Für ein Plakat oder Packaging reicht manchmal ein einzelner Schnitt, im Editorial und Corporate Design dürfen es gerne ein paar mehr sein. Aber wie viele und welche OpenType-Features machen sich gut in Print und Web? Das fragen wir in Teil 4 unserer Serie »Schrift bringt’s«.
Für ein Plakat oder Packaging reicht manchmal ein einzelner Schnitt, im Editorial und Corporate Design dürfen es gerne ein paar mehr sein. Wenigstens drei bis vier Stärken und ein bis zwei passende Italics braucht man hier schon. Ist Platz Mangelware, beispielsweise in Tabellen oder auch auf mancher Webseite oder in Apps, sind schmaler laufende Condensed-Schnitte eine schöne Alternative (Vorsicht, Lesbarkeit geht vor!).
Aber benötigt man wirklich alle 172 Schnitte der Ringside (Hoefler & Co.)? Die 60 der Neuen Plak (Paul Renner, Monotype)? Oder ist es wie beim Fahrrad, bei dem man von den vorhandenen 28 Gängen doch immer nur drei nutzt? »Niemand braucht wirklich alle diese Schnitte, aber bei sehr viel Auswahl hat man meist das Glück, genau das zu finden, was man sucht«, sagt Artdirektorin Christine Krawinkel. »Allerdings läuft man auch Gefahr, zu viel auszuprobieren und sich im Angebot zu verlieren.« Soll die Schrift tatsächlich für die verschiedensten Medien und Aufgaben, in Print, am Screen und in Office-Anwendungen, jeweils in kleinen und großen Größen zum Einsatz kommen, kann ein Schriftsystem wie Erik Spiekermanns FF Meta oder auch Schuss von Jochen Schuß sinnvoll sein.
Die meisten Schriften im OpenType-Format verfügen über mehr oder weniger OpenType-Features, die für die typografische Kür taugen. Zu den beliebtesten und am weitesten gebräuchlichen gehören Ligaturen, Schwungbuchstaben, Kapitälchen, verschiedene Ziffernvarianten – also Versal-, Mediäval- und Tabellenziffern – sowie kontextbedingte Varianten. Um herauszufinden, welche OT-Features eine Schrift hat, kann man sich das zugehörige Muster-PDF anschauen. Online geht es wunderbar mit Tools wie FontDrop oder Wakamai Fondue (siehe »Tools & Tipps für digitale Typografie«).
OpenType-Features im Web
Ob OpenType für Print oder WOFF fürs Web – ein Font enthält immer die gleichen Glyphen und damit auch die gleichen OT-Features. Obwohl diese inzwischen weitestgehend browserübergreifend funktionieren, werden sie in der Praxis nicht besonders häufig genutzt. Das mag auch an mangelnden typografischen Kenntnissen der Digitalgestalter liegen, vor allem aber wohl an Performancebedenken. Schließlich spart jedes Zeichen, das man nicht vom Server zum Endgerät übertragen muss, Ladezeit.
»Einige Designer reduzieren die Fonts durch Subsetting und schmeißen alles raus, was sie auf ihrer Website nicht benötigen, also beispielsweise Kyrillisch, mathematische Zeichen und leider oft auch die Contextual Alternates«, sagt Ulrike Rausch. Die Gründerin der Foundry Liebe Fonts gestaltet überwiegend Script-Fonts. Damit diese möglichst natürlich aussehen, sind kontextbedingte Varianten und andere OT-Features unerlässlich. »Und dazu muss der Webdesigner sie in CSS aktivieren. Wobei Ligaturen und kontextbedingte Varianten bei den meisten Browsern standardmäßig aktiviert sind.«
Wer in digitalen Umgebungen nicht auf OT-Features verzichten möchte, sollte also nicht nur eine entsprechende Schrift auswählen, sondern auch dafür sorgen, dass sie in CSS angestellt sind. Wie das geht, kann man ebenfalls dem Tool Wakamai Fondue entnehmen (siehe »Tools & Tipps für digitale Typografie«).