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Monotype kauft Fontshop: Das sagt die Community Teil II

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eter Bilak, Gründer der Foundry Typotheque in Den Haag, reagierte zunächst völlig ungläubig. Er hofft, dass Fontshop die Beziehungen zu seinen kleineren Kunden und Designern, die das Berliner Schriftenhaus einzigartig machen, beibehalten kann.

Vor knapp einer Woche wurde bekannt, dass das US-Unternehmen Monotype den Fontshop gekauft hat. Wir fragten Designer und Typedesigner was ihr erster Gedanke war, als sie von dem Deal hörten und was sie jetzt, ein paar Tage später darüber denken.

 

Sechs Kreative haben bereits gestern ihre Meinung gesagt, diese Statements finden Sie hier.

 

 

 

Peter Bilak, Gründer Typotheque, Den Haag

My first reaction was a complete disbelieve. I double checked if this was not a joke. Fontshop and FontFont always branded themselves as an independent type label, and this is part of the attraction of type designer to release their fonts there. Being part of a mammoth company makes it less attractive, and seems contradicting how they have been communicating for years.

First reactions are always emotional, which show how much people loved FontFont. I think it will be harder to be loved,after the acquisition.

I understand it is business. Things change, partners age, companies grow. Over the years I learned not to be judgmental, especially when I don’t know the full details. There are good people of both sides, and I wish them luck. I understand that Fontshop wants to tap into a bigger corporate marker, I just hope they can keep the same relationship with their smaller clients and designers, this is what made Fontshop unique.

 

Nina Stössinger, Type Designerin, Den Haag

Ich dachte zunächst: Das muss ein Aprilscherz sein.

Mich beunruhigt, wie sich immer größere Teile der kleinen Schriftindustrie in wenigen Händen konzentrieren. Gerade Fontshop hatte ich als gesundes Gegengewicht wahrgenommen: als den Frechsten der Großen, den Zuverlässigsten der Experimentellen; als eine Firma, die vom Design aus denkt. Ein Haus, das sich über Jahrzehnte den Nimbus des ernstzunehmenden Alternativen aufbaut, darf eigentlich niemandem eine schockierte Reaktion übelnehmen, wenn es sich dann in solch einer Kehrtwende dem trägen, aber finanzkräftigen Marktgiganten anschließt.

Als FontFont-Designerin (und Kundin) bin ich enttäuscht und traurig. Und natürlich hoffe ich dabei, dass ich zu pessimistisch bin; hoffe, dass sich FontShop zumindest an der Oberfläche einen kreativen Geist bewahren kann und das Berliner Team, das ich sehr schätze, weiterarbeiten kann wie bisher.

Unabhängigkeit ist eben nicht nur in finanzieller Hinsicht wichtig, Unabhängigkeit ist auch eine Haltung: eine Bereitschaft zum Experiment, ein Glauben an Design als treibende Kraft. Diese Haltung findet man nun vor allem in den kleineren Buden, die nicht die Marktbedürfnisse eines internationalen Konzerns mittragen müssen: Wo Schrift auch als Kultur verstanden wird, nicht bloß als Business.

Bitte, FontShop, bewahre Dir etwas davon.

Stefan Krömer (links) und Ingo Krepinsky, die Typonauten, Bremen

Nein, so überrascht waren wir dann doch nicht! Unsere Schriften bieten wir über MyFonts und Linotype an. Diese Übernahmen hatten wir skeptisch betrachtet. Allerdings hat sich für uns bisher nichts verändert. Die Ansprechpartner sind dieselben, der Service immer noch super, die Beteiligung an den Lizenzen ist gleich geblieben, die monatlichen Abrechnungen sind genauso pünktlich bei uns … beim Fontshop wird das ähnlich sein.

Ein Mono(-type)pol ist natürlich nie gut. Aber Schriften sind ohnehin keine Massenware. Der Idealisimus der Schriftgestalter wird weiterhin dafür sorgen, dass es auch in Zukunft qualitativ hochwertige Schriften für jeden Geschmack geben wird!

Die Pappe, die Stefan hochhält ist übrigens eine nette Letterpress-Aufmerksamkeit gewesen, die Linotype bei der Übernahme durch Monotype an seine Kooperationspartner geschickt hatte. Hoffen wir, dass diese Pappe nicht das einzige ist, was übrig bleibt.

Paul van der Laan, Bold Monday, Den Haag

There were already signs last year that FontShop was preparing itself to be taken over, yet still I was struck when I heard they were bought by this anonymous conglomerate.

With a decrease in competition between foundries, this deal will make it harder for young type designers to negotiate fair royalty percentages over their work.

 

Ludwig Übele, LudwigType, Berlin

Wie die meisten war ich zunächst geschockt. Vor allem weil Fontshop immer sehr stolz darauf war der einzig verbliebene Wettbewerber von Monotype zu sein. Und dabei immer sehr idealistisch klang.

FontShop hatte ja längst an Zauber eingebüßt, und vielleicht nahm der Verkauf den schleichenden Niedergang nur vorweg. Ich kann natürlich aus firmenpolitischer Sicht verstehen, dass jetzt FontShop versucht zu schlichten und die Vorteile herauszustellen, aber dass ein Monopol irgendwelche Vorteile hätte (außer für den Monopolisten), kann niemand glauben der einigermaßen bei Sinnen ist.

Was mich ärgert, dass man nun quasi durch die Hintertür bei Monotype gelandet ist. Viele Designer vertreiben ganz bewusst nicht bei Monotype (ich auch), und haben sich bewusst für FontShop entschieden. Letztes Jahr wurden die FontFont Verträge geändert und die Vertragsdauer von 5 Jahren auf 10 erhöht. Jetzt weiß ich auch warum.

Ramiro Espinoza, ReType, Den Haag

My first thought was: Oh, no!

I still think what happened is very sad and worrying for type designers.

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Was können Variable Fonts und wem nützen die OpenType-Schriften?

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