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Jobprofil: Piktogrammdesigner

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ssoziatives Denken und Präzision sind bei der Gestaltung der kleinen Zeichen mit großer Wirkung gefragt. Im Service und UX Design, speziell auch für mobile Devices werden sie immer wichtiger.

Schon an der Pekka Halosen Aka­te­mia in Helsinki beschäftigte sich Julia Sysmäläinen mit Piktogram­men. Sie waren Bestandteil des Cor­porate Designs, das die an­ge­hende Kommunikations- und Typedesignerin im Rahmen ihrer Ab­schluss­arbeit entwarf – und spielen für sie bis heu­te eine große Rolle.

Nach Stationen bei der finni­schen Agentur hasan & partners und United Designers Network führt sie heute in Berlin ein Doppelleben, wie sie sagt. Einerseits entwickelt sie mit ihrer Typefoundry Juliasys preisgekrönte Schriften wie den Kafka-Font FF Mister K samt Dingbats-Schnitt mit 600 Piktogrammen, andererseits ist sie Design Di­rec­tor bei Edenspiekermann (www.edenspiekermann.com), wo sie regelmäßig komplexe Pik­to­gramm­fa­milien gestaltet, ob für den digitalen Weinratgeber »WeinStein« oder fürs niederländische Centraal Bureau voor de Statistiek.

Wir sprachen mit ihr über das Faszinierende an der Gestaltung von Piktogram­men und die Fähigkeiten, die man dafür benötigt.


Berufsbezeichnung: Piktogrammdesigner, Icon-Designer
usbildung: Es gibt keine spezielle Ausbildung. Gute Voraussetzungen sind ein Kommunikationsdesign- oder Typografiestudium oder auch eine UI-Design-Ausbildung
Verdienst (brutto): Werden Piktogramme für ein Projekt mitentwickelt, berechnet man das wie Visual Design oder UI Design. Bei spezialisierten Piktogramm-Projekten hängt es von der Komplexität, den Anforderun­- gen und dem Umfang ab. Allgemein gilt: Je höher die Anzahl der Piktogramme, desto geringer ist ihr Einzel­preis. Bei einer Festanstellung verdient man als Junior ab 1500 Euro und als Senior ab 3500 Euro im Monat.


Die Arbeit als Piktogrammdesigner ist sehr speziell. Gibt es dafür eigene Stellen?
Julia Sysmäläinen: Nein, soweit ich weiß, nicht. Die Piktogrammdesigner, die ich kenne, arbeiten im­mer auch in anderen Bereichen, entwickeln Schrif­ten, Identitäten, Interfaces oder sind Illustratoren. Tauchten Piktogramme lange vor allem als »sprachneutrale« Kommunikation im öffentlichen Bereich auf, so sind sie heute oft begleitendes Element einer Visual Identity und vor allem auch beliebte Helfer auf Mobile Devices, wo sie auf kleinstem Raum komple­xe Informationen abbilden können. Dementsprechend werden sie häufig von einem Visual Designer oder einem UI Designer mitgestaltet.

Schaut man sich Ihre Projekte bei Edenspieker­mann an, hat man das Gefühl, dass vor allem die Typografie eine wichtige Rolle in der Piktogrammgestaltung spielt.

Für mich sind Piktogramme stark mit Typedesign verbunden. Ich gestalte viele Erscheinungsbilder, in denen sie ein entscheidender Teil der Markenidentität sind. Von dem Stil und der Formensprache der Hausschrift kann man viel für die Piktogrammsprache ableiten, wenn es um die Strichstärke geht, den Duktus, die Dynamik des Zeichens, ob es eher weich oder eckig ist, was für einen Ausdruck und eine Anmutung es hat. Darüber hinaus ist es hilfreich, aus der Typografie zu kommen, weil heute bei vielen Fonts Piktogramme in Form von Dingbats als Schnitt integriert werden. Schöne Beispiele sind Netto von Daniel Utz oder Info von Erik Spiekermann.

Heißt das, dass die meisten Piktogramm­designer auch Typografen sind?
Nein, denn es gibt auch andere Herangehensweisen. Neben denen, die sich von Schrift oder Zahlen ablei­ten, sind technische Piktogramme eine Welt für sich. Mein Kollege Toshiya Izumo, der für Bosch Piktogramme entwickelt, die Produktfeatures und Materialien visualisieren, geht dabei nicht von der Schrift aus, sondern kommt aus der Illustration. Seine Arbeit setzt viel technisches Verständnis für die Produk­te voraus und bei der Ausführung höchste Präzision. Während ich oft mit FontLab Studio, Glyphs und OpenType arbeite, nutzt er vornehmlich Illustrator, denn seine Piktogramme sind sehr vielschichtig und enthalten bei aller Reduktion viele Details.

Präzision scheint sowieso ein wichtiger Aspekt zu sein.
Ja, das ist sie. Und Geduld. Nicht nur, weil – ähnlich wie im Logodesign – die subjektive Meinung des Kun­den eine große Rolle spielt, sondern auch, weil man häufig ganze Piktogrammfamilien entwickelt. Das sind Projekte, die sich über Jahre hinziehen können und bei denen Hunderte von Zeichen entstehen. Das Wichtige dabei ist, dass das 170. Piktogramm stilistisch immer noch zum 1. passen muss, das unter Umständen zwei Jahre vorher entstand. Deshalb legt man zu Beginn der Entwicklung strenge Regeln fest, die man in der Folge sehr genau und konsequent einhalten muss.

Was für Voraussetzungen sollte man noch mitbringen?
Eine wichtige Voraussetzung ist die Fähigkeit zu gu­tem assoziativen Denken. Denkt man an einen Apfel, so kann der grün, rot oder gelblich sein, bunt oder verschiedenste Formen haben, an einem Baum hängen, im Gras liegen, groß oder klein, ganz oder halbiert sein. Die Möglichkeiten sind vielfältig, und man muss im Kopf beständig Bilder zu bestimmten Themen generieren und dabei auch gut differenzieren können. Arbeitet man zum Beispiel an Piktogram­men zu Fahrrädern, von denen es ja die verschiedens­ten gibt, muss man imstande sein, die entscheiden­den Merkmale genau herauszuarbeiten.

Gibt es auch handwerkliche Fähigkeiten, die man beherrschen sollte?
Gut zeichnen zu können, ist wichtig, um aussagekräftige Skizzen für Kundenbesprechungen an­zu­fer­tigen und Ideen vorzustellen oder auch um den Piktogrammen einen individuellen, handgemachten Stil zu geben.

Das hört sich nach einem komplexen Arbeitsgebiet an. Was ist für Sie das Faszinierende an Piktogrammen?
Dass sie auf einem anderen Level der Kommunikation funktionieren. Ähnlich wie ein Corporate Font sind sie ein kompaktes und subtiles Element, das den Look und das Feeling der Marke transportiert. Mit der zunehmenden Bedeutung von Service Design und User Experience werden Piktogramme immer beliebter, um komplexe Sachverhalte zu erklären, und sind gerade auch für Mobile Devices sehr interessant, da sie in ihrer geringen Größe um­fassen­de Informationen transportieren. Sie sind winzige Elemente, die sehr viel sagen können, durch Nuancen leben und Emotionen ausdrücken können. Kleins­te Formveränderungen können eine Figur freundlicher, zugänglicher oder distanzierter, offizieller erscheinen lassen. Es ist spannend die Balance zu finden, dass die Piktogramme verständlich, aber keineswegs langweilig oder trocken sind.

Wie sieht Ihr Arbeitstag aus? Sitzen Sie vor allem alleine vor dem Computer?
Das hängt natürlich von dem jeweiligen Projekt ab. In der Regel fertige ich jede Menge Skizzen an, am Computer oder auch per Hand. Ich arbeite aber auch immer sehr eng mit dem Kunden zusammen. Mit ihm kläre ich die Semantik ab, das heißt, wir verständigen uns darüber, was er unter den umzusetzenden Begriffen versteht. Sind die Piktogramme Teil des Corporate Designs braucht man ein gutes Markenverständnis. Darüber hinaus gilt es abzuklären, in welchem Zusammenhang die Icons auftauchen, ob sie sich durch die gesamte Identität ziehen, mit etwas anderem kombiniert werden, ob verschie­dene Größenversionen gebraucht werden und es anwendungsspezifische Anpassungen gibt, die von der Broschüre bis hin zum allerkleinsten mobilen Endgerät gehen.

Liegt die Zukunft der Piktogrammgestaltung im Mobile-Bereich?
Natürlich sind mobile Devices besonders interessant, da sie nicht viel Platz auf ihren Displays haben und Icons daher das ideale Kommunikationsmittel sind. Gleichzeitig gibt es in dem Bereich zahlreiche Open-Source-Icons, die man kostenlos herunterladen kann. Aber sobald ein Kunde sich von den generischen Zei­chen unterscheiden möchte und Wert auf eine eigene visuelle Sprache legt, die auch Piktogramme umfasst, kommen die Designer ins Spiel.

Mehr Informationen zu Jobprofilen und Gehältern in der Kreativbranche finden Sie hier.

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