400 Seiten, 40 preisgekrönte Projekte und 20 Design-Statements: »GOOD DESIGN IS A TOUGH JOB.« von Kirsten Dietz und Jochen Rädeker ist erschienen. Wir verlosen drei Exemplare – und sprechen mit den preisgekrönten Designern.
400 Seiten, 40 preisgekrönte Projekte und 20 Design-Statements: »GOOD DESIGN IS A TOUGH JOB.« von Kirsten Dietz und Jochen Rädeker ist erschienen. Wir verlosen drei Exemplare – und sprechen mit den preisgekrönten Designern.
Kein Superlativ ist Kirsten Dietz und Jochen Rädeker fremd: Zur »Agency of the year« hat der Art Directors Club ihre Agentur Strichpunkt gekrönt, auch für red dot sind sie die »Design Agency of the year«, »Best of European Design« sagt das Print Magazine – und dazu haben sie so viele internationale Preise gewonnen, dass sie selbst behaupten, sie haben aufgehört, zu zählen.
40 ihrer preisgekrönten Projekte sind jetzt in dem inspirierenden Buch GOOD DESIGN IS A TOUGH JOB. erschienen: ihre großartigen Plakate für das Schauspiel Stuttgart, ihr »Cheese«-Kalender für eine Druckerei in den Bergen, ihr Geschäftsbericht für die Aktion Mensch als Abreißkalender und und und …
Alle Arbeiten sind 20 provokanten Thesen zugeordnet, einem Manifest, was gutes Design ist. Wir haben Jochen Rädeker gefragt, was es damit auf sich hat:
Manifeste scheinen in zu sein. Die Goldenen Hirschen haben gerade »Die Wahrheit« heraus gebracht, die HFBK ihr Design-Manifest – Sie sagen jetzt was gutes Design ist … Ist die Szene so verschwommen in ihren Ansichten, dass Sie das Bedürfnis hatten einige auf den Punkt zu bringen?
Ich will niemandem seine Ansichten diktieren. Aber wir wurden und werden oft gefragt, warum Strichpunkt eigentlich seit 15 Jahren konsequent so erfolgreich ist, immer wieder innovative Sachen macht und ganz oben in den Rankings rumturnt. Und darauf gibt es ein paar generelle Antworten, die wir jetzt auf den Punkt gebracht haben, besser gesagt auf 20 Punkte. Davon trifft sicher nicht alles auf alle zu, aber für uns war und ist unsere Haltung eine große Hilfe für die Orientierung im Alltag. Deshalb haben wir sie jetzt aufgeschrieben, und ein paar Arbeiten daneben gestellt, mit denen wir uns bemühen, unserem Anspruch gerecht zu werden. Ganz schaffen wir das übrigens auch selbst nicht immer. Wer aber nicht weiß wo er hin will, braucht gar nicht erst loszulaufen.
Lassen Sie uns auf drei der 20 Thesen schauen: GOOD DESIGN CAN CHANGE THE WORLD. Eine positive Provokation? Oder glauben Sie daran?
Ich glaube an Provokationen. Und daran, dass Design die Welt wirklich ein kleines Stück besser machen könnte. Schauen Sie sich den Werbemüll da draußen doch mal an: 95 Prozent dessen, was uns so an Leuchtreklamen, Plakatwänden und Infoscreens begegnet, ist eine Beleidigung fürs Auge. Stellen Sie sich mal vor, das wäre alles tatsächlich gut gestaltet – da sähe die Welt schon deutlich besser aus. Dass jetzt aber zum Beispiel die Chinesen plötzlich aufhören würden, die Tibeter zu unterdrücken, nur weil die auf einmal besonders hübsch typografierte Protestbanner rumtragen, glaube ich auch nicht. Aber generell gilt schon: Manches an besser gestalteter Information würde viel zu einem besseren Verständnis beitragen, und dann würde manches vielleicht anders laufen. Dafür können wir Designer mit unseren Mitteln sorgen.
GOOD DESIGN KILLS ADVERTISING: Ist das Ihre Art die Welt zu verändern oder eine Spitze Richtung Branche? … inklusive erklärendem Nachsatz »Werbung ist sexy, Design ist Sex«?
Unsere Branche braucht keine Spitzen, weil sie sich selbst unanständig ständig für Spitze hält, ganz im Gegensatz zum Rest der Welt, der Kreative imagemäßig irgendwo zwischen Müllmännern und Politikern verortet. Und was den diesbezüglich besonders von sich selbst überzeugten Part der Vertreter der Werbung angeht: Die sehe ich in der Tat in weiten Bereichen als Teilmenge guter Gestaltung. Design verbindet Produkte mit Ästhetik, Form mit Funktion, Inhalt mit Verständnis. Werbung dagegen dekoriert, verspricht und schafft Verlangen. Ästhetik ist aber immer auch dekorativ, Funktion erfüllt immer ein Versprechen, Verständnis birgt Erkenntniswille. Heißt also: Werbung macht nur heiß, Design bietet dagegen Substanz. Trotzdem funktioniert beides nur, wenn eine gute Idee dahinter steckt. Aber das ist eine andere These.
Und zum Schluss GOOD DESIGN IS OVERRATED: Schöne Selbstironie oder Koketterie?
Das müssen Sie schon selbst herausfinden – am besten beim Lesen. Wo kämen wir denn hin, wenn wir Designer plötzlich auch noch anfangen würden, kokett oder gar ironisch zu werden? Das wäre ja der finale Pfahl ins Herz der immer noch untoten Ulmer Schule, von der ich immer gehofft hatte, sie wäre mit Otl Aicher ausgestorben…Nein, mal ganz im Ernst: Wir nehmen uns wirklich viel zu ernst. Ein guter Teil unseres Jobs sollte es doch sein, anderen Freude zu bereiten – mit kluger Gestaltung, umwerfender Ästhetik, überzeugender Formgebung. Da sollten wir nebenbei doch auch selbst ein bisschen Spaß haben dürfen – und dabei fällt mir eben nicht nur mein Beruf ein. Ohne Inspiration von außen wird das nämlich nichts mit “Good Design”.
GEWINNSPIEL
Unter allen, die mit uns bis zum 12.12.2011 über die Thesen, was GOOD DESIGN is … diskutieren, verlosen wir drei Exemplare von »GOOD DESIGN IS A THOUGH JOB.« von Kirsten Dietz und Jochen Rädeker von Strichpunkt, erschienen im Verlag Hermann Schmidt Mainz, 39,80 Euro. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
gutes Design ist nicht für die Kunden, sondern die Kunden der Kunden
Gutes Design wird nicht von Langzeitpraktikanten gemacht…
Gutes Design ist harte Arbeit. Gutes Design verkauft.
Mein Lieblingzitat: “Design ist Kunst, die sich nützlich macht.” Und das sollte eigentlich auch unser Anspruch sein – sowohl Kunst zu schaffen, als auch echten Nutzen zu erzeugen…
Meine These lautet
»Work hard. Be nice to people.«