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Kann Design die Welt retten?

Christian Büning, Präsidiumsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner, meint, dass Designer den Designbegriff etwas ausweiten sollten …

Designer sehen sich gerne im klaren Gegensatz zu Werbern, die vermeintlich seelenlos auf Absatzzahlen schielen. Sie wollen lieber Teil der Lösung statt Teil des Problems sein. Fragt man jedoch, wie und wo Designer die Welt wirklich verbessern können, wer­den die Antworten schnell so präzise wie ein Glückskeks. Dabei ist offensichtlich, dass der Entwurf einer Visitenkarte nur minimalen Ein­fluss auf die Umwelt haben kann und auch die beste Gestaltung einer mobilen Seite nicht das Problem der Smartphone-Produktion löst. Für eine bessere Welt gibt es viel zu tun, es gilt nur zu überdenken, was davon eigentlich die Designer tun können.

Mein Tipp: Designer können kommunizieren, und Kommunikation ist sehr viel mehr als die Definition von Typografie auf der Fläche. Überall, wo kommuniziert wird, werden auch Designer gebraucht. Selbst mit dem raffi­nier­testen Plakat zum reflektierten Medienkonsum kann man nicht so viel bewirken wie mit einem Workshop über Bildretusche. Kom­mu­nikation braucht Proportion. Designer müs­sen dazu nur ihren Designbegriff etwas ausweiten und initiativer werden, statt nur auf Aufträ­ge zu warten. Das Design kann den An­spruch, die Welt nachhaltig zu verbessern, also kaum erfüllen. Aber die Designer können das sehr wohl.

Viel Erfolg!

Hinweis der Redaktion, ergänzt am 24. Oktober 2018: Dieser Artikel ist erstmals erschienen in PAGE 04.2015.

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Christian Büning
Präsidiumsmitglied des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner/
PAGE Kolumnist »Business Basics«

info(at)bdg-designer.de
http://www.bdg-designer.de

Christian Büning ist Inhaber des Büro Büning Informationsgestalter und Gründer des Werkstoff Verlags. Er ist Autor der BDG Gründerfibel und schreibt in der PAGE monatlich für Designunternehmer. Im BDG engagiert er sich für faire Märkte und professionelle Teilnehmer, von 2011 bis 2017 in der Funktion als Präsident. Er ist leidenschaftlicher Fan von schematischen Zeichnungen und kann sich oft stundenlang nicht zwischen der Unit und der Droid Sans entscheiden. Christian Büning lebt und arbeitet in Münster – mit Fahrrad, natürlich.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Nein, nein, war kein Vorwurf des Ideenklaus, nur der Gedanke, dass wir bei der Ausweitung gern auch noch den einen oder anderen Schritt weiter gehen können. Zudem müssten wir uns den Vorwurf beide gefallen lassen, stammt der Begriff doch bekanntlich von Bruno Latour, wie man auch bei der PAGE sehr schön nachlesen kann: https://page-online.de/branche-karriere/ausweitung-der-designzone-neue-kolumne-von-agd-chefin-victoria-ringleb/.

  2. liebe Victoria Ringleb, du weißt schon, dass dieser Text in gedruckter Form bereits im Jahr 2015 in der PAGE erschienen ist, oder? Vielleicht überdenkst du deinen Vorwurf des Ideenklaus noch einmal.

  3. Wir freuen uns, dass die Idee der ausgeweiteten Designzone bei den Kollegen des BDG angekommen ist, auch wenn wir gern noch etwas radikaler werden: Ein Workshop über Bildretusche kann durchaus wirksamer sein als ein Plakat, in der Tat. Soll er sich für beide Seiten auszahlen, Designer und Auftraggeber, muss er Teil einer ggf. neuen Rollendefinition von Designer und Auftraggeber im gemeinsamen kreativen Prozess sein. Und wenn wir schon unsere Diskussion auf Design als Auftragsleistung beschränken, sind wir überzeugt davon, dass der Bildretusche-Workshop mindestens von einer Nutzenargumentation durch die Designer begleitet sein sollte, oder mit weniger Worten ausgedrückt: Macht Unternehmensziele zu Designzielen … und das Gute daran ist: Auch dabei können wir die Welt retten. Mehr und Ausführlicheres dazu zum Beispiel hier: https://agd.de/designer/designwirtschaft.

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