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Designerdock: Jobs und Gehälter in der Kreativbranche

Indra Sarkar arbeitet bei Designerdock Berlin, wo sie als Personalberaterin täglich Kreative an Unternehmen vermittelt. Mit uns sprach sie über die Tendenz zur Festanstellung, Gehälter, gefragte Jobs und die Sprachverwirrung bei vielen Berufsbezeichnungen: UX Designer, Scrum Master, Vi­sual Designer, etc.

Indra Sarkar arbeitet bei Designerdock Berlin, wo sie als Personalberaterin täglich Kreative an Unternehmen vermittelt. Mit uns sprach sie über die Tendenz zur Festanstellung, Gehälter, gefragte Jobs und die Sprachverwirrung bei vielen Berufsbezeichnungen: UX Designer, Scrum Master, Vi­sual Designer, etc.

Abbildung: Indra Sarkar, Personalberaterin bei Designerdock in Berlin

Wie sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus?
Indra Sarkar: Insgesamt sehr gut, tendenziell gibt es deutschlandweit mehr offene Stellen als geeig­nete Leute. Bei Designerdock Berlin haben wir seit eini­ger Zeit verstärkt Anfragen nach Festangestellten. Freelancer werden hier oft nur noch für den Notfall oder in Ausnahmesituationen gebucht. Es gibt sehr viel zu tun; der Arbeitsmarkt brummt.

Welche Jobs sind besonders gefragt?
Programmierer, Software- und Datenbankentwickler – alles rund um Internettechnologie. Ich spreche allerdings von einem bestimmten Niveau. Bei uns ge­fragt sind Developer mit PHP- und MySQL-Kenntnissen, CMS-Entwickler oder App-Spezialisten.

Und was wird im Kreativbereich gesucht?
Alles, was mit UX Design zu tun hat. Das können De­signer, aber auch Konzepter sein. Bedarf besteht auch an Textern und Grafikern auf hohem Niveau, vorausgesetzt, sie haben Verständnis und Affinität zu digitalen Medien. Begehrt sind zudem sehr gute Leute in der Digitalstrategie: Produkt- und Service­entwickler et cetera. Händeringend werden auch gu­te Leute fürs Online-Marketing gesucht.

In welchen Jobs verdient man besonders gut?
Eigentlich in allen Jobs jenseits des »normalen« Gra­fik- oder Screendesigners. Gut bezahlt wird lo­gischer­weise in der Programmierung, weil dort der Bedarf hoch ist. Es gibt aber keine Blase wie vor rund zehn Jahren, als die Nachfrage riesig war und die Leute wer weiß was verlangen konnten. Doch gute Programmierer können immer noch recht hohe Einstiegs­gehälter fordern.

Wie hoch ist denn hoch?
Sagen wir es mal so: Wenn jemand einen Junior für 2000 Euro brutto sucht, finde ich für ihn garantiert keinen Programmierer, aber Texter oder auch Gestal­ter. Bei Design kommt es wirklich auf die Qualität der Mappe und die absolvierten Praktika während des Studiums an. Ganz ordentlich verdienen kann man hier ebenfalls mit Spezialistentum. Bei Konzeptern ist es ähnlich wie bei Designern: Gut verkaufen können sich die ganz genialen Denker. Höher bezahlt wird außerdem alles, was mit Ana­lyse und Strategie zu tun hat. Tendenziell gilt nach wie vor, dass in Unternehmen besser bezahlt wird als in Agenturen.

Wie sieht es mit Karrierechancen aus?
Aufsteigen kann man in allen Bereichen. Es gibt aber auch ein paar Sackgassen, wenn man sich inhalt-
lich nicht weiterentwickelt und dann von anderen überholt wird. So können beispielsweise reine App-Entwickler nicht mit Programmierern konkurrieren, die breiter aufgestellt sind.

Welche Voraussetzungen müssen Bewerber heute generell mitbringen?
Sie sollten einen Fokus haben, also schon eine gewisse Spezialisierung, und diese auch vermarkten können. Das heißt nicht, dass sie nie wieder etwas anderes tun dürfen, sondern dass sie für den Moment erkannt haben, was sie gerne machen und auch gut können. Das ist wichtig, weil für die andere Seite deutlich werden muss, ob man zueinander passt. Schließlich ist es etwas anderes, ob ich Grafikdesig­ner oder Kundenberater für eine Werbeagentur oder für eine Agentur werden will, die vor allem Informationsbroschüren entwirft. Beides ist Grafikdesign, aber mit sehr unterschiedlichen Anforderungen, und meist kann man nicht beides gut. Wichtig ist heute auch, international ausgerichtet zu sein. Aber das sind die meisten Bewerber ohnehin.

Gibt es Jobs, die erst kürzlich entstanden sind?
Zunehmend wichtig wird Big-Data-Analyse, hier werden neue Jobs entstehen. Zwar gab es die quantitative Marktforschung schon immer und viel anderes ist auch Big-Data-Analyse nicht. Aber die Datenmen­gen sind heute eben gewaltig, sodass man andere Tools beherrschen – und vielleicht auch andere Fragen stellen muss. Recht neu ist auch das Arbeitsfeld UX Design; anders als die Programmierung, die es ja schon lange gibt.

Manche Jobanzeigen vermitteln den Eindruck, dass Arbeitgeber selbst nicht genau wissen, wie sie das, was sie suchen, nennen sollen.
Tatsächlich gibt es eine unglaubliche babylonische Sprachverwirrung, und das macht es für Bewerber oft schwer herauszufinden, welche Stelle überhaupt für sie infrage kommt. Das fängt schon bei Jobs wie Projektmanager an. Da steht »Projektmanager« drü­ber, und drin ist jedes Mal was anderes. Es kann sein, dass Titel und Anforderungen gar nicht zusammenpassen. Oder es wird ein Grafiker gesucht, weil die Position in der Agentur schon immer so hieß, verlangt wird aber, dass er zu mindestens 80 Prozent di­gitale Projekte betreut. Das ist dann eigentlich kein Grafiker mehr, sondern ein Screendesigner, um ein einfaches Beispiel zu wählen.

Also sollte man nicht auf die Jobbezeich­nung, sondern auf das Anforderungsprofil schauen.
Genau. Gerade in den neueren Bereichen schwimmen die Unternehmen oft bei den Jobbezeichnun­gen. Da kann es sein, dass sie sich Fantasienamen ausdenken oder einfach falsch betiteln. Daher orien­tieren wir uns immer nur an der Problemlösung. Wie man das Kind dann hinterher nennt, ist dann noch mal was anderes. Für die Suche nach Bewerbern muss man vor allem schauen, welches Problem das Unternehmen gelöst haben möchte.


In unserem Artikel »Kreative Berufe: Jobprofile und Gehälter« stellen wir Ihnen kreative Berufe vor.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Juniortexter und -Ads für 2000 Euro brutto Einstiegsgehalt? Wie soll man davon in Berlin leben? Ganz zu schweigen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt oder München? Prostituieren sich wirklich noch immer Menschen bei all dem Druck, unseren Jobs, den geringen Aufstiegschancen und dem nächtelangen Durcharbeiten für Peanuts? Die müssen ja echt verzweifelt sein oder einfach nur schlecht. Aber auch das wird irgendwann ein Ende haben. Nachwuchs ist schon jetzt Mangelware und die Branche ziemlich tot. Talente, die was auf dem Kasten haben, gehen entweder gleich in die Industrie oder machen sich selbstständig. Gut so.

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