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LeadAwards – die besten Fotos

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or zwanzig Jahren wurden die LeadAwards von Fotograf Horst Wackerbarth ins Leben gerufen. Auch diesmal bieten Preisverleihung und Ausstellung ein einzigartiges Panorama wegweisender aktueller Fotografie. Die Highlights aus PAGE-Sicht. 

Einer der Trends, den die diesjährige Foto-Jury in der Reportagefotografie beobachtete und den Markus Peichl in den Pressekonferenz benannte, ist die zunehmende ästhetische Distanz der Reportagefotografen zu ihrem Motiv. Da wirken Bilder wie die mit einer Goldmedaille bedachten Arbeiten eines »klassischen« Bildjournalisten wie Paolo Pellegrin fast schon altmodisch. Geradezu statisch-sachlich im Vergleich zum alten dynamischen Reportage-Ideal muten dagegen die Bilder an, die der mit Silber ausgezeichnete Julian Röder auf einer Waffenmesse in Dubai schoss. Bezeichnenderweise fuhr der junge Fotograf, der Mitglied der Berliner Fotografenagentur Ostkreuz ist, genau dann dorthin, als der arabische Frühling begann und Fotos hiervon die Medien und unsere Köpfe beherrschten. Zu sehen im »Zeit-Magazin« Nr. 14. Der groteske Gegensatz zwischen Messebanalität (siehe Buffet oben) und Messethema erzeugt streckenweise trockenen Witz.  

Gänzlich unbewegte Reportagefotografie ohne Menschen (früher weitestgehend undenkbar) macht Eva Leitolf, deren Langzeitprojekt »Postcards from Europe« ebenfalls das »Zeit-Magazin« unter dem Namen »Europa von aussen« präsentierte. Ihre Arbeit landete darum in der Kategorie Architektur- und Still-Life-Fotografie, wo sie Gold gewann. Um die Bilder zum Thema Immigration und deren Auswirkungen auf europäische Gesellschaften verständlich zu machen, gibt Leitolf ihnen Texte bei, die die Besucher der LeadAwards-Ausstellung auf Postkarten mitnehmen können. Hier geht es um gewalttätige Übergriffe von Einheimischen auf afrikanische Orangenpflücker in Kalabrien.

Spannend ist die Geschichte um eines der als Fotos des Jahres nominierten Bilder – »Ein Fall von Liebe« von Rich Lam nannte es der »Stern« in Ausgabe Nr. 26, im Web ist es als »Vancouver Riot Kiss« bekannt. Das Bild ging in Zeitungen und Blogs um die Welt, schien es doch aufs Schönste das alte Motto »Make Love Not War« zu repräsentieren. Die wahre Geschichte geht natürlich anders: Bei den nach einem Eishockey-Finale ausgebrochenen Unruhen in Vancouver war das Mädchen leicht verletzt worden, ihr Freund kümmerte sich nur entsprechend um sie. Gold in dieser Kategorie ging letztlich aber an Pete Souza, den offiziellen Fotografen des Weißen Hauses, der den Krisenstab während der Erschießung von Osama Bin Laden ablichtete. 

Ein Trend, der auf der Ausstellung ebenfalls ins Auge fällt und von dem wir uns fragen, ob er nur auf die Auswahl der Jury zurückgeht oder tatsächlich ein breiteres Phänomen widerspiegelt, ist die Auseinandersetzung mit Hässlichkeit. Verwunderlich wäre das ja nicht in einem Zeitalter, in dem uns allerorten medial, digital und sonstwie aufgemotzte Schönheit begegnet. Die Arbeiten aus diesem Umfeld sind zum Teil schwer erträglich. Zum Beispiel die Fotos Superfetter aus Yossi Lolois Full Beauty Project, hierzulande vom Magazin »Die Nacht« gedruckt. Oder Asger Carlsens Fotoserie »Hester«, zu sehen in »Vice«, der Einzelteile weiblicher Akte am Rechner in einem extrem realistischen Look zusammenbastelt. Und nur was für ganz Abgehörtete ist auch die Reihe »A new kind of beauty« von Philip Toledano, in Deutschland von »Tush« veröffentlicht, die bizarre Ergebnisse von Schönheitsoperationen zeigt.

Juergen Teller ist mit zwei Projekten dabei. Zum einen »Es sieht gut aus in Afrika«, aus dem »Zeit-Magazin« Nr. 41: Modedesignerin Vivienne Westwood liess in Kenia von den Ärmsten der Armen eine Accessoire-Kollektion produzieren – und sich damit im Slum fotografieren. Hochästhetisch-ätherisch im üblichen Teller-Stil kommt dagegen die Strecke »Steffi« aus »032c« daher. Unser kleiner Einblick zeigt: die LeadAwards-Jury hat mal wieder gute Arbeit geleistet. Eine genaue Liste aller Gold-, Silber- und Bronzegewinner finden Sie hier.

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