Erklärfilme für die Sonderkommission
Motion Designer Sebastian Stuertz entwarf für einen ARD Doku-Thriller zahlreiche Visuals, bei denen Reformator Martin Luther im Mittelpunkt stand
Drei Erklärfilme über Martin Luther für das Terrorismusabwehrzentrum des Bundes, so lautete der ungewöhnliche Auftrag für Sebastian Stuertz, oder besser gesagt: So wollte es das Drehbuch eines Doku-Krimis der ARD anlässlich des Reformationsjahres 2017, für den der Hamburger Motion Graphic Designer im Auftrag der Produktions dmfilm zahlreiche Animationen und mehrere Bewegtbildinhalte erstellt hat.
Der Film »Die Luther Matrix«. dreht sich um einen Whistleblower, der Informationen aus dem Bundeskanzleramt an die Öffentlichkeit weiter gereicht hat, auffliegt, und in den Verhören nach seiner Verhaftung vorwiegend Luther rezitiert. Also beginnt das Ermittlerteam zu recherchieren und findet im World Wide Web die besagten Erklärfilme. Hier war vor allem stilistische Vielfalt gefragt, also ließ sich Sebastian Stuertz vielerorts inspirieren: Für den Film über Luthers Aufenthalt auf der Wartburg beispielsweise fand er Inspiration in zeitgenössischen Gemälden der Lutherzeit, die er teilweise auch nachstellte und animierte. So basieren seine Visualisierungen des Reichstages, der Wartburg oder des zornigen Gottes auf diesen Recherchen. »Um den Bewegungsablauf eines Pferdes realistisch abzubilden, habe ich mich sogar an einer Studie des britischen Fotografen Eadweard Mutbridge orientiert«, verrät er.
Für den Beitrag über »Luther und die Medien« standen die alten Monty Python-Trickfilme von Terry Gilliam Pate – von Stuertz etwas zeitgemäßer umgesetzt. »Der Regisseur wollte es möglichst schräg und durchgeballert, das war natürlich ein Riesenspaß«, freut er sich. Da Martin Luther und Lucas Cranach mit ihren Karikaturen und Schmähschriften – für ihre Zeit – moderne Medien nutzten und ähnlich kritische Kommentare abgaben, wie heutzutage Street Artists, so Stuertz,zitiert er auch Streetart-Stencils und Paste-Ups.
Und für den dritten Film »Martin Luther in 100 Sekunden« schließlich inspierierten ihn die Opening Titles der amerikanischen TV-Comedy »Man Seeking Woman« die das amerikanische Designstudios digital kitchen gestaltet hat.
Aber das war noch nicht alles auch das Interface der SOKO-Software entspringt der Fantasy des Hamburger Motion Graphic Designers. »Für dieses Fantasy User Interface habe ich alles mögliche recherchiert, von aktuellen James Bond Filmen bis zu Navi CSI, Tron, Thor et cetera.« Zentrale Anlaufstelle war für ihn auch die Webseite Pushing Pixels, die Fantasy User Interfaces in einer eigenen Kategorie führt. »Der Kunde wollte es amerikanisch übertrieben, Screens auf denen immer mächtig viel los ist. Damit es dennoch einen »deutschen« Touch bekommt, habe ich die DIN Typo benutzt.« verrät Stuertz. Und damit die Ermittler die in Animate erstellten Animationen (fast) wie ein echtes Interface nutzen konnten, packte sie der Hamburger Interactive Designer Matthias Mach in einige Zeilen Code.
Neben Filmen und Interfaces gestaltete Sebastian Stuertz innerhalb von vier Monaten auch noch einige Requisiten wie das Logo der ermittelnden Behörde oder fiktionale Tageszeitungen. Unabhängig von der Workload des Projekts ist Sebastian Stuertz nun nach acht Jahren Freelancerdasein als cadadas gerade als Geschäftsführer Kreation/Animation bei mookwe eingestiegen. Die Hamburger Filmproduktion und Ideenschmiede ist vor allem für ihre Musikvideoproduktionen für Künstler wie Deichkind, Fettes Brot und ASD bekannt, entwickelt aber auch Erklärfilme und Animationen.
Den kompletten Film »Die Luther Matrix« gibt es hier in der ARD-Mediathek.
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