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Aus dem DDC Salon: Burnout in der Kreativbranche

Am Donnerstag begrüßte der DCC zum Vortrag von Burnout-Coach Steven Cichon in den Räumen von IBM iX in Hamburg

Eine handgezeichnete Figur sitzt umgeben von Pfeilen auf einem Stuhl, den kopf in die hand gestützt  Mit einer kurzen Einleitung und ein paar Worten zu aktuellen Projekten des DDC von Vorständin Claudia Friedrich startete der Abend in lockerer Atmosphäre. Anschließend begrüßte auch IBM iX Design Principle Antje Kruse-Schomaker und gab Einblicke in die Arbeit des IBM iX Designteams mit über 3000 Designer:innen auf der ganzen Welt.

Den Hauptvortrag hielt DDC-Mitglied, Designer und Heilpraktiker Psychotherapie Steven Cichon. Er begann sich über Burnouts zu informieren, nachdem er selbst 2019 betroffen war. Danach ließ er sich zum systemischen Coach weiterbilden und berät heute bei diversen Problemen in Job und Privatleben.

Steven chichon steht in jeans und Shirt vor einer Präsentation

Wie entsteht ein Burnout?

Burnouts sind ein Thema, mit dem sich die meisten Kreativen früher oder später entweder selbst oder in ihrem Umfeld konfrontiert sehen. Aber was löst einen Burnout genau aus? Steven Cichon ging nach einer kurzen Definition des Burnouts auf unterschiedliche Risikofaktoren ein.

Dazu gehört entgegen der weitläufigen Meinung weitaus mehr als Stress am Arbeitsplatz. Burnouts entstehen dann, wenn private, arbeitsbedingte und persönliche Faktoren zusammenkommen. Jemand der also bereits zuvor eine Veranlagung für Perfektionismus hat oder nicht »Nein« sagen kann, im sozialen Umfeld Schwierigkeiten hat und zusätzlich auf der Arbeit einen hohen Workload, ist anfälliger für einen Burnout. In der Kreativbranche bedingen zusätzliche Faktoren den Stress: Kund:innen können oft Workflows nicht nachvollziehen, oder haben einen falschen Bezug zur Dauer von Aufträgen, Pitches unter unfairen Bedingungen erfordern Überstunden und Designer:innen arbeiten oft weit über ihre Kernkompetenz hinaus.

Dabei durchlaufen Betroffene unterschiedliche Phasen, von der Hochleistung und einem Drang sich zu beweisen über die Ohnmacht, sich nicht aus der Situation befreien zu können bis hin zur totalen Erschöpfung oder Gleichgültigkeit. Für Kreative wird es besonders dann schlimm, wenn neben körperlichen Beschwerden, geschwächtem Immunsystem, Konzentrationsverlust und Schlafmangel auch die Kreativität abnimmt.

Sich selbst helfen

Die gute Nachricht, so Cichon: Unser Umgang mit Stress ist gelernt und daher »re-programmierbar«, etwa mit Achtsamkeitsübungen. Er trainiert mit seinen Coachees beispielsweise, Stress-Situationen zu erkennen und sich im Moment zwischen Empfinden und Reaktion mental zu distanzieren, sodass die Stressreaktion kontrollierter und weniger impulsiv ausfällt.

Zudem können wir äußere Faktoren beobachten und mit Vorgesetzten in Kontakt treten, um den Workload zu verringern. Dazu braucht es allerdings erst einmal ein gewisses Maß an Selbsterkenntnis. Cichon empfiehlt unterschiedliche Tests und Evaluationen, wie etwa anhand des Fünf-Säulen-Identitäts-Modells von Hilarion Petzold, um den Zustand der eigenen Gesundheit, Beziehungen, Leistungsfähigkeit im Beruf, Materielle und emotionale Sicherheit und Glaubens-bzw. Wertebasis zu bewerten.

Steven chichon steht in jeans und Shirt vor einer Präsentation mit Statistik, die zeigt, dass kreative aus der Werbebranche am anfälligsten für Burnouts sind

Prävention duch Arbeitgeber:innen

In der anschließenden Diskussion zum Vortrag kam im Publikum die Frage auf, wie Arbeitgeber:innen in der Kreativbranche präventiv gegen Stress als Burnout-Risiko vorgehen können. Cichon erwiderte Stress sei zunächst auch eine Frage der Arbeitskultur und gerechten Verteilung des Workloads. Wenn Kolleg:innen über einen langen Zeitraum keinen Urlaub nehmen, oder ständig Aufgaben außerhalb ihrer Zuständigkeit übertragen bekommen, sollten Arbeitgeber:innen einschreiten.

Zudem kann es laut Cichon hilfreich sein, nicht nur Coaching anzubieten, sondern die Mitarbeitenden innerhalb der Arbeitszeit durch einen Vortrag zu informieren und einige Evaluationsübungen gemeinsam, aber anonym zu machen, um Betroffenen die Selbsterkenntnis zu erleichtern.

Ist allerdings der Burnout bereits erreicht und Kolleg:innen fallen wegen eines geschwächten Immunsystems oft aus oder können erst gar nicht mehr zur Arbeit kommen heißt es: Rücksicht nehmen, entlasten und nicht für die nächsten Aufgaben einplanen.

Mehr zu den Themen Achtsamkeit und Mentale Gesundheit findet ihr hier

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