usgelassen, bunt und randvoll mit Inspiration: Am Samstag Abend ging die Pictoplasma Konferenz zu Ende. Hier die Highlights …
Es ist schon ein großer Spaß, wenn eine Konferenz ihre Spannung so halten kann wie die Pictoplasma Berlin in diesem Jahr, die Jubiläums-Ausgabe zum 10. Geburtstag. Kein Speech, der wirklich uninteressant war, kein Absacken im Kinosessel und keine routinierte Vorstellung von professionellen Speakern, die von Konferenz zu Konferenz ziehen und denen man schon beim ersten Satz anmerkt, dass sie immer dasselbe erzählen.
Statt dessen laufen Artists wie Tim Biskup, Star der Szene aus Santa Monica, der seine von Kubismus, Disneyland, Monsterrock und skandinavischer Folklore beeinflussten Arbeiten zeigte, vor lauter Nervosität auf der Bühne des Babylon Kinos erstmal im Kreis herum, während die schüchterne Bubi Au Yeung aus dem quirligen Hongkong erzählt, wie sie durch ihre Menschenleeren Bilder atmet und dazu einen Interviewpartner auf der Bühne hat, um sich nicht so alleine zu fühlen.
Dazu ist das Line-Up perfekt, bei dem Brecht Vandenbrouckes politische und hintergründige Comics auf das pinkfarbene Eiscreme-Monster des Amerikaners Buff Monster folgen, das unglaublicher Weise zu Power Metal entsteht, genau das, was auch der Österreicher Nychos beim Sprayen seiner anatomisch aufgefächerten Drachen, Haie oder Wale hört. Der wiederum trifft auf Kimiaki Yaegashi aus Tokio, der zwar kein Englisch spricht, dafür aber auch schon mal bellt, während er mit verschmitzt nerdigem Humor seine Character vorstellt, die von mit Pizza garnierten Binikinimädchen zu Herren im bunten Hasenkostüm reichen.
Und immer wieder geraten die Bilder in Bewegung. Bei Ben Bocquelet, der seine anarchistische Animationsserie The Amazing World Of Gumball vorstellt, die bei Cartoon Network die unglaublichen Geschichten einer blauen Katze und ihrer dysfunktionalen Familie erzählt, einem Dinosaurier inklusive, oder die kunstvollen Welten von Mikey Please, der seine Filmproduktion nicht umsonst Picasso Pictures nennt. Sehr atmosphärisch, farblich komplett reduziert und inhaltlich hoch aufgeladen, arbeitet er mit Stoppmotion und wurde bereits für seinen ersten Film The Eagleman Stag mit dem British Academy Film Award ausgezeichnet.
Hier werden Betriebsgeheimnisse gelüftet, erzählt, wie man seine ersten Jobs bekam, es werden Techniken gelüftet und Tipps und Tricks und dann gab es noch die unglaubliche Anything Goes Erfolgsgeschichte des Australiers Craig Redman, der erst in der Green Card Lottery gewann, dann nach New York zog, seine Erlebnisse in der herrlich gebeutelten Ei-Figur Darcel (Abb. oben) verarbeitete und heute für den Pariser Konzeptstore Colette der quasi »Hauskünstler« ist und mit seinem Freund Karl Maier die Agentur Craig&Karl führt, die für Kunden wie Google, Nike, Apple und The New York Times arbeiten.
Ein wenig philosophisch wurde es dann zum Schluss als James Jarvis, berühmt für seine Characters und Toys, über das Zeichnen selbst sinnierte, darüber, ob es mehr als eine Abfolge von Gesten ist, ob es dem Raum Bedeutung gibt und davor kapitulierte, dass es unmöglich ist, einen Baum in alledem was er ist, zu zeichnen. Dazu gab es etwas Schopenhauer, Hegel und Baudrillard, jede Menge Selbstironie – und die Sorge, wo er seinen Kindern noch Schleich-Tiere als Mitbringsel besorgen kann.
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