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Holistic AI: Brainstorming mit KI

Mit seiner Bachelorarbeit im Sommer 2022 war Sebastian Münch seiner Zeit voraus – damals gab es noch kein ChatGPT!

Abschlussarbeit von Sebastian Münch: Benutzeroberfläche der Webapps Holistic AI
Bei der Ausgabesprache entschied sich Sebastian Münch für Englisch, da GPT-3 mit mehrheitlich englischsprachigen Datensätzen trainiert wurde und in dieser Sprache die besten Ergebnisse ausspuckt

Eine Web-App, die gemeinsames Brainstorming mit künstlicher Intelligenz er­möglicht. Was heute fast schon banal klingt, war im Sommersemester 2022 noch ziemlich visionär. Sebastian Münch war seiner Zeit voraus, als er – Monate bevor ChatGPT im November veröffentlicht wur­de und der Hype losbrach – seine Bachelorarbeit im Studiengang Digital Environments an der HAWK Hildesheim abschloss. Der Titel: »Künstliche Intelligenz als reflexive Einheit in kollaborativen Ideationsprozessen«.

Gemeint ist damit das Tool Holistic AI, das De­signer:innen beim Brainstormen mit gezielten Nach­fragen unterstützt und dazu anregt, ganzheitlich zu denken. Dabei kann man zwischen zwei Modi wählen: Als Persona vertritt die KI verschiedene unterrepräsentierte Nutzergruppen, als »Devil’s Advocate« stellt sie provokante Fragen.

Sebastian Münch nutzte dafür GPT-3 von OpenAI, das er per Prompt En­gineering dazu brachte, Resultate nach einem bestimmten Muster zu formulieren, das Thema, Idee und »How can we«-Fragen umfasst. Damit die Generationszeit nicht aus dem Ruder lief, beschränkte Münch die an GPT-3 weitergeleiteten Daten auf jeweils eine Idee. Schon zum damaligen Zeitpunkt sei das Sprachmodell sehr vielversprechend gewesen, so Sebastian Münch.

Abschlussarbeit von Sebastian Münch: Verschiedene Ansichten der Holistic AI Web App
Der Holistic AI Bot kann entweder als Advocatus Diaboli provozieren oder als Persona verschiedene Nutzergruppen vertreten. Beides trägt dazu bei, im Brainstorming mehr Perspektiven zu ­be­rücksichtigen

Auf der Basis von UX-Methoden wie Personas, Empathy Maps, User Journeys, Ecosystem Maps und Card Sorting entwarf der Gestalter zunächst Flowcharts und Wireframes und schließlich einen funktionalen Prototyp mithilfe des No-Code-Tools Bubble.io. Diesen testete er mit Designer:innen bei der Hamburger Designagentur Mutabor, wo er als Werk­student arbeitete, sowie mit Kommiliton:innen an der Fakultät Gestaltung – mit positivem Feedback.

Denkbar seien eine Erweiterung des Bots durch visuelle Ideen mithilfe einer Anbindung an Bildgeneratoren wie DALL·E oder an multimodale KIs, die verschiedene Outputs generieren können. Generell müssten allerdings noch rechtliche und ethische Fra­gen geklärt werden, bevor ein Tool wie Holistic AI auf den Markt kommen könne, so Münch. Er erforscht die Möglichkeiten von KI jetzt im Rahmen seines Masterstudiums weiter.

Nach seinem Bachelorabschluss arbeitete Sebastian Münch zunächst als Junior Interaction Designer bei Mutabor in Hamburg. Seit April 2023 macht er einen Master an der HAWK und steigt noch tiefer in die Möglichkeiten von KI ein.

 

 

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