Dass 2020 nicht rosig werden würde, ahnten wir bereits, als Corona noch nur ein Bier war. Trotzdem machten wir einfach so weiter und taten das, was wir schon immer am liebsten taten: Wir gestalteten! Und das Unternehmerische? Nun ja, das ließen wir dabei gern mal außer Acht. Doch spätestens jetzt, da vielerorts die letzten Projekte abgeschlossen sind und die Ausfälle im Kundengeschäft große Löcher in die Kassen gerissen haben, wird wohl auch dem Letzten klar geworden sein: Die entgangenen Umsätze werden insbesondere die SoloSelbstständigen nicht mehr ohne Weiteres kompensieren können. Selbst wenn es irgendwann wieder doppelt so viele Aufträge geben sollte, wir werden unser Arbeitspensum nicht über unsere Kapazitäten hinaus erhöhen können. An der prekären Lage der Einzelkämpfer ändern auch die schnell auf den Weg gebrachten Hilfsprogramme nichts, zumal sie zuvorderst die laufenden Betriebskosten berücksichtigten, nicht aber die davon kaum abgrenzbaren privaten Lebenshaltungskosten.
Es ist Zeit umzudenken – und zwar für Politik und Kreative gleichermaßen. Auch wenn niemand wissen kann, was die Zukunft bringt, jetzt ist der Moment, um Bewährtes mit dem Vorausschauenden zu verbinden und mögliche Szenarien zu entwickeln. Wie sonst könnten wir das Ungewisse dieser Tage nicht als Bedrohung empfinden und uns unsere Lust auf Neues sowie unseren intrinsischen Gestaltungsantrieb bewahren? So wie im Kleinen offenbar auch schon all jene Illustratoren, die der Pandemie ihr Gesicht verliehen haben. Sie müssen bereits sehr früh gespürt haben, dass sich dem gräulichen Virus auch positive Aspekte abgewinnen lassen. Ihre Visualisierungen sehen jedenfalls gar nicht so düster aus. Vielmehr bunt, geradezu heiter.
Lassen wir uns von ihrer Resilienz anstecken, kollektive Erwartungshaltungen spielen schließlich auch in Krisenzeiten eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Zukunft. Überlegen wir gemeinsam, wie es weitergeht: Wie Freelancer und kleine Designstudios ihr Auskommen strategisch angehen können (Auftragsakquise und Selfmarketing in Corona Zeiten); wie sie ihr Leistungsprofil justieren können, zum Beispiel in Richtung Social Commerce (Verkaufsshows und Kreativworkshops per Livestream auf Instagram & Co) wie wir den aktuellen Bewusstseins und Kulturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft begleiten und inspirieren können (Trends) … Nutzen wir die Chance, trotzen wir der augenblicklichen Situation bessere alternative Zukünfte ab – und bringen mit PAGE 08.2020 unser Business auf den nächsten Level!
Zu den Emojis auf dem Cover: Jessica Walsh und das Team ihrer New Yorker Agentur &Walsh arbeiteten bereits an einem Emoji-Set für Designer. Als die Pandemie ausbrach, erweiterten sie es kurzerhand um Piktogramme, die vom Lockdown, vom Arbeiten im Homeoffice, von Video-Calls und vom Virus selbst erzählen. Ein absolutes Must-have für Gestalter!