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Designer in der Coronakrise: Das dicke Ende kommt noch

Der BDG hat die Ergebnisse seiner Umfrage unter Kommunikationsdesignern veröffentlicht. Sie sind ernüchternd: 69 Prozent gaben an, nur noch maximal drei Monate durchhalten zu können, wenn es so weiter geht wie bisher.

BDG Corona-Monitoring: 69 Prozent halten nur noch maximal drei Monate durch
Credit: BDG, Susanne Breitfeld Bild: BDG

In seinem Branchenmonitor erfasst der Berufsverband der deutschen Kommunikationsdesigner regelmäßig die Stimmung der Branche – so auch anlässlich der Corona-Krise. Im Zeitraum vom 3. bis 31. Juli antworteren 247 dem Verband auf seine Fragen.

Die Ergebnisse muten dramatisch an: Knapp 10 Prozent der Befragten gaben an, nicht weiter finanziell durchhalten zu können. Knapp die Hälfte könnten die bestehende Situation noch drei Monate überstehen. Spätestens dann seien die geschäftlichen und privaten Rücklagen aufgebraucht.

BDG Branchenmonitor: Knapp die Hälfte hält noch 3 Monate durch
/ Bild: BDG

Für 20 Prozent der Befragten hat die Corona Pandemie einen kompletten Umsatzeinbruch zur Folge. Je ein Viertel der Teilnehmenden mussten die Hälfte, beziehungsweise drei Viertel ihrer Umsätze einbüßen. Rund 71 Prozent vermuten, dass die Krise uns noch bis zum Jahresende begleiten wird. Viele Befragte gaben an, dass sie bereits jetzt gezwungen seien, ihre Altersvorsorge für den Lebensunterhalt aufzubrauchen.

BDG Branchenmonitor: viele überleben dank eigener Rücklagen
/ Bild: BDG

Forderungen an die Politik

Die Ergebnisse bestätigen zum einen die Befürchtungen des BDG und geben ihm zum anderen Stoff für Verhandlungen mit der Politik.

So fordert der Verband zum Beispiel Coronahilfen in Form von Soforthilfemaßnahmen, die auch für private Kosten – wie etwa Krankenversicherung und Miete – genutzt werden können. Das deckt sich mit der Mehrheit der Antworten aus dem Monitoring.

BDG Branchenmonitor: Verteilung der Ausgaben Betriebskosten und private Kosten
/ Bild: BDG

Des weiteren fordert der BDG Steuerentlastungen bei den Vorauszahlungen 2020/21 – auch das sei ein vielfach geäußerter Wunsch gewesen, ebenso wie der Zugang zu Krediten, die auch Solo-Selbstständige tatsächlich abrufen können.

Auch eine Idee für eine indirekte Förderung gibt es: »Der BDG fordert, in die weiteren Maßnahmen zur Unterstützung anderer Branchen standardmäßig einen Posten für die Kommunikation zu integrieren. Denn damit ist sowohl den Kommunikationsdesigner+innen als auch den Unternehmen geholfen: Die Unternehmen profitieren von professionell gestalteter Kommunikation, die Designerinnen und Designer erhalten Aufträge, um mit ihrer Arbeit und nicht mit Transferleistungen ihr Leben zu finanzieren.«

Die nächste Umfrage des BDG startet voraussichtlich Mitte September.

Auch Agenturen leiden unter Lage

Der Deutsche Designtag hat eine ähnliche Umfrage unter Designagenturen gemacht. Sie ergab unter anderem, dass es in 54 Prozent der Agenturen Kurzarbeit gibt, bei Agenturen mit über 30 Mitarbeitenden sind es sogar 70 Prozent. 81 Prozent erwarten einen Umsatzrückgang von 33 Prozent – das entspräche auf die Gesamtbranche übertragen einem Honorarausfall von 6,6 Milliarden Euro.

Wie in vielen anderen Branchen ist der Anteil von Mitarbeitenden im Homeoffice rasant gestiegen: Von 29 Prozent vor der Krise auf heute 62. Bei Unternehmen mit über 30 Mitarbeitenden steigt der Wert sogar auf 90 Prozent.

Weitere Ergebnisse will der Dachverband in Kürze veröffentlichen.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das dicke Ende kam bei mir Mitte Juni, als eine Beauftragung, die mich durch den Rest des Jahres gebracht hätte, storniert wurde und ich somit für die kommenden Monate die Tragfähigkeit meiner Freiberuflichkeit verloren hatte. Vorsorglich hatte ich Ende Mai Corona-Sofort-Hilfe des Landes Niedersachsen für die Monate Juli, August und September beantragt, die auch zeitnah ausgezahlt wurde – allerdings nur für die Betriebskosten. Um weiterhin meine Lebenshaltungskosten zu tragen, beantragte ich ergänzend ALG1, da ich bei der Agentur für Arbeit seit Jahren freiwillig versichert bin. Auch diese Beantragung lief komplett online sehr reibungslos und zeitnah. Da ich schon über 50 bin, bekomme ich nun für 450 Tage die Akademiker-ALG1-Pauschale, damit komme ich gut über die Runden. Jetzt kommt der Haken: Im telefonischen Erstgespräch mit dem Sachbearbeiter der Agentur für Arbeit musste ich glaubhaft argumentieren, dass ich wirklich keine Aufträge habe. Ich musste auch verhandeln, dass ich mich zunächst für den Betrachtungszeitraum der Corona-Hilfe keiner repressiven Eingliederungsvereinbarung unterwerfen muss. Im Herbst wird die Agentur für Arbeit aber sicherlich Druck machen, d. h. ich werde Bewerbungen schreiben müssen. Bin mal gespannt, was der Arbeitsmarkt in einer der größten Wirtschaftskrisen der letzten Zeit einem Ü50-Designer, der seit 10 Jahren selbstständiger Illustrator ist und seitdem keine Agentur mehr von innen gesehen hat, zu bieten hat. Vielleicht werde ich Kunstlehrer 😀

  2. Ich bin sehr dankbar für diesen Artikel, und hoffe, dass es dem ein oder anderem Politiker die Augen öffnet. Ich bin AD und Illustratorin, meine Firma gibt es nicht mehr, ich habe meine Ersparnisse dafür genommen, mich neu auf zu stellen. Die Sofort Hilfe ist leider bei mir noch nicht angekommen, anfragen schlagen fehl, Briefe werden standardisiert beantwortet. Mir würde es schon helfen, wenn ich eine Aussage bekomme, ob und wann das Geld kommt, dann hat mein ein Ziel, dann lohnt sich das Kämpfen. Die Zweite Hilfe, die über den Steuerberater beantragt wird, ist Gott sei Dank eingetroffen, so kann ich noch Miete zahlen. Dem einem Freud des anderen Leid, durch die Verlängerung des Kurzarbeiter Geldes können und dürfen mich große Firmen, die Kurzarbeit angemeldet haben, mich nicht beschäftigen … Ich schaffe noch drei Monate …

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