928 für Aufmunterung sorgte, genauso wie es die welt während Covid gebrauchen konnte. Und das saß, die Next-Website brach zeitweise zusammen, so enorm war der Andrang von Neukund:innen.

Collins Relaunch für Next samt Illustrationen im Mickey-Mouse-Stil

Zurück in die Vergangenheit führte auch ihre Kampagne für Figma, die den kollaborativen Charakter der Software auf den Punkt brachte. Und sie schreckten dabei vor keinen großen Namen zurück, um Figma zu positionieren.

Suche in der Geschichte nach passenden Ereignissen oder Personen und verbinde die Neuerungen mit etwas Bekanntem, dass einem ein positives Gefühl vermittelt, heißt das Credo der beiden. Ganz so wie Steve Jobs, der den Homecomputer mit der Heimeligkeit einer Cuisinart Küchenmaschine versah und ihn so in einer ersten Kampagne positionierte.

Ganz wie Collins Next mit Mickey Mouse verband. Nicht umsonst verfügt Collins in ihren Agenturräumen über eine Bibliothek mit mehr als 5.000 Büchern, die von Historie über Philosophie, Design, Kunst, Technik zu Poesie reichen.

Collins Erfolgskampagne für Figma

Und da Figma von 65 Prozent Professionellen genutzt wird, die keine Designer:innen sind, griffen sie auf Leonardo Da Vinci’s Mona Lisa zurück, die anfangs ganz unbekannt war, von Napoleon gerettet und während der Französischen Revolution versteckt wurde und erst 1911 durch ihren Diebstahl aus dem Louvre zur Ikone wurde. Ihr Verschwinden dauerte nur 28 Stunden, aber die reichten, um sie zu dem berühmtesten Gemälde der Welt zu machen. Eine Gruppenleistung ganz so wie Figma sie ermöglicht sagt Collins.

Oder wie Einstein zur Relativitätstheorie kam, die nicht ohne Leistungen anderer Kollegen möglich gewesen wäre. Collins machte Schluss mit dem einsamen Genie, da Kreativität schließlich immer eine gemeinschaftliche Sache sei. Und daraus entstand schließlich eine kunterbunte Erfolgskampagne.

Die Künstlerin und Motion Designerin Emonee LaRussa

Cooles Neondesign für den Superbowl

Ziemlich genial aber sind die Superbowl Motion Graphics, die Emonee LaRussa vorstellte, die für Kanye West oder FKA Twigs arbeitete und zweifache Emmy Gewinnerin ist.

Gemeinsam mit der Illustratorin Lena Vargas entstand ein großartiger Reigen aus Visuals, die gemäß des Austragungsortes Las Vegas im schönsten Neon-Design funkelten und die Staaten und Logos der Finalteams San Francisco 49ers und der Kansas City Chiefs aufnahmen.

Wie Emonee LaRussa das riesige Projekt stemmte, das das gesamte, gigantische Stadion bespielte und zwar auf Leinwänden, Bannern und Laufbändern unterschiedlicher Größe (mit viel Liebe, Teambonding und großer Offenheit) und wie sie damit umging, dass die Finalteams erst kurze Zeit vor dem Superbowl feststehen, erzählte sie mitreißend und hinterließ einen riesigen Eindruck. Auch damit, dass sie sich mit den Worten verabschiedete, dass sie glücklich sei, dass jemand mit ihrer Herkunft mit so einer großen Aufgabe und vor ein solches Event beauftragt worden sei.

TeamLab-Mitgründer Daisuke Sakai

Kunst für alle

Digital Art zwei Superplayer: Refik Anadol und TeamLab. Und während Anadol viele seiner Überwältigungsvisuals zeigte (siehe Bild ganz oben), die die riesige Halle in Bewegung brachten und sein kommendes AI-Projekt Dataland kurz anteaserte, überraschte das japanische Kollektiv TeamLab, bekannt für ihre immersiven digitalen Erlebnisräume, die sie mit Hilfe neuer Technologien immer wieder überarbeiten, mit zahlreichen Brandingprojekte, die sie für japanische Firmen entwickeln.

Weit von den digitalen Artworks von TeamLab setzen diese vor allem auf Minimalismus.

Dennoch betonte TeamLab-Mitgründer Daisuke Sakai, dass es in ihren immersiven Raumerlebnissen nicht um große Ideen, sondern immer um die Umsetzung gehe, um Grenzen, die sich auflösen, darum, eins mit den Visuals zu werden. In ihrer Branding-Arbeit hingegen suchen sie nach breitgefächerten Lösungen, die jedem zu Gute kommen. Ob für die Resonanz Bank oder die japanische Post.

Branding- und App-Projekte von TeamLab

Am meisten aber liegt ihnen die Grundschule Hayakita am Herzen, die sie gebaut haben und in der alte und junge Menschen sich treffen, in der Babies herumkrabbeln und Teenager an Computer sitzen, alle zusammenfinden, sich austauschen und ihre Tage miteinander verbringen.

Und: Never stop dancing! gab TeamLab-Mitgründer Daisuke Sakai einem noch mit auf den Weg. Denn damit hat die Arbeit von TeamLab einst begonnen.

Spike Jonze im Gespräch mit Caterina Fake

Bananen statt Devices

Und zum Schluß dann betrat Spike Jonze die Bühne, der mit seinem Film »Her« 2013 bereits weit in die Zukunft geschaut hat. Mit Jacquin Phoenix als einsamem Angestellten und Scarleet Johanssen als KI-Stimme, die ihm Halt gibt. Zumindest anfangs.

Er wollte damals eine Liebesgeschichte drehen sagte Spike Jonze und dann hat er im Netz einen Chatbot entdeckt und kurz mit ihm kommuniziert. 2010 war das und Jonze so fasziniert davon, das er begann »Her« zu schreiben. Und das als Zukunftsdrama, dass um unser Bedürfnis nach Intimität kreist und unser Angst davor. Und gleichzeitig die Grenzen von KI zeigt.

Der Oscar-gekrönte Film sollte mehr ein Gedicht als ein Sci-Fi-Drama sein, gedreht in Grau- und Brauntönen, in denen warmes Rot, Orange oder Gelb nur schlaglichtartig auftaucht. Alles Blau wurde herausgefiltert und genauso alle Baseball-Hats und ähnliches.

Was die Technik angeht, die mittlerweile unser Leben bestimmt, hofft er, dass die Entscheider:innen, die so eine große Verantwortung tragen, immer wieder ihre Intentionen überdenken, damit der Graben zwischen uns allen nicht noch größer werde.

Und was für ihn die wichtigsten Tools seien? Und statt Devices und Apps aufzuzählen sagte er: bequeme Schuhe, die Stifte Le Pens und Sharpies und Bananen …

Bananen und Sharpies: Spike Jonze auf der Config 2024
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