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Versicherung für Kreative: Die Berufsunfähigkeits-versicherung

Jeder Designer sollte darüber nachdenken. Christian Büning gibt hilfreiche Tipps …

Christian_Buening

Designer haben den schönsten Beruf der Welt, stehen aber auch oft unter Druck. Der häufigste Grund, warum sie aus dem Beruf ausscheiden, sind seelische Probleme. Rückenbeschwerden folgen auf Platz zwei, danach erst alle anderen Gebrechen. Die gute Nachricht daran: Kreative fallen also eher nicht von Gerüsten, werden selten über­­fahren und stolpern nicht in Kreissägen. Trotzdem sollte jeder Designer darüber nachdenken, was passiert, wenn er nicht mehr als Designer arbeiten kann.

Genau dafür gibt es die Berufsunfähigkeitsver­sicherung, unter Insidern knapp »BU« genannt. Wichtig ist, tatsächlich eine Berufsunfähigkeits­versicherung und nicht aus Versehen eine Er­werbs­unfähigkeitsversicherung (EU) abzuschlie­ßen. Diese ist zwar günstiger, aber im Leistungs­fall ist der Unterschied schmerzhaft zu spüren. Wenn ich gerade noch imstande bin, Kugelschrei­ber zusammenzudrehen, kann ich nicht mehr als Designer tätig sein, aber ich kann arbeiten. Die BU greift dann, die EU noch lange nicht.

Unbedingt ehrlich sein

Bei der Auswahl der Anbieter empfiehlt es sich, eine unverbindliche Vorabanfrage zu stellen. Hier werden Sie nach Vorerkrankungen und persönlichen Risiken wie etwa Bungee-Jumping oder Rauchen gefragt. Seien Sie hier unbedingt ehrlich, denn jede Notlüge kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Vor Abschluss eines Vertrags müssen Sie zudem Ihren Arzt von der Schweigepflicht entbinden – Schummeln ist also zwecklos. Sie würden im Zweifel jahrelang Beiträge zahlen, hätten aber keinen Schutz, weil Sie falsche Angaben gemacht haben.

Designer scheiden am häufigsten der Psyche wegen aus dem Beruf. Wer schon in psycholo­gi­scher Behandlung war, wird schwieriger eine Versicherung bekommen

Stellen Sie diese Vorabanfrage bei mindes­tens fünf Versicherern. Sie erhalten dann einen Berg Informationsmaterial mit Stockfotos von glücklichen Menschen und eine Ahnung, ob man Sie überhaupt versichern würde. Versicherer berech­n­en die Ausfallrisiken nach Häufigkeiten, und De­signer scheiden wie gesagt am häufigs­ten der Psy­che wegen aus dem Beruf. Wer schon in psy­cho­logischer Behandlung war, wird schwieri­ger eine Versicherung bekommen oder vielleicht nur einen Vertrag, der psychische Ausfallgründe ausschließt. Warum die Versicherer so handeln, ist nicht nachvollziehbar. Eine Therapie ist heute nicht unüblich und meist ein guter Baustein für langfristige Ausgeglichenheit. Allerdings müssen derartige Vorerkrankungen nur fünf Jahre rückwirkend benannt werden, achten Sie also darauf, Ihren Antrag zum richtigen Zeitpunkt zu stellen.

Auf die Leistungs- und Klagequote achten

Bei der Auswahl der Anbieter lohnt sich auch ein Blick auf die sogenannte Leistungsquote sowie die Klagequote. Versicherer mit einer Leistungsquote unter 85 Prozent sollten Sie meiden, ebenso Versicherer mit hoher Klagequote. Denn diese lässt auf ein perfides Vorgehen nach dem Muster der Zermürbung schließen. Wenn Sie die Ver­si­che­­rung in Anspruch nehmen müssen, sind Sie meist krank, Ihr Anbieter aber nicht. Und der kann auf Zeit spielen. Nach sehr viel Schriftverkehr zie­hen Sie zuletzt vor Gericht und erleben, wie unendlich lang sich ein Prozess dehnen lässt, während Sie dringend Geld benötigen. Versicherer, die viel prozessieren, sind keine guten Versicherer.

Vermeiden Sie auch unbedingt Verträge mit sogenannten abstrakten Verweisungen. Denn das bedeutet, dass Sie auf einen ähnlichen Beruf ver­wiesen werden können, den Sie als Designer noch ausüben könnten – etwa einen Job als Reinzeichner. Die Versicherung müsste dann nicht zahlen.

Übrigens: Je jünger sie sind, wenn Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, desto niedriger sind die Beiträge. Sie können ein progressives Wachstum einplanen, bei dem Ihre Ansprüche und die Beiträge mit jedem Jahr steigen. Als Designer haben Sie auch Zugang zu den Angeboten des Presseversorgungswerks. Leider sind die meisten Aufwendungen für eine Berufsunfähigkeitsversicherung steuerlich nicht mehr absetzbar, da die steuerliche Geltendmachung schrittweise zurückgenommen worden ist.

Ich empfehle zur klassischen BU noch eine etwas andere Absicherung: Gehen Sie pfleglich mit sich um! Beuten Sie sich und andere nicht aus! Arbeiten Sie gewinnbringend! Achten Sie auf Regeneration und kulturelles Wachstum! Das wappnet Sie für Ihr Designerleben und verringert die Chancen, dass Sie die Leistungen einer Berufsunfähigkeitsversicherung tatsäch­lich in Anspruch nehmen müssen. Dann können Sie möglichst lange im schönsten Beruf der Welt arbeiten.

 

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Christian Büning ist Inhaber von Büro Büning für Informationsgestaltung und des Werkstoff Verlags in Münster. Im Berufs­verband BDG setzt er sich für Professionalisierung, Fairness und Designer ein.

 

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