Terry Richardson »MOM DAD«

Als Meister der schicken, erotisch bis pornografischen Geschmacklosigkeit wurde Terry Richardson weltberühmt – und gerade jüngst vehement kritisiert. Geschmacklos kann man auch den Doppelbildband »MOM DAD« finden, der seinen eigenen Eltern gewidmet ist. Oder ist es sein faszinierendstes Buch?

Letztes Jahr gab es ja heftige Diskussionen um Terry Richardson. Einige seiner ehemaligen Models sowie andere Szeneinsider erhoben massive Vorwürfe, dass Richardson seine Macht als Starfotograf missbrauche, um junge oder unbekannte Models zu verleiten, vor seiner Kamera Dinge zu tun, die sie eigentlich gar nicht wollen. Es war von regelrechtem sexuellen Missbrauch die Rede (siehe »Guardian« oder nymag.com). Terry Richardson veröffentlichte schließlich auf seiner Website eine Art Gegendarstellung. 

Bei Mörel Books in London erscheint jetzt ein Richardson-Schocker anderer Art. In »MOM DAD« befasst er sich mit seinen Eltern – zwei Bände im Schuber, die je einem Elternteil gewidmet sind und von Lee Swillingham von Suburbia Media gestaltet wurden (der auch Artdirektor des »Love«-Magazins ist). Richardsons Familiengeschichte ist tragisch. Sein Vater Bob Richardson, selbst ein bekannter Fotograf, verließ die Familie als Terry fünf Jahre alt war, hatte mit Schizophrenie und Drogen zu kämpfen und lebte zeitweilig als Obdachloser in San Francisco, bevor er eine zweite Karriere startete. Terry Richardson gab 2007 ein Buch mit Fotos seines Vaters bei Damiani heraus. Als Terry zehn Jahre alt war hatte seine Mutter einen schweren Verkehrsunfall, lag einen Monat im Koma, aus dem sie mit einem bleibenden Hirnschaden erwachte. Fortan lebten sie und ihr Sohn von Sozialhilfe. Das Buch gibt mit Fotos und Briefen schonungslose Einblicke. 

MOM & DAD

TERRY RICHARDSON

£50

ISBN: 978-1-907071-25-6

DIMENSIONS: 22 CM X 26 CM

MOM 64 PAGES FULL COLOUR

DAD 76 PAGES FULL COLOUR

BOTH BOOKS CONTAINED IN A SLIP CASE

PRINT RUN: 1000