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Ideenklau oder Inspiration?

Sehr unschön, wenn eine HIV Charity pro-bono-Entwürfe von einer Studentin abkupfert … Die New Design University stärkt ihr den Rücken.

Die Grenze zwischen Inspiration und Ideenklau ist manchmal schwammig. In diesem Fall sieht es aber ganz schön eindeutig aus: Die aktuelle »Know your Status«-Kampagne der AIDS Charity Life Ball macht deutliche Anleihen bei den Entwürfen, die die Grafikstudentin Sarah Kreuz im vergangenen Jahr im Rahmen eines Wettbewerbs für die Gestaltung der Life-Ball-Weinetiketten eingereicht hat.

Sie hat damit zwar nicht gewonnen, die Ähnlichkeit ist aber trotzdem aufgefallen – und hat für Unmut auf der Facebook-Seite von Life Ball gesorgt.

Ausschnitt aus den Kommentaren auf der Facebook-Seite von Life Ball

Die Kampagne wurde von der Wiener Werbeagentur Merlicek & Grossebner umgesetzt, die Motive stammen von RANKIN. Eine offizielle Stellungnahme von Life Ball oder der Agentur gibt es nicht.

Ein Rechtsstreit hätte wohl wenig Aussicht auf Erfolg. Das ist bitter für die Studentin – aber auch eine wertvolle Lektion fürs Leben, dachte sich die New Design University St. Pölten, an der Sarah Kreuz ihren Abschluss gemacht hat. Statt rechtlich auf Konfrontationskurs zu gehen, hat die NDU eine eigene Kampagne gestartet unter dem Motto »Per aspera ad astra – Der Weg zu den Sternen ist dornig«, um zu demonstrieren, dass sie hinter ihren Studierenden steht. In dem Motiv oben sogar buchstäblich: Zu sehen sind Sarah Kreuz und der Rektor der NDU, Herbert Grüner.

Der Rektor sagt zu dem Vorfall: »Manche Dinge entstehen durch Zufall, manche nicht. Und zuweilen bleibt die Grenze zwischen Zufall und Nicht-Zufall einfach unscharf. Ob Parallelen vorhanden sind oder nicht, darüber darf sich jede und jeder selbst ein Bild machen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, die Studierenden auf die Realität in der Welt der Kreativschaffenden so gut wie möglich vorzubereiten. Durch die Förderung von Kreativität ebenso wie durch Lehrbeispiele wie dieses.«

Weitere Infos zum Thema:

Ideenklau ist leider keine Seltenheit in der Kreativbranche – und deshalb auch immer wieder Thema bei PAGE.

Hier berichtet die Kölner Digitalagenutr Dunckelfeld von ihren Erfahrungen damit.

– Und hier gibt Urheberrechtsanwalt Tobias Bier von BBS Rechtsanwälte Tipps, wie man sich vor Urheberrechtsverletzungen durch Kunden schützen kann.

– Einen umfassenden Artikel zu dem Thema gibt es in PAGE 03.2017, die man hier bestellen kann.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. DIESE ARBEIT IST EIN FRECHES PLAGIAT!!!

    Wie war das mit “wer sich eine Grube gräbt..”???
    Das ORIGINAL (links) wurde für die Band DIE ANTWOORD 2015 von Pierre Debusschere erstellt und zu sehen im dazed magazin.
    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10217591061795456&set=p.10217591061795456&type=3&theater

    http://www.dazeddigital.com/artsandculture/gallery/19342/0/yo-landi-visser

    Die Stellungnahme der Universität ist auch eher ein schlechter Versuch schnell alles schön zu reden.
    Eine echte öffentliche Entschuldigung gab es natürlich auch noch nicht.

    “New Design University Vielen Dank für diesen Hinweis, der uns sehr überrascht hat und dem wir noch im Detail nachgehen. Denn genau darum geht es uns in dieser Frage:
    Wir wollten nie jemanden „eine Grube graben“, sondern auf ein für Gestalter/innen in der Berufswelt überaus relevantes (und wie man an diesem Beispiel sieht: durchaus komplexes) Thema aufmerksam machen. Auch wir lernen dabei dazu, denn die angeführte Arbeit von “DIE ANTWOORD” war uns bislang nicht bekannt. Angesichts dessen ist es legitim, diese Geschichte neu zu bewerten. Sie eignet sich aber gerade deshalb sehr gut als lebensnahes Lernbeispiel, das wir in der Arbeit mit unseren Studentinnen und Studenten künftig sicher verwenden werden. Es lernen hoffentlich alle etwas davon.

    Unabhängig davon stehen wir dazu, aufgrund verschiedener Begleitumstände (thematische und zeitliche Nähe, direkter Kontakt, dahinterliegendes Konzept etc.), auf die Ähnlichkeiten zur aktuellen Life-Ball-Kampagne hingewiesen zu haben und in einer solchen Frage konsequent hinter unseren Studierenden zu stehen. Wir haben auch nie in Frage gestellt, dass diese Art von Bodypainting an Stefan Sagmeister erinnert, der vielen Kreativen als Inspiration dient. Es ging uns in unserem Beitrag zu dieser Diskussion aber immer um Bewusstseinsbildung und nicht um eine undifferenzierte Kritik an Dritten.Insofern nochmals vielen Dank für den Beitrag.”

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