Mit Windows 8 hat Windows auch ein neues Logo bekommen. Gestaltet wurde es von Pentagram. Wir fragten Corporate Design Experten nach ihrer Meinung zum Redesign.
Mit Windows 8 hat Windows auch ein neues Logo bekommen. Gestaltet wurde es von Pentagram. Wir fragten Corporate Design Experten nach ihrer Meinung zum Redesign.
Ab 29. Februar wird das neue Windows-Betriebssystem, Windows 8, als kostenlose Betaversion zum Testen verfügbar sein. Das neue Logo für Windows ist schon jetzt veröffentlicht.
Gestaltet wurde es von Pentagram, genauer gesagt, von den Designern Paula Scher, Michael Beirut und Daniel Weil. Beim ersten Treffen stellte Paula Scher dem Windows-Team eine simple Frage: »your name is Windows. Why are you a flag?«. Die neue Bildmarke ähnelt jetzt also einem Fenster, und das Logo folgt dem Metro-Design-Stil, den Microsoft für das Windows 7 Phone entwickelte. Mehr zur Entwicklung des Logos und seiner Geschichte gibt es auf der Pentragram-Webseite.
Wir befragten deutsche Corporate Design-Experten dazu, was sie vom Redesign des Logos halten.
Bild: Das Windows Vista Logo
Bild ganz oben: Das neue Logo
Olaf Stein, Geschäftsführer von Factor Design
»Das neue Windows 8 Logo im Metro Style? Als eingefleischter Mac-User war mir zunächst nicht klar, um was es sich bei dem Metro Style handelt. Mir ist unverständlich warum sich Microsoft für diesen Weg entschieden hat. Die Windows Vista Bildmarke hätte man wunderbar vereinfachen und weiter entwickeln können. Stattdessen lieber alles über Bord geworfen und dafür jetzt Flaggenanmutung ohne Wind. Welches Land? Microsoftopia? Einfarbige Umsetzung? Sehr gerne! Aber warum cyan? Spontan hätte ich ein freundliches Schwarz für Bild- und Wortmarke gewählt. Schwarz würde das Betriebssystem als neutralen Absender kennzeichnen und damit nicht mit den zahlreichen neuen und bunten Apps der neuen Metro-Oberfläche in Konkurrenz setzen. Außerhalb des Kontextes der Metro-Oberfläche versteht man das einfarbige Logo auf weißem Grund nicht. Wie es am Ende zu einer Entscheidung wie dieser kam, möchte man als Außenstehender wirklich nicht wissen …«
Gregor Ade, Managing Partner der Peter Schmidt Group
»Die Vereinfachung und Abkehr von unnötigen Effekten ist der richtige Schritt. Das lässt mich richtig aufatmen. Aber die Umsetzung wirkt lieblos, wie nicht zuammengehörend. Jedenfalls kann Microsoft Apple damit nicht das Wasser reichen …«
Marco Schnös, Geschäftsführer Die Krieger des Lichts
»Obwohl das Redesign des neuen Windows 8 Logos sehr umstritten ist, finde ich eine Reduzierung genau den richtigen Ansatz. In der Ausführung ist mir das Ergebnis allerdings zu generell und nicht eigenständig genug. Zudem würde ich mir eine stärkere Verbindung zwischen Wort- und Bildmarke wünschen.«
Peter Zizka, Geschäftsführer von Heine/Lenz/Zizka
Der Metro Style ist da, nicht unbedingt metrosexuell, aber mit Segoe-Segen unter allem, was auf der Insel des Dr. Moreau gedeiht. Dass die schweizerischen Typografie-Gene in eine Welt zurückkehren, die im Gegensatz zur Jobs-Doktrin offene Systeme propagiert, andererseits aber einer Ökonomisierung der Welt in der Vergangenheit gelinde gesagt opportun gegenüberstand, das macht mich nachdenklich. Der Zune Screen war typografisch gesehen schon ein guter Wurf, auch das Windows Mobile Betriebssystem hat im Gegensatz zur Lollipop-Ästhetik der von mir präferierten Applewelt einiges an wohltuender Reduktion zu bieten. Dass jetzt sogar die Rückbesinnung auf das Rams’sche »Weniger aber besser« von den Pentagram-Protagonisten in diesem Molochkonzern Microsoft möglich ist, lässt für den arg strapazierten Begriff der Design Sustainability und des Corporate Design hoffen.
Beim Windows 8 Logo gelingt in meinen Augen der Spagat zwischen traditioneller Rückbesinnung und Moderne – ganz ohne diesen allgegenwärtigen, designkropfartigen 3D-Logo-Fetischismus. Zum monochromen Cyan des Windows Ursprungs zurückzukehren, verstärkt diesen Eindruck, auch wenn ich schon die Blog-Unkenrufe höre: »Zuviel Diakonie zuwenig Emotion!« Denkt man aber an vergangene Generationen dieses Logos, dann liegt der einzige Weg aus der selbst gewählten Einbahnstraße des eher opulenten Vorgängerlogomodells in der Abkehr von viel Farbe und Form und dem Verlagen, es allen recht machen zu wollen.
Wenn Windows es schaffen würde, die schweizerische, typografische Wertigkeit vom Virtuellen in die faktische Welt des Gegenständlichen zu transformieren, dann könnte ich wieder einen Windows-Rechner zuhause ertragen. Ich wünsche jedenfalls den Pentagram-Designern alles Gute für Ihr Logo. Hoffentlich gerät ihr gutes Konzept nicht, wie so oft, in eine Art konsensbetonten Betriebssystem-Kontinentalrutsch, der im darauffolgenden Tsunami einer »alles ist möglich Welle« jede Stringenz wegspült. Trotzdem, der Metro-Begriff hat für mich irgendwie eine positiv besetzte, subversive Komponente im Kontext einer hyperaktiven Betriebssystemwelt – Betablocker für weniger Druck auf das Auge – ein gutes Konzept, um dem gestressten Windows Symphatikus neues Leben einzuhauchen.
In einem Video zeigt Pentagram, wie das neue Logo animiert und transparent aussieht.
Hm ich hab laaaange überlegt, was mir zum thema windows einfällt. ich hab mir den kopf zermartert, an das fenster im hof, meisterwerke aus dem mittelalter angesehen, meine katze auf dem fensterbrett beobachtet, wie sie den vögeln nachsieht … dann kam mir die idee. ein fenster muss es sein.
dann war ich plötzlich ganz traurig, weil mir einfach nichts einfiel.
Wenn ich mir das Windows-1.0-Logo dazu anschaue, finde ich es ausgesprochen konsequent.
Interessant finde ich vor allem, dass man sich typografisch so stark an Apple anpasst.
“…ein freundliches Schwarz” -> Ich schmeiß mich weg! Wie wärs mit einem “heiterem Aschgrau”. Persönlich hab ich gegen die Einfarbigkeit nichts – hätte nur den Schwung im Fester-Logo gelassen. Und jetzt noch diese seltsame Glas-Optik aus dem System nehmen – dann bin ich zufrieden…
Man weiß nicht, was schlimmer ist, das einfallslose Logo, das einem jeder kleine Fensterbauer um die Ohren hauen würde oder die Meinungen der Experten: Der Kollege Stein, sucht eine Flagge, obwohl genau die in Frage gestellt und daher eliminiert wurde. Ade & Schnös sagen im Grund das Gleiche (Belanglose), das auf nahezu jedes 2. Redesign passt. Und Zizka hatte wohl Langeweile und Lust auf etwas Verbalonanie: “(…)konsensbetonten Betriebssystem-Kontinentalrutsch, der im darauffolgenden Tsunami einer »alles ist möglich Welle« jede Stringenz wegspült.(…)”.
Schade, dass ausgewiesene Design-Experten hier nicht mehr (qualitativ) beizutragen haben. Hätte mich echt interessiert…
PS: @Stein – was bitte ist ein freundliches Schwarz?