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Blick gen Himmel: Die großartige Kampagne der Ruhrtriennale

Heute beginnt die Ruhrtriennale. Und das erneut mit einer Kampagne von María José Aquilanti und Ann Christin Sievers, die sich 2021 gegen etablierte Büros durchgesetzt haben und seither umwerfend mystische Motive liefern. In diesem Jahr erzählen sie von Propheten, von Vogelbeobachter:innen – und natürlich vom Ruhrpott.

Drei Jahre dauert die jeweilige Amtszeit der Intendant:innen der Ruhrtriennale. 2021 trat Barbara Frey an – und mit ihr auch die Grafikerinnen María José Aquilanti und Ann Christin Sievers aus Berlin, die sich in einem Pitch nicht nur gegen sieben weitere Büros und Agenturen durchsetzten, sondern das Ruhrpottfestival auch mit einem neuen und mythischem Look versahen und sich dabei ganz auf die Region selbst konzentrierten.

2021 starteten die Gestalterinnen mit einer Bilderserie von des gefeierten Fotografen Tobias Zielony, der in der vom Bergbau durchpflügten Erde die Geister der Vergangenheit aufspürte und zeigte, wie sie bis in die Gegenwart hineinwirken.

Im Jahr darauf folgte der Fotograf Johannes Förster dem Kletter-Künstler Mischa Leinkauf hoch über die Dächer der Region – und auch in diesem Jahr geht der Blick gen Himmel.

Jetzt beauftragten María José Aquilanti und Ann Christin Sievers das Dokumentarfilmduo loekenfranke den Strukturwandel der Region einzufangen, die in den letzten Jahrzehnten wie keine andere einem Wandel unterworfen war.

Und wie bereits bei Tobias Zienoly haben die Bilder eine fast mythische Kraft, nur dass sie diesmal weit in die Vergangenheit zurückgehen.

Zu den römischen Priestern, den Auguren, die versuchten, am Vogelflug den Willen der Götter abzulesen. In Erinnerung daran, nehmen loekenfranke Birdwatcher ins Visier, Vogelbeobachter:innen, die mit Ferngläsern ihren Blick ins Weite schweifen lassen.

Im flüchtigen Licht des Morgens oder des Abends stehen sie an Feldwegen, an Flussufern und in Landschaften, in deren Hintergrund Industrieanlagen als einstige Ikonen eines längst vergangenen Fortschrittsglaubens zu sehen sind. Auch wenn manche Schlote noch rauchen, sind viele schon stillgelegt oder auf dem Weg dorthin.

Lange als Hobby von nerdigen Ornithologen abgetan, sind in den letzten Jahren des Artensterbens immer mehr Menschen zu Vogelbeobachtenden geworden. Und auch die Pandemie hat die Sinne vieler für die Natur geschärft.

Aber blicken diese Birdwatcher tatsächlich nur zu den Vögeln? Oder halten sie auch Ausschau nach Antworten? Versuchen sie in die Zulunft zu schauen? Oder hoffen sie auf eine Rettung von Außen?

Klare Antworten gibt die Festival-Kampagne nicht, sondern schwebt zwischen Realismus und Abstraktion, ist hochaktuell, prophetisch und somnambul zugleich – und verweist gleichzeitig darauf, dass die Kultur, wie die Ruhrtriennale unter Barbara Frey sie jetzt noch einmal vom 10. August bis zum 23.9.2023 bietet, eigene Antworten geben könnte. Und das genau in diesem Bereich zwischen Himmel und Erde, zwischen Prophezeiungen und jeder Menge Realität.

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