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Instagram Logo – neues Icon und App Design im Experten-Check

Austauschbar, modern, generisch, harmonisch oder einfach erwachsen: Was sagt die Community? PAGE hat nachgefragt …

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Mehr Minimalismus, aber Ethos bewahren – und das mit dem alt bekannten Regenbogen und dem Kameraobjektiv: Versprüht das neue App-Symbol kreative Funken, sowie es die Pressemeldung verlauten lässt? Wir haben Experten aus der Designszene nach ihrer Meinung gefragt.

Instagram hat sich von dem beliebten Retro-Look verabschiedet und setzt jetzt auf ein moderneres Erscheinungsbild.

Auch die App-Familienmitglieder Hyperlapse, Layout und Boomerang sowie die Benutzeroberfläche erhielten ein neues Design. Das Unternehmen möchte die Fotos und Videos seiner User in den Vordergrund rücken und mehr als Community auftreten denn als Social Media Portal.

Wo sich hierzulande weniger positive Stimmen melden, vor allem bezüglich der fehlenden Verbindung zwischen Wortmarke und Icon, feiert der Designer-Klüngel rund um das alte und neue Design diesen mutigen Schritt in Richtung Minimalismus laut Mashable.com. Die User würden sich schon an das neue Design gewöhnen, sobald die erste Panik abgeflaut sei – wie bei der Uber-Ci, die ebenso für Aufsehen sorgte –, so heißt es.

Was sagen Olaf Stein (Partner Branding bei Factor), Christopher Wynes (Creative Director bei MetaDesign) oder Alexander Renner (Senior Design Director bei hw.design) dazu?

 

Olaf Stein, Partner Branding bei Factor

Spätestens seitdem sich mein zwölfjähriger Sohn kürzlich in den Kopf setzte unbedingt Besitzer einer Polaroid 1000 Kamera zu werden und er mir die Vorzüge dieser tollen Technik in den schillernsten Regenbogenfarben anpries, tat sich mein Zeigefinger irgendwie schwerer beim öffnen der Instagram App.

Formal finde ich das neue Icon leider extrem austauschbar

Das Icon hat mir noch nie gefallen – gequälter Retrochic – jedoch gut zu finden. Ein anderes Icon ist schon der richtige Weg. Die bemühte Erklärung von Instagram: Inspired by the things you do, aufgezeigt in einem Filmchen mit einer Unmenge an aneinander gereihten Images, finde ich sehr schwach und zeugt von mangelndem Selbstbewusstsein. Formal finde ich das neue Icon leider extrem austauschbar. Die große Chance wurde vertan. Der Einsatz in s/w auf der Website gefällt mir persönlich noch am besten. Auf den farbigen Verlaufs-Hintergrund mit den Verläufen hätte man gerne verzichten können. Unverständlich finde ich, warum man nicht auch beim Icon den »neutralen« Weg des neuen sehr dezenten User Interface eingeschlagen hat. Und noch wichtiger erscheint doch die Frage, warum man sich in diesem Schritt nicht gleich vom Instagram-Schriftzug verabschiedet hat. Er ist überflüssig geworden und wirkt im neuen Kontext sehr fremd.

Christopher Wynes, Creative Director bei MetaDesign

Lange stand Instagram vor allem für Schnappschüsse mit dem Charme alter Polaroid-Fotos. Doch inzwischen hat sich die App längst zu einer vollwertigen Social Media Plattform gewandelt. Hatte man im alten Logo noch wesentliche Erkennungsmerkmale der Marke Polaroid zitiert, darunter Objektiv, Bildsucher und Regenbogen, so folgt das neue Logo nun nicht mehr der Ästhetik des oft zitierten Vorbilds.

Es fügt sich wie ein Chamäleon in das UI moderner Smartphones ein

Instagram ist erwachsen geworden, den Kinderschuhen entwachsen. So sehr mich dieser Schritt freut, so sehr enttäuscht mich das neue Logo. Zugegeben, es fügt sich wie ein Chamäleon in das UI moderner Smartphones ein. Doch wird es dadurch auch generisch, austauschbar und langweilig.

Alexander Renner, Senior Design Director bei hw.design 

Im Duktus flüssiger und insgesamt harmonischer

Seien wir ehrlich: Schaut man sich die überarbeitete Instagram-Wortmarke an, wird dem gewöhnlichen User wohl kaum ein Unterschied zur bisherigen auffallen. Gelungen behutsam fällt die Weiterentwicklung des Schriftzuges aus. Für den geschulten Betrachter wirkt er jetzt ausgeglichener, im Duktus flüssiger und insgesamt harmonischer – gut gemacht!

Anders verhält es sich, wenn man das ikonische Zeichen der Kameralinse hinzuzieht. Hier ist der Sprung von alt zu neu offensichtlich. Für manchen auf den ersten Blick vielleicht etwas zu viel an Radikalität. Vorbei sind allerdings die Zeiten der zwingend realistischen Darstellung dreidimensionaler Icons, die mit Schatten und Verläufen überfrachtet waren. Und das ist auch gut so. Der User hat dazugelernt und hat sich an die abstrakte Darstellung von Zeichen gewöhnt. Und so wird er sich auch an die neue minimalistische Kameralinse gewöhnen. Mit der radikalen Vereinfachung schlägt Instagram nun ins gestalterische Boxhorn von Google, Apple und Co. Das ist zwar nichts Neues, hilft aber tatsächlich dabei, den Content der Social-Media-Plattfom optisch in den Vordergrund rücken zu lassen.

Wieder einmal zeigt sich, dass weniger mehr ist

Fraglich hingegen sind die bonbonfarbenen Verläufe der Icons. Vor dem Hintergrund der minimalistischen Gestaltungssprache wollen sich diese nicht so recht ins Gesamtkonzept integrieren. Hier musste wohl unbedingt der Community-Aspekt formal noch untergebracht werden. Leider ein Schritt zu viel. Fazit: Wieder einmal zeigt sich, dass weniger mehr ist. Überraschungen bleiben beim neuen Instagram-Logo hingegen aus.

Denis Speh, Designer Interactive bei KMS TEAM GmbH

Angefangen als reine iOS-App hat sich Instagram von der Fotoplattform zum kompletten Sozialen Netzwerk mit übergreifender Präsenz entwickelt. Auch nach zusätzlichen App-Erweiterungen wie Hyperlapse und Boomerang ist es nur logisch, hier eine neue Identität aufzubauen, die alle Produkte visuell verknüpft.

Der neue Auftritt geht leider einen Schritt zu weit

Das alte Logo hatte seinen Charme und war für den Start perfekt, als es noch um den Einsatz von Filtern und Polaroid Optik ging. Der neue Auftritt geht leider einen Schritt zu weit und wirkt generisch. Handwerklich ordentlich gemacht, wünscht man sich dennoch eine stärkere Nähe zum alten Auftritt. Besonders in der direkten Verbindung mit der Wortmarke wirkt das neue Logo widersprüchlich.

Heiko Dertinger, Gesellschafter und Geschäftsführer Kreation bei Brandoffice

Lassen wir persönlichen Geschmack einmal außen vor: Aus einem Design-Flickwerk wird nun eine Designsprache, die die Marke, ihre Angebote und ihre Navigation unter einen Hut bringt. Instagram wird also erwachsen und verhält sich professionell.

Google und Uber haben das zuletzt besser gemacht und eigenständigere Lösungen gefunden

Nur leider ist das Design austauschbar. Eine ähnliche Formensprache nutzen bereits WhatsApp, Airbnb, Apple und einige andere. Fällt den Designern nichts anderes mehr ein? Ich glaube, es liegt eher daran, dass Marken alle dasselbe aussagen wollen oder vielleicht auch müssen. Simplicity ist ein Attribut, das für Marken in einer komplexen, vernetzten, digitalen Welt nicht nur wichtig, sondern überlebenswichtig ist. Gestalterisch führt dieser Prozess aber zu Monotonie. Vielleicht ist hier weniger nicht mehr. Google und Uber haben das zuletzt besser gemacht und eigenständigere Lösungen gefunden.

Der Community-Gedanke, den Instagram durch die Regenbogenfarben zum Ausdruck bringt ist Teil des Geschäftsmodells digitaler Plattformen. Auch Google visualisiert Vielfalt durch Buntheit, auch die Apple-Icons nutzen Farbverläufe. Doch nicht alle Marken werden »Bunt« besitzen können. Wenn Instagram vom Retro-Look abrückt und eine in sich konsistente, reduzierte Formensprache einführt, warum dann nicht beim Schriftzug? Welche Werte sollen hier vermittelt werden? Bei der Kreation von Marken gilt für mich nach wie vor: Eine eigenständige Markenidentität verdient eine eigenständige visuelle Identität. Und die vermisse ich hier.

Annika Kaltenthaler, Creative Director bei Zeichen & Wunder

Das neue Logo ist nicht wirklich eine selbstähnliche Weiterentwicklung. Das Design ist bunt und gleichzeitig reduzierter. Sehr weibliche, aber auffällige Farbigkeit, sicher gut im App-Wust auf den Displays. Soll die Marke weiblicher werden durch die neue Farbigkeit? Eigentlich war das alte App-Symbol ganz eigenständig, aber eben auch nicht mehr ganz state of the art, hier haben sie nachgezogen. Die Icon-Systematik ist eigenständig, aber nicht sofort verständlich.

Prof. Rüdiger Goetz, Geschäftsführer Kreation KW43 BRANDDESIGN

Die falsche Frage. Das richtige Zeichen.

Die Frage »Wie bewerten Sie das neue Instagram-Logo?« ist falsch gestellt. Sie müsste heißen »Wie finden Sie es, dass Instagram nun ein richtiges Logo hat?« Nun, die Antwort ist relativ einfach: Natürlich gut. Endlich. Wurde auch Zeit. Aus einer komplexen Illustration eines alten Fotoapparats, die wenig bis keine Signalwirkung hatte, und sich in kleinen Größen nur schwer abbilden ließ, wurde nun ein klares, robustes und plakatives Icon. Es erfüllt damit nun die wesentlichen wahrnehmungspsychologischen Funktionen eines Logos, das einen der populärsten webbasierten Services bzw. eine der erfolgreichsten Social Media Plattformen repräsentiert, die fast ausschließlich in digitalen Medien kommuniziert.

Die piktogramhafte Reduziertheit des Zeichens hat aber nicht nur den Vorteil der optimierten Darstellungseigenschaften, Instagram betont durch diese Stilistik auch den Anspruch nicht nur irgendeine App, sondern ein, wenn nicht sogar der Standard für Fotografie-Dokumentation zu sein. Zudem vermittelt das freundliche und minimalistische Zeichen eine einfache Anwendung der App. Seine stilistische Neutralität macht dabei deutlich, dass keine gestalterische Spezialisierung oder Beschränkung hinsichtlich der Bilder und Inhalte besteht. Alle Bilder sind erwünscht.

Die weite Verbreitung von Instagram lässt dabei berechtigt hoffen, dass dieses universelle Zeichen für Fotografie sich tatsächlich nach einer relativ kurzen Implementierung und Lernphase etabliert und sich neben Whatsapp, Facebook und Co auch visuell als einer der großen Social Medien-Marken und -Dienste präsentiert.

 

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich finde es scheußlich

  2. Natürlich war das Redesign krass, aber in meinen Augen auch notwendig, um in einer ständig fortschreitenden Welt nicht zurückzubleiben. Natürlich haben sich alle an das Retro-Design gewöhnt und dieses sicherlich auch lieben gelernt, aber diese Gestaltung stützt sich auf Vergangenes das Jahrzehnte zurückliegen. Bis heute hat sich das Design so weit gebildet, dass mittlerweile Flat Design im Trend ist. Und ja, Trend ist Trend. Trotzdem: Rückblickend finde ich den Schritt richtig.
    Ich war von dem Schritt überzeugt und bin es immer noch. Lediglich die Wortmarke finde ich tatsächlich unpassend. In der Tat wirkt es verbindungslos.

  3. Ich fand den Wandel auch zu krass. Mein erster Impuls, als ich das unbekannte Icon auf meinem Smarthphone sah war, die App zu deinstallieren, weil ich im ersten Moment überhaupt nicht wusste, dass das jetzt Instagram ist. Man hatte sich halt schon sehr an den Retro-Look gewöhnt…

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