KI-Früchtchen: Für Aybar Import, das hochwertige Avocados aus Cambita San Cristóbal nach Europa bringt, entwickelte Delia Guerriero eine verblüffende Identity in der Authentizität auf KI trifft. Die Zürcher Designerin und Illustratorin erklärt, warum.
Aybar Import bringt Avocados aus Cambita San Cristóbal nach Europa – und das jetzt mit einem Erscheinungsbild der Zürcher Designerin und Illustratorin Delia Guerriero.
Um Aybar Import, das eng mit den Bauern vor Ort zusammenarbeitet, als Premiummarke zu positionieren hat Guerriero, zuletzt preisgekrönt für ihre Gestaltung des veganen Kochbuchs »Taste of Love«, hat dabei auf Qualität und Authentizität gesetzt – und auf Midjourney.
Ist das Wortlogo elegant geschwungen und sticht durch ein A mit expressiven Bögen hervor, wird es zudem im Kreis angeordnet und visualisiert so die Reise um die Erde.
Bei den Farben und der natürlichen Anmutung des Logos hat Guerriero sich an der Avocado selbst und an der Umgebung, in der sie in der Dominikanischen Republik wächst, orientiert.
Grüne Vegetation trifft auf leuchtend hellblauen, sonnigen Himmel, Bildwelten erzählen von der Flora und dazu kreist eine lächelnde illustrierte Sonne durch das Erscheinungsbild.
Doch gleichzeitig wird diese Naturidylle mit artifiziellen Porträts kontrastiert, die mithilfe von Midjourney entstanden.
Für die Designerin ergänzen die Darstellungen einer Frau aus der Dominikanischen Republik die Botschaft der Marke und spiegeln dabei gleichzeitig Kultur und Temperament der Region wider, ohne die Frau auf eine bestimmte Identität festzulegen.
Wir haben dazu kurz bei Delia Guerriero nachgefragt.
Wie bist du auf die Idee gekommen, KI zu verwenden?
Delia Guerriero: In letzter Zeit versuche ich, mit Midjourney und meinen Ideen nach Bildwelten zu forschen. Mit dem Kunden Aybar Import kam das Gespräch schnell darauf, dass sie Kunst lieben und auch darauf, dass sie sich eine eigene Bildwelt für ihr Unternehmen wünschen. Da das Budget dafür nicht ausreichte, begann ich mich bei Midjourney auszutoben.
Wie bist du vorgegangen?
Wir haben die Marke im Premiumsegment positioniert. Die Produkte sind unbehandelt und kommen direkt von den Bauern, die sie von Hand pflücken. Zuerst sollte ich mich auf die Avocados konzentrieren. Auch weil ich von Aybar Import erfahren habe, dass es unzählige Sorten von Avocados gibt, die wir hier gar nicht kennen. Das erinnerte mich an die Warenhäuser Globus/Jelomi in der Schweiz, die einen Foodstore haben, in dem nur Premiumprodukte angeboten werden. Ich versuchte die Prompts anhand dieser Stichworte zu gestalten und entwarf Models mit einer Avocado als Schmuckstück. So wollte ich Modebilder kreieren, die zum Beispiel auch in Kaufhäusern gezeigt werden könnten. Durch den Wusch, die Avocado als Schmuckstück zu inszenieren, kommt auch die leichte Künstlichkeit. Ich kann mir vorstellen, dass während der Prompts immer der Gedanke an das Fabergé Ei im Kopf war, das ja auch als Kunstskulptur gezeigt wird.
Was waren die Vorteile, mit KI zu arbeiten?
Dass ich die Bilder für die Marke generieren konnte, ohne einen Fotografen zu beauftragen. Obwohl ich sagen muss, dass ich lieber mit Fotografen zusammenarbeite. Aber so konnte ich für ein kleines Unternehmen mit geringem Budget eine besondere Bildwelt entstehen lassen.
Und was waren die Nachteile?
Dass ich meine Ideen teilweise an die KI anpassen musste. Eigentlich wollte ich eine natürliche und frische Avocado auf dem Bild. Da mir das aber nicht gelungen ist, habe ich mir dann gesagt: Okay, ich mache es absichtlich und die Avocado wird zum Schmuckstück, zum Besonderen, das im Mittelpunkt steht. Schwierig war auch, dass die Hände teilweise nur drei oder dann wieder sechs Finger hatten. Da es sich um Naturprodukte handelt, habe ich darauf bestanden, die Bilder mit einem KI-Stempel zu versehen, damit sie nicht mit den echten Bildern vom Hof und den Produkten konkurrieren. So werden auch ihre Kunden nicht verwirrt.
Natur und KI treffen hier aufeinander.
Meine Grundidee war, zwei Welten zu verbinden, die Karibik und Europa. Und so sollten auch die Bilder die Realität und das Künstliche interpretieren. Ich würde mich freuen, wenn auch andere Künstler diesen Grundgedanken aufgreifen und damit Bilder schaffen, die wir in die Galerie aufnehmen.