Er ist ungewöhnlich jung und arbeitet ungewöhnlich konzeptionell: der 1999 geborene Fotograf Stepan Chubaev aus Sankt Petersburg. Dabei erfindet er auch gerne mal hochwissenschaftlich klingende Begriffe wie etwa das Andromeda Syndrom. Eine mentale Störung, bei der man Träume nicht mehr von der Realität unterscheiden kann und sich am Ende in Kämpfe farbiger Formen in einem erstarrenden Raum halluziniert …
Aus dieser Idee entwickelte Chubaev eine Serie von Fashion-Fotos, die erstmal chaotisch scheinen, im Grunde aber ausbalancierte Systeme zeigen – wie auf unserem Coverfoto zur aktuellen Titelgeschichte von PAGE 07.21, in der es um Raumgestaltung und Organisationsstrukturen in der kreativen Arbeitswelt (hoffentlich) nach Covid19 und die neue Ausbalancierung von Online- und Office-Arbeit geht. Oben zeigen wir das Originalfoto, das fürs PAGE-Cover noch ein wenig beschnitten wurde.
Letztes Jahr war uns der Petersburger Fotograf erstmals aufgefallen, seit er hierzulande von der Hamburger Agentur Syndikat Artists vertreten wird. Unbedingt mal die Website besuchen, wo tolle Sammlungen von Porträtbildern, Stills und eben Fashion-Fotos zu sehen sind! Eine knappere Auswahl seiner besten Bilder hat er auf der eigenen Site zusammengestellt (siehe Screenshot unten), auf Instagram ist er weniger aktiv.
Seine analytischen Forschungen führten Chubaev unlängst auch zur Entdeckung einer neuen Spezies: dem Homo Camerus. Es handelt sich dabei um jene Wesen, die schon in Verbindung mit ihrem Smartphone geboren sind und bei denen sich digitale Bildfragmente so mit dem neuronalen Netzwerk verbinden, dass daraus neue Erinnerungswelten entstehen – und man nicht mehr weiß, was man davon wirklich selbst erlebt hat, was Realität, Imagination oder Kreation ist. Für Stepan Chubaev die Grundlage für eine neue Serie von Collage-Bildern namens »Memories«.
