Anders arbeiten: Neuer Teil der Siebert-Kolumne
Erfolg ist das Ergebnis von Offenheit und Neugier, sagt unser Kolumnist Jürgen Siebert.
Bild: Norman Posselt
Corona stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Und dabei geht es längst nicht mehr um die Frage »Was wird bleiben, was wieder gehen?«. Viele haben den Stillstand genutzt, um innezuhalten und ihren beruflichen Alltag zu hinterfragen, andere verwendeten die Atempause zum Aufladen ihrer Kreativzellen, zum Aufräumen des Schreibtischs oder zum Überdenken ihrer Ziele. Der Moment könnte nicht besser sein, um sich neu zu erfinden. Vielleicht können die folgenden fünf Anregungen dabei helfen.
1. Wir leben und arbeiten hybrid. Neben dem konzentrierten, produktiven Arbeiten am Bildschirm – egal, ob zu Hause oder im Büro – sind soziale Kontakte und Gespräche über das berufliche Schaffen absolut notwendig. Und diese können überall stattfinden – auch im Supermarkt, bei einem Telefonat oder einer der vielen, meist kostenlosen Zoom-Konferenzen. Sprich mit so vielen Menschen wie möglich, sei offen, teile deine Meinung, vernetze dich! Trainiere deine emotionale Intelligenz!
2. Neugier führt zu Chancen. Wenn Menschen erfolgreich sind, wird dies gerne mit »Glück gehabt« etikettiert. Dabei ist das Ergreifen von Chancen, die sich jeden Tag bieten, keine Glücksache. Man muss Angebote erkennen und offen dafür sein. Der US-Online-Store Zappos ist legendär für seine Unternehmenskultur, die Treue der Mitarbeiter – und den »Bist du ein Glückspilz?«-Test bei Einstellungsgesprächen. Nachdem sich die Bewerber auf einer Glückskindskala von 0 bis 10 selbst bewertet hatten, wurde ihnen eine täuschend echt aussehende 30-seitige Zeitung vorgelegt, in der sie die Überschriften zählen sollten. Auf einer der mittleren Seiten war eine Textbox eingebaut, in der stand: »Wenn du das liest, ist der Test für dich zu Ende: Du hast bestanden.« Menschen, die sich zwischen 0 und 5, also eher glücklos, eingeschätzt hatten, zählten die Headlines bis zum bitteren Ende; die lucky people (6 bis 10) entdeckten den Hinweis, brachen ab und wurden eingestellt. Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Offenheit und Neugier.
3. Setze dir Mikroziele. Wie sieht die Bilanz deiner Neujahrsvorsätze aus? Mehr Sport getrieben? Mit dem Rauchen aufgehört? Befragungen zeigen, dass spätestens im März die meisten guten Vorsätze verflogen sind … einfach weil die Messlatte zu hoch gesetzt war. Menschen scheitern an Projekten, wenn sie sich zu hohe Ziele setzen. Mäßig trainierte Büromenschen, die für 2021 einen Marathonlauf ins Auge gefasst haben, sollten erst mal versuchen, die täglichen Schritte auf 10 000 zu steigern. Im Sommer könnten sie zweimal in der Woche 3 bis 5 Kilometer laufen, zum Jahresende vielleicht schon 10 oder 15, und ein Marathon im Jahr 2022 rückt in greifbare Nähe. Ziel erreicht, durch Mikroschritte innerhalb eines realistischen Zeitrahmens.
4. Richte deinen Job neu ein. Wohl denen, die trotz Corona ihren Arbeitsplatz behalten und weiterhin zu tun haben. Dies sollte einen aber nicht davon abhalten, die Karriere zu hinterfragen. Dabei geht es weniger um »Was kann ich?« oder »Wo will ich hin?«, sondern um »Was wird gebraucht?«. Die Zukunft ist volatil, die Umbrüche, die uns bevorstehen, betreffen sowohl die Jobs als auch die Unternehmen. Daher solltest du erkunden, welche Talente in den kommenden Jahren angesagt sind und ob du sie beherrschst. Sich im Unternehmen neu zu erfinden, kann aussichtsreicher sein, als den Arbeitgeber zu wechseln.
5. Kollaboration wird die Superkraft 2021. Nach Corona wird die emotionale zwischenmenschliche Interaktion an Bedeutung gewinnen. Ethik, Fairness und das Bedürfnis nach Begegnung werden ein zentrales Element in der Arbeitswelt sein. Menschen sind nicht mehr Teil eines Systems, in dem sie Rollen spielen, stattdessen erfahren sie Wertschätzung. Effizienz hat zwar ihren Platz, aber ebenso Empathie. Die Ära der Selbstsucht und des Wettbewerbs gerät noch stärker in die Kritik, um von der Ära der Kooperation abgelöst zu werden.
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