Tolle Infografiken: So spannend können Ölbohrlöcher sein!
Deckel drauf und fertig? Was es bedeutet, wenn man Ölbohrlöcher schließt, zeigt die Illustratorin Tanja Hildebrandt in großartigen Infografiken für das Science Notes Magazin. Diese erläutert sie hier und in einem Talk.
Vor drei Jahren haben wir die Berliner Illustratorin Tanja Hildebrandt vorgestellt, ihre Brandings und textilen Muster.
Mittlerweile haben sich ihre Aufträge immer stärker auch in den Bereich sozialer und nachhaltiger Themen ausgeweitet – ganz so wie die Infografiken, die jetzt für das Science Notes Magazin entstanden sind.
Auf sechs Seiten visualisiert sie, was eigentlich mit Ölbohrlöchern passiert nachdem sie verlassen und versiegelt wurden. Denn dann tritt immer noch Methan aus.
Um die Größenordnung zu versehen: Allein in der Nordsee gibt es 20.507 !! aktive und verlassene Bohrlöcher. Denn schließlich bohren die Menschen seit 150 Jahren auf der Suche nach Öl tief in den Boden.
Umfassende Recherche für Infografik-Storyboard
Mit Hilfe eines 17-seitigen Recherche-Dokuments der Redaktion arbeitete sich Tanja Hildebrandt in die Materie ein und brach den Inhalt für die Magazinstrecke schließlich auf vier bis sechs Seiten herunter und auf eine Art Storyboard mit schlüssigem Aufbau.
So beginnt ihre Infografik-Strecke mit geschichtlichen Infos wie dem ersten Ölbohrloch weltweit, das 1856 in Wietze gebohrt wurde, legt den Fokus schließlich auf die Bohrlöcher in der Nordsee, die zum Kern der Infografik wurden und endet mit einer doppelseitigen Visualisierung des Verschließungsprozess (Plug & Abandon).
Und mit einem Forschungsprojekt des GEOMAR Meeresforschungsinstitut in Kiel, das untersucht, wie viel Methan aus verschlossenen oder verlassenen Ölbohrlochern austritt und wie das Klimawandel und Ökosystem beeinflusst.
Mitreißende Visualisierung
In leuchtenden Farben, in Lila- und Pinktönen, wie man sie normalerweise nicht mit der Ölwirtschaft verbindet, stellt sie die Zusammenhänge dar – und die unglaublichen 20.507 Bohrlöcher in der Nordsee.
Dafür umreißt Tanka Hildebrandt die geografische Lage, legt eine Lupe über Entscheidendes und stilisiert Ölförderanlagen, Bohrinseln, Förderprozesse und das Öl selbst.
Versehen sind die Infografiken mit kleinen Erläuterungen und mit sehr viel Stil, sind trotz der Schwere und Komplexität des Themas luftig und leicht, mitreißend und ziehen mitten in die Problematik hinein.
Die gesamte Strecke ist in engem Austausch mit dem Redakteur und mit Forscher:innen entstanden, erste Skizzen samt Textfragmenten gingen zur Abstimmung hin und her und, um schließlich eventuelle Korrekturen vorzunehmen, damit ein Ablauf oder Prozess wissenschaftlich auch korrekt dargestellt ist.
Infografik: Schnittstelle Design und Wissenschaft
Man kann richtig sehen, wie interessant und spannend Tanja Hildebrandt selbst das Thema fand und wie viel Spaß es ihr gemacht hat, die Prozesse und Forschungsprojekte zu bebildern.
Sie sehe sich bei solchen Projekten immer selbst ein wenig als Schnittstelle, ob Menschen ohne wissenschaftliche Ausbildung ganz wie sie selbst, die Infografiken wohl verstehen, sagt sie.
Für alle, die tiefer in ihre Arbeit an diesem Projekt eintauchen möchten findet heute Abend (8.3., 20.15 Uhr) das kostenlose Online-Event c/o statt, eine Gesprächsreihe des Science Notes Magazins, bei der Tanja Hildebrandt über ihren Gestaltungsprozess berichtet und über ihre Arbeit, die Design und Wissenschaft verbinden möchte.
Das könnte dich auch interessieren
Der Respekt für die Arbeit des Kollegen:in sollte immer da sein. Ich bin auch der Meinung, dass man über die Grafiken konstruktiv diskutieren sollte. Als Infografiker bin ich zuerst für die Information und dann für die Grafik verantwortlich. Es ist eine Tendenz auf dem Jobmarkt bei Firmen und Agenturen zu beobachten, dass bei den Jobangeboten der gesuchte Grafiker:in wie selbstverständlich auch Illustrationen, Infografiken, Präsentationsgrafiken und 2D/3D Animationen beherrschen soll.
Vermutlich ist der Kostendruck dafür verantwortlich, dass jetzt der Allrounder gefragt ist und eben nicht der Spezialist. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich nur sagen, dass Infografiken vom Aufwand und Fachwissen her nicht unterschätzt werden sollten, da gibt es genug Tücken und Fallen.
Trotz zig Berufsjahre passieren mir als Infografiker immer noch Fehler, denn in diesem Beruf lernt man nie aus und im Gegensatz zum reinen Designer bin ich auch für den Inhalt der Grafik verantwortlich und muss halt bei Fehlern auch konstruktive Kritik aushalten.
@Adrian Bauer
Die Fehler sind so zahlreich, dass ich sie nicht in einem Post schreiben kann (und will). Zudem sind sie so offensichtlich, dass ich es als nicht notwendig erachtet habe.
Anbei dennoch ein Auszug der sachlichen Argumente, es geht nicht darum ob jemandem die Grafik gefällt. Es geht darum, dass sie sachlich in vielen Punkten (komplett) falsch umgesetzt ist. Ich schreibe es der Page, weil die Grafik ja auch hier veröffentlicht wurde.
Nur als Beispiel:
Wenn man Öltropfen wie Balken behandeln will, dann darf man diese eben wie Balken nur und ausschließlich in der Höhe skalieren, aber nicht in der Breite. In der Grafik sind die Öltropfen in beide Richtungen skaliert, dadurch sind sie eben nicht wie Balken anhand ihrer Höhe zu bestimmen, sondern wie ein Vergleich von Flächen zu behandeln.
Durch die Skalierung in beide Richtungen wird der Fehler quadriert, d.h. je größer der Unterschied der Zahlen ist, desto größer wird der Fehler, da man versäumt hat die Wurzel aus dem eigentlichen Verhältnis zu ziehen und dieses Verhältnis nun irrtümlich doppelt (einmal in der Höhe und einmal in der Breite) abgetragen hat.
Zudem sieht es so aus als wären die Öltropfen nicht auf dem Nullpunkt, den man nur irgendwo über den Wellen vermuten kann. Die “Skala” im Hintergrund imaginiert Schritte zu 0,5 Einheiten, tatsächlich sind es aber 0,4 Einheiten, was nicht beschriftet ist und keinen Sinn ergibt, da diese auch noch auf ca. 0,25 Einheiten Höhe erstmals ansetzen.
Tatsächlich zeigt das Verhältnis der beiden Öltropfen nun die Relation 5:1!
Sie sehen, das ist nur eine Minigrafik bestehend aus ein paar Linien und zwei Tropfen. Bezogen auf das ganze Blatt gibt es eine beträchtliche Anzahl an Verfälschungen, die man so nicht umsetzen darf.
Daher führe ich das hier nicht weiter aus, es sind einfach zu viele Punkte.
@Stefan Fichtel: Sehr geehrter Herr Fichtel, wie ich Ihrem Kommentar entnehmen kann, sind Sie weder ein Freund der vorgestellten Infografik, noch der Berichterstattung von seitens der Page darüber. Das ist schade aber nicht weiter dramatisch — Ich persönlich finde im Übrigen die Grafiken sehr gelungen. Was für mich hier aber ein Rätsel bleibt, ist wieso Sie nicht den direkten, fachlichen Diskurs mit Frau Hildebrandt in einer Privatnachricht suchen oder wirklich konstruktive und sachliche Kritik in einem respektvollen Umgangston üben.
Hallo Herr Fichtel,
da ich die Infografik gestaltet habe, antworte ich Ihnen gerne direkt und nehme Bezug auf Ihre im Kommentar beschriebenen Punkte.
Die Tropfen stehen anhand der Hilfslinien in der Höhe im Vergleich weil es darum geht, den Höhepunkt der Ölförderung (Peak Oil) zu visualisieren — wie bei einem Balkendiagramm. Diese Linien sind auf dem Foto vielleicht schlecht zu erkennen. Auch wenn sie rein das Volumen betrachten möchten, komme ich da leider nicht auf einen Faktor 10, wie Sie ihn schildern.
Was die infografischen Visualisierungen und das Tortendiagramm betrifft, fehlt mir in Ihrem Kommentar leider eine konstruktive Argumentation. Infografiken sind mehr als nur visualisierte Zahlen, es gibt unterschiedliche Arten an infografischen Visualisierungen, vom Vergleich über Prozessvisualisierung hin zu anatomischen Visualisierungen und Step-by-Step Anleitungen etc. Je nach Inhalt werden unterschiedliche grafische Visualisierungen miteinander kombiniert, um den beschriebenen Prozess oder Zustand mit wenig Text visuell informativ zu gestalten und schnell greifbar zu machen, so wie ich es in der hier gezeigten Infografik gemacht habe. So liegt es im Kern einer Infografik, Illustration / bzw. Icons oder grafische Elemente mit Zahlen zu kombinieren.
Freundliche Grüße, Tanja Hildebrandt
Die Infografiken beinhalten elementare und grundlegendste Fehler in der Umsetzung! Allein der Vergleich der Tropfen mit 2,2 Mrd. Barrel und 1 Mrd. Barrel in der Nordsee ist grafisch komplett falsch umgesetzt! Das Verhältnis der Tropfen stimmt nicht ansatzweise und dürfte grob geschätzt um den Faktor 10 falsch dargestellt sein.
Wie kann man einen solchen Artikel von Page so anpreisen, wenn man es nicht einmal auf Richtigkeit prüft! Das meiste sind nur Illustrationen mit unzähligen Zahlen garniert aber die meisten sind ja gar nicht visualisiert. Infografik kann man das nicht nennen. Selbst die Torten sind falsch aufgebaut …