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Aufregende Charakterköpfe: Buchdesign von Neue Gestaltung

Ein Buch, so eindrücklich wie die Arbeiten der Mühe-Brüder: Das Designstudio Neue Gestaltung bringt die Werke des Fotografen und des Künstlers in sattem Editorial Design, mit Augmented Reality und einem Comic zusammen.

Anfang des Jahres hatten Andreas Mühe und Konrad Mühe ihre erste gemeinsame Ausstellung. Andreas Mühe ist ein bekannter Fotograf, gefeiert für seine Inszenierungen, die eine vermeintliche Angela Merkel zeigen oder Hitlers Gefolge am Obersalzberg. Konrad Mühe ist Bildender Künstler und beide sind sie die Söhne des Schauspielers Ulrich Mühe und die Regisseurin Annegret Hahn.

»Vertauschte Köpfe« haben sie ihre Schau in der Sammlung Klein im Landkreis Ludwigsburg genannt. Und jetzt ist das gleichnamige Buch dazu erschienen.

Umgesetzt wurde es von dem Berliner Designstudio Neue Gestaltung, bereits ausgezeichnet für ihre Publikation »Pathos als Distanz«, die zu Andreas Mühes Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen erschien.

Und auch »Vertauschte Köpfe« haben die Kreativen mit einer ganz eigenen und komplexen visuellen Sprache versehen.

Pointiertes Statement-Cover

Wie lässt man die Arbeiten von zwei so unterschiedlichen Brüdern und so unterschiedlichen Künstlern aufeinandertreffen?

Schon das satte schwarze und massive Umschlagmotiv, das von Johanna Zech von Neue Gestaltung stammt, zeigt zwei Charakterköpfe.

Wer wer ist, sei dem Betrachter überlassen, sagt Pit Stenkhoff von Neue Gestaltung. »Sie gucken in verschiedene Richtungen, sind aber am Hinterkopf miteinander verbunden. Wie zwei, die nicht von einander loskommen. Brüder eben.« Die dem Erbe der Familie aber gleichzeitig auf sehr unterschiedliche Weise begegnen, wie es aus dem Designstudio heißt.

Das Buch selbst ist in sieben Bücher unterteilt, »um alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen, Ihnen aber die Deutungshoheit über ihr (jeweiliges) Werk nicht zum nehmen.«

In verschiedenen Zeitebenen und Erzählsträngen, mit viel Schwarzraum, großen Bildstrecken und mit prägnanter Typografie treffen die Werke der beiden Brüder in dem Buch aufeinander und lassen Dialoge entstehen, die von den beiden so noch gar nicht geführt wurden.

»Das Buch schafft einen Raum und darin eine Auseinandersetzung«, sagt Pit Stenkhoff – und geht dabei weit über einen Ausstellungskatalog hinaus.

So prägnant wie die Form- und Farbspiele, die sich durch das Buch ziehen, sind auch die verwendeten Schriften zu denen die Erika Type, Cardone, Rhymes, Graebenbach, GaramEF, Messina und VenusBQ gehören.

Augmented Reality – und ein Comic

Gleichzeitig werden Teile der Videoarbeiten von Konrad Mühe durch eine AR-Erweiterung zum Laufen gebracht. Mit Hilfe einer App, die sowohl im Apple Store als auch bei Google Play erhältlich ist, verwandelten sie sich in Bewegtbilder wie Neue Gestaltung sie auch auf Plakaten für das Theater Erlangen oder einem Katalog der Sammlung Wemhöner gezeigt hat – und die immer wieder eine Überraschung sind.

Ganz so wie der knallbunte Comic, der sich in »Vertauschte Köpfe« findet. Ursprünglich als konventionell gedrucktes Interview geplant, hat der Comiczeichner und Illustrator Gregor Hinz den Austausch in knallbunte Szenen umgesetzt.

Wie eine Bewegung wirkt »Vertauschte Köpfe«, man kann Annäherungen verfolgen, dann aber driften die Inhalte wieder auseinander, es werden Grenzen gezogen und Verbindungen hergestellt, auf Abstand gegangen und dann wieder eine Beziehung geknüft.

Trotz der 500 Seiten! auf denen das stattfindet ist »Vertauschte Köpfe« erstaunlich leicht, da Neue Gestaltung ein gestrichenes, volumenhaltiges Papier (90 g/qm Munken Print White 15) verwendet hat. Der Umschlag ist ein Softcover mit innenliegenden Flappen.

Und es könnte sogar sein, dass die Publikation noch eine weitere Besonderheit bietet und »buchgeschichtlich« die erste ist, die sich auf ihrem Buchrücken ganz einer Illustration widmet und dazu auf jegliche Ankündigung der Künstler auf Titel und Buchrücken verzichtet.

Konrad Mühe, Andreas Mühe: Vertauschte Köpfe, Klappenbroschur, 500 Seiten, 200 farbige Abb., Deutsch/Englisch, Jovis Verlag,  ISBN 978-3-86859-751-6, 55 Euro

 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Wundervoll!

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