Wie eine Hamburger Fotografin eine verlassene Porzellan-Fabrik im Weimarer Land wiederentdeckte.
Überall Werkzeuge, die gerade aus der Hand gelegt scheinen, stapelweise halb fertiges Porzellan und sogar benutzte Kaffeetassen auf einem Pausentischchen. Es sah aus, als hätten die Porzellanmacher gerade alles stehen gelassen in der stillgelegten Manufaktur, die Susanne Katzenberg auf einem Streifzug durchs Weimarer Land unverhofft entdeckte.
Die Hamburger Fotografin, die selbst als junges Mädchen ein Handwerk als Schlosserin erlernte, hatte schon immer eine Faszination für verlassene Orte. Sie bekam Gelegenheit, im Fabrikareal zu fotografieren, und tauchte tief in die fast 230jährige Geschichte der Firma Weimar Porzellan ein.
Wobei sie nicht nur auf barocke, verschnörkelte Entwürfe aus der Goethe-Zeit stieß, sondern auch auf die schlichte Vasenform Tini. Designer Peter Smalun (hier sind weitere seiner Porzellanarbeiten zu sehen) hatte sie in den 1960er Jahren als Referenz ans Bauhaus entworfen, was durchaus nicht selbstverständlich war. Das Bauhaus war in den frühen Jahren der DDR zunächst geradezu verpönt, im sogenannten Formalismusstreit wurde es als zu wenig volkstümlich und modernistisch-dekadent verurteilt. Erst um 1963 setzte ein Umdenken ein.
Susanne Katzenberg: UNVERLOREN. Hommage an Weimar Porzellan Thüringen 128 Seiten, 101 Abbildungen (Farbe und s/w) Hardcover, mit Poster als Beileger Format: 24 x 21 cm 29,95 Euro ISBN 978-3-86228-213-5 Edition Braus, Berlin (portofrei direkt über den Verlag bestellen)
Foto-Buch und neue Porzellan-Edition
Fotografin Susanne Katzenberg erzählt von all dem und mehr nun im einem Buch – natürlich mit ihren eigenen Fotos, aber auch mit historischen Aufnahmen aus der Zeit, als die Manufaktur noch belebt war und die Porzellanmacher dort fleissig werkelten.
Gleichzeitig beschloss die Fotografin, Tini – auf dem Cover ist sie im Sechziger-Jahre-Originaldesign zu sehen – zu neuem Leben zu erwecken. Die Vase wird in einer modernen Edition aus dünnem, nur innen glasiertem Biskuitporzellan und ohne Dekor wieder in Thüringen produziert: vom jungen Gestalter Martin Pössel, der beim Produktdesignstudium an der Bauhaus-Universität Weimar die Leidenschaft zum Porzellan entdeckte.
Sowohl Buch als auch Vasen lassen sich auf Susanne Katzenbergs Website Projekt Unverloren erwerben.
Komplexität annehmen und gestalten ++ Visual Trend: Maximalismus ++ Interface Design zwischen Purismus und Rich UX ++ Die perfekte Infografik ++ TDC 2020 ++ RunwayML-Tutorial: Gestalten mit KI ++ VR Experience ++ Corona und die Kreativbranche ++ EXTRA: Agentursoftware