Traumjob Art Director? Was man dafür besonders gut können sollte und welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt …
In einer Agentur als Art Director zu arbeiten, ist für viele junge Leute noch immer ein Traumjob. Aber nur klassische Werbung zu können, reicht längst nicht mehr.
Jobbezeichnung: Art Director
Ausbildung: Meist Kommunikationsdesign Studium
Gehälter (brutto): als Junior Art Director etwa 2400 Euro, als Kreativdirektor 6000 bis 7000 Euro
An manchen Tagen rennt Shahira Youssef, Senior Art Director bei Jung von Matt/365 in Hamburg, von Meeting zu Meeting und fragt sich, wann sie eigentlich arbeiten soll. An anderen Tagen treibt sie die Projekte voran – in der Regel mehrere gleichzeitig. Es kann sein, dass sie sich Kampagnenideen ausdenkt, die Produktion begleitet, eine Präsentation erstellt oder diese beim Kunden hält.
Strategisches Denken ist in ihrem Job unerlässlich: »Der Kunde stellt eine Aufgabe, für die man eine kreative Lösung finden muss. Dabei geht es nicht nur ums Gestalten, das konzeptionelle Arbeiten wird immer wichtiger«, erklärt Shahira Youssef. »Dazu muss man verstehen, welche Ziele der Kunde hat, wie der Markt aussieht, was die Marke ausmacht, für die man gerade arbeitet, und wie deren Zielgruppe tickt.«
Ihr Werdegang war ganz klassisch: Kommunikationsdesign Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, ein halbes Jahr Praktikum bei einem Designbüro in New York, nach dem Abschluss erste freie Jobs bis zum Einstieg als Junior Art Director in einer Agentur. Über ein paar weitere Stationen kam sie dann zu Jung von Matt/365, wo sie seit 2007 arbeitet.
Ideen verkaufen können
Die Anforderungen an den Beruf des Art Directors sind in den letzten Jahren – wie fast überall – gestiegen. »Aufgaben einfach abzuarbeiten, funktioniert heute weniger als je zuvor. Man muss sich in den Job vertiefen und die optimale Lösung erarbeiten«, so Shahira Youssef. Doch nicht nur das: Man muss diese dann auch verkaufen können, zunächst intern gegenüber dem Team und dem Kreativdirektor, danach extern gegenüber dem Kunden. Eine Fähigkeit, die man weniger im Studium, sondern in der Praxis lernt.
Ist die Idee angenommen, begleitet der Art Director auch die Umsetzung und Produktion, zum Beispiel wenn Fotografen ausgewählt werden oder etwas in die Litho geht. »Ganz wichtig ist«, so Youssef, »dass man im Team arbeiten kann und später als Senior Art Director ein Team führen kann. Wem das nicht liegt, der ist vielleicht in der Selbstständigkeit besser aufgehoben als in einer Agentur.«
Digitalkompetenz ist Pflicht
Art Directors, die nur an reinen Printprojekten arbeiten, gibt es kaum noch. »Auch wenn man nicht mehr überall Experte sein kann – man kann sich immer welche dazuholen«, meint Shahira Youssef, die sich ihre Digitalkenntnisse im Job angeeignet hat. »So werden bei Bedarf Online-Konzepter mit ins Team genommen oder Leute, die sich nur mit Social Media beschäftigen. Aber als Art Director muss ich ein Verständnis für digitale Medien haben. Wer nur noch in Papier denkt, hat ein Problem.«
Normalerweise arbeitet der Art Director mit einem festen Textpartner und seinem Junior-Team zusammen. »Und natürlich mit den Beratern, die täglich im Kontakt mit dem Kunden stehen und mit denen gemeinsam man diesem die Idee vermittelt«, sagt Shahira Youssef. Immer öfter sind Art Directors heute selbst beratend tätig. Etwa wenn ein Kunde den Überblick über die zahlreichen Online-Möglichkeiten verliert. Oder sich nicht sicher ist, ob Social-Media-Aktionen oder ein Mailing mehr Sinn machen.
Hierarchisch gesehen kann sich ein Art- zum Kreativdirektor entwickeln, der noch mehr konzeptionell arbeitet und in engem Kontakt zur Geschäftsführung steht. Aber natürlich kann er auch Art Director bleiben, sich inhaltlich weiterbilden und vielleicht auf einem Gebiet spezialisieren.
Shahira Youssef selbst hat einen Ausflug in die Nachwuchswelt unternommen: An der JvM-Akademie in Hamburg (siehe PAGE 07.14, Seite 122 ff.) vermittelte sie werdenden Kreativ-Konzeptionern Gestaltungsgrundlagen. »Das Unterrichten hat viel Spaß gemacht, möglicherweise werde ich das ausbauen. Aber auch sonst haben wir im Alltag mit so vielen verschiedenen, interessanten Leuten und Disziplinen zu tun: Fotografen, Illustratoren, Regisseuren, die Leute in der Litho, unserer Filmabteilung. Es gibt unglaublich viel zu lernen – langweilig wird es als Art Director sicher nicht.«
Ausbildung zum Art Director
Der üblichste Weg ist ein Kommunikationsdesign Studium. Da dieses breit gefächert ist, sollte man sich irgendwann spezialisieren. Auch private Schulen bilden zum Art Director aus. Da die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, empfiehlt es sich, auf die Qualität der Ausbildung zu achten, also sich genau anzusehen, wer unterrichtet, wie gut die technische Ausstattung ist und ob es einen hohen Praxisteil gibt.
Folgende (Hoch-)Schulen bringen immer wieder erfolgreiche Absolventen hervor:
Miami Ad School Europe, Hamburg: Die private Schule ist staatlich anerkannt und bietet zwei-
jährige Ausbildungen für Artdirektoren, Werbetexter und Grafikdesigner an. Studierende können sich nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz unterstützen lassen. Ausbildungskosten: rund 21 000 Euro. www.miamiadschool.de/de
Fachhochschule Düsseldorf: Bachelor- und Masterstudiengang Kommunikationsdesign http://is.gd/designfh_d
Staatlich Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: Diplomstudiengang Kommunikationsdesign. www.abk-stuttgart.de
Design Factory International, College of Communication Arts and Interactive Media, Hamburg: dreijährige praxisnahe Ausbildung zum Kommunikationsdesigner. Kosten: circa 15 000 Euro. www.design-factory.de
HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin, Köln und Frankfurt: Staatlich anerkannte Schule, die den Bachelorstudiengang Visuelle Kommunikation und den Masterstudiengang Communication Design in Vollzeit oder berufsbegleitend anbietet. Ausbildungskosten: rund 16 000 Euro. http://www.hmkw.de/
Blackbox Auftragsvergabe ++ Graphic vs. Image im Corporate Design ++ Augmented Reality im E-Commerce ++ UI Design: Typografie-Know-how für Webdesigner ++ Gebärdensprachtool für Voice Assistants ++ EXTRA: Top 20 – Die erfolgreichsten CD/CI-Agenturen
Interessanter Beitrag.
Vielen Dank.
Kreative Berufe: Art Director
…Wer nur noch in Papier denkt, hat ein Problem…
Es tut so weh…
Ralf Täuber
Designerdock-Gründer Hamburg/1998
CD/AD/Illustrator/Maler/Fotograf