Schöner Träumen im Netz: Ana Somnia von Rostlaub
»Ana Somnia« ist eines kleines, feines und beeindruckendes Werk, das das Berliner Kollektiv Rostlaub jetzt ins Netz gestellt hat. Wie »99Rooms« zuvor – als Kür neben ihrer Agenturarbeit, als Geschenk für die User und als Statement gegen den schnellen Einheitsbrei im Netz. In PAGE stellen sie es vor.
»Ana Somnia« ist eines kleines, feines und beeindruckendes Werk, das das Berliner Kollektiv Rostlaub jetzt ins Netz gestellt hat. Wie »99Rooms« zuvor – als Kür neben ihrer Agenturarbeit, als Geschenk für die User und als Statement gegen den schnellen Einheitsbrei im Netz. In PAGE stellen sie es vor.
Zwei Jahre haben Rostlaub an »Ana Somnia« gearbeit, jedes Bild ist einzeln gemalt und bewegt und verändert sich bei jedem Besuch. Man braucht etwas Ruhe, um Ana beim Träumen zuzusehen – und sollte sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, in ihrer Welt zu versinken.
Wie »Ana Somnia« entstand erzählen sie hier:
Kim Köster, Illustration Zu meinen Arbeiten werde ich oft gefragt, ob die Quelle meiner Inspiration meine Träume seien. Ich verneine stets, da ich mich leider nur sehr sehr selten an Träume erinnern kann.
Ana ist einer gleichnamigen Freundin gewidmet, die mir von ihren Träumen erzählt, die mich immer wieder faszinieren und um die ich sie beneide. Ich fing an im Freundeskreis nach, sich wiederholenden oder besonders eindrucksvollen, Träumen zu fragen und setzte mich mit Freud’s »Archetypen« auseinander. Die Sammlung an Symbolen und Metaphern wuchs ständig weiter und nachdem ich mehrere hundert in ihre illustrative Form gegossen hatte, dachte ich, »es reicht! Du musst aufhören, sonst sitzt du dein ganzes Leben an diesem Projekt ;)«. Dennoch juckt es mir schon wieder in den Fingern. Der schwarz-weiße Einpixellook soll den Skizzen-und Fragmentcharakter unterstreichen den Träume haben. Außerdem stellt er einen Anspruch an die Phantasie des Betrachters, der sich die Farben dazu denken muss. (Ich muss dabei an Filme denken die ich als Kind auf einem schwarzweiß Fernseher gesehen habe, später aber fest der Überzeugung war dass sie bunt waren.) Die Animationen sind größten Teils klassische Einzelbildanimationen, die, wenn nicht aus dem Skizzenbuch übertragen, direkt am Zeichentablett entstanden sind. Die Idee für das Projekt ist nun ca. zwei Jahre alt und für eine einzelne Animation habe ich je nach Komplexität von 30 Minuten bis zwei Stunden gebraucht.
Stephan Schulz, Flasher Die Technik hinter Ana Somnia: Es werden Movieclips per Zufall aneinander gehängt. Diese lassen sich in Animationen und Dekorationen unterscheiden, wobei die Animationen noch Ereignis-Auslöser beinhalten. Die Sogenannten »plugs« und »blossoms« können in die jeweilige Animation gezogen werden, um festzulegen, wo eine Animation weitergeht (plug) und wo Dekorationen (blossom) angezeigt werden sollen. Auch die Sounds wurden in die Zeitleiste der Movieclips eingefügt und später je nach Position auf dem Bildschirm dynamisch in der Lautstärke angepasst. Die elastisch programmierte Kamera verfolgt dann die sich ständig neu zusammensetzende Animationskette, bis Ana aufwacht.
Johannes Bünemann, Sound Die über hundert Einzelsound’s der Animationen sind eingebettet in Atmo’s und Geräuschtexturen die meist hintergründig zu hören sind, teilweise aber auch stark hervortreten. 15 an der Zahl und mit Längen von 3-5 Minuten wechseln sich diese nach dem Zufallsprinzip ab, so dass jeder Traum auch klanglich immer wieder neu erlebt wird. Diese Soundcollagen sind eher subtil, und ihre Anwesenheit wird meist erst wahrgenommen, wenn sie sich abwechseln und kurz verstummen. Im Gegensatz zu der »Drone«-artigen Klangwelt in den Träumen, steht das naive Glockenspiel aus Ana’s Zimmer, wodurch eine häusliche Geborgenheit erweckt werden soll. Nach dem Ausschalten des Lichtes wird durch eine sehr klassisch-dramatische Musik jeder Traum eingeleitet.
Richard Schumann Wir lassen in unseren Projekten bewusst Fragen offen, um Diskusionen zu erzeugen und die Phantasie jedes einzelnen zu wecken. So ist für einige Ana Somnia ein Browsergame ohne Endboss, für andere Kunst, die ins MOMA sollte. Oder ein Manga-Film von Dali auf LSD und David Lynch. Wie entzückend, keinem die Wahrheit zu sagen zu müssen, denn die kennen wir ja selber nicht. Wir wollen den Hää und den Aha-Effekt. Wir wollen Emotionen transportieren. Überaschungen schaffen. Anders sein. Und wir möchten zeigen, das Kunst im Internet möglich ist. Mediumgerecht.
PS Wir suchen eine Galerie bzw. eine Ausstellungsmöglichkeit für Ana Somnia, damit es, wie es ursprünglich gedacht war, auch als Installation erlebt werden kann.
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