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Illustrationen sind die Zukunft: Kombinatrotweiss wird 20!

Zum 20. Jubiläum der Agentur Kombinatrotweiss erzählt deren Geschäftsführerin Svetlana Jakel von Stärken, Chancen und Einzigartigkeit der Illustration – und verrät, wie man in einer Agentur aufgenommen wird!

Das Team der Illustrator:innen-Agentur Kombinatrotweiss

Das 20. Jubiläum der Illustrator:innen-Agentur Kombinatrotweiss muss natürlich ordentlich gefeiert werden.

Deswegen gibt es in Frankfurt am Main vom 9. bis 12. Juni 2022 das gleich mehrtätige Festival für Illustration, das die Erfolgs-Agentinnen organisiert haben.

Es bietet neben gestreamten Talks, neben Live-Performances und Porträts to go auch Artworks und illustrierte Brote – und hier schon Mal einen Einblick in die Geschichte der Agentur, einen Blick auf die Zukunft der Illustration und fünf Tipps, wie man es schafft, in einer Agentur aufgenommen zu werden.

Zum 20. Jubiäum bemalt Casiegraphics live ein Skateboard, das für einen guten Zweck versteigert wird

Wir sprachen mit der Kombinatrotweiss-Geschäftsführerin Svetlana Jakel:

20 Jahre Kombinatrotweiss. Beeindruckend! Was würdest du sagen waren die größten Veränderungen in dieser Zeit?
Svetlana Jakel: Kombinatrotweiss fing 2002 mit Fotograf:innen, Postroduktioner:innen und Illustrator:innen an. 20015 habe ich die Agentur zur einer reinen Illustrationsagentur gemacht. Das war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Wir sind jetzt fokussiert auf Illustration und Animation, die Kundenstruktur für Illustration ist anders als für Foto, wir können nun viel gezielter auf unsere Künstler:innen aufmerksam machen. Außerdem haben wir, noch vor Corona, Homeoffice etabliert und unsere Abläufe digitalisiert. Das gibt uns mehr Freiheit, von überall aus arbeiten zu können. Das entspricht dem Zeitgeist. Ich liebe Veränderungen. Sie stellen für mich Chancen dar, die es zu greifen gilt. Je öfter wir unseren Blickwinkel verändern, desto kreativer bleiben wir. Deshalb sitze ich im Büro auch nicht jeden Tag am selben Platz. Wir sind so aufgestellt, dass wir mit unseren flexiblen Arbeitsplätzen durch unsere Räumlichkeiten ziehen können, je nach Tageslaune setzt man sich dann in den einen oder anderen Raum, mit immer anderem Blick nach draußen.

Und was hat sich während Corona verändert?
Illustration wurde als Kommunikationstool erkannt, das trotz Virus gut funktioniert. Illustration kommt in anderen Ländern schon lange viel mehr zum Einsatz. Siehe England, Frankreich, Spanien, USA … im deutschsprachigen Raum waren die Kunden eher kritisch und unsicher. Inzwischen haben sie erkannt, dass Illustration ein dankbares Kommunikationsmittel ist.
Eine Illustration ist (je nach Inhalt und Anforderung) schnell umgesetzt, sie ist einzigartig, Aufmerksamkeitsstark, individuell und sie ist vor allem nachhaltig. Ein Aspekt der für mich besonders wichtig ist. Gerade im Hinblick auf das Pariser Klimaabkommen. Die Kreativbranche sollte als Vorreiter voran gehen und aufzeigen, wie wir umweltbewusst kommunizieren und agieren können. Da ist noch ganz viel Luft nach oben, aber es freut mich zu sehen, dass viele Kunden und Agenturen das bereits erkannt haben. Während Corona sind die Kunden außerdem gelassener geworden. Dieser ASAP-Druck ist nicht mehr so da. Wir haben täglich Zoom-Calls, um die Projekte durchzusprechen. Zu Beginn wurde das eher kritisch gesehen, inzwischen aber mögen unsere Illustrator:innen das, denn man lernt seine Kunden besser kennen und spricht viel intensiver die Briefings durch, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt.
Seit Corona reise ich kaum noch, da noch immer sehr viele Kund:innen im Home Office arbeiten und gar nicht in die Agenturen gehen. Deshalb biete ich Inspirations-Talks über Zoom an. Agenturen und Redaktionen bekommen so einen Überblick durch unsere Website präsentiert, die durch den Relaunch noch mehr Möglichkeiten bietet nach Inhalten oder Stilen/Techniken zu suchen. Wir haben über 14.000 Bilder auf der Website. Da gibt es viel Inspiration zu finden.

Gibt es neue Gestaltungstrends, die du beobachtest?
Ein bereits langanhaltender Trend ist die Flat-Illustration. Besonders reduzierte, nüchterne, sachliche Stilistik ist gefragt, die schnell zu ergründen ist und die Inhalte auf schnellem Wege vermittelt. Außerdem sind starke Perspektiven, die eine Dynamik erzeugen, im Trend. Ebenso ist Life-Zeichnen sehr gefragt. Nachdem die Corona-Regeln gelockert wurden, haben wir viele Illustrator:innen die in der gesamten Republik zum Einsatz kommen und bei Firmenevents oder in Shops live performen. Da sind Grafik-Recordings ebenso gefragt, wie das Bemalen von Taschen oder anderen Produkten. Individualisierte Produkte/Verpackungen werden von großen Marken immer öfter angeboten. Das steigert die Identifikation zur Marke, hält die Kund:innen länger im Laden… Außerdem ist 3D oder 2D in 3D Optik weiterhin ein großes Thema. Noch unterschätzen Kunden den Aufwand eines CGI gebauten Motives und sind dann erschrocken über den Aufwand den eine Idee mit sich bringen kann. Es ist eben mehr als eine 2D Illustration. Wir erklären dann was sich alles hinter eine 3D Illustration verbirgt. Manchmal wird dann das Budget entsprechen erhöht, oder man weicht auf eine 3D anmutende 2D Illustration aus. Je nachdem ob sie später noch animiert werden soll. Animationen haben inzwischen einen festen Stellenwert bei der Kommunikation. Ob Unternehmensintern oder für Commercials, Animation ist auffällig, besonders und ein Hingucker.
Außerdem sind Illustrierte Portraits zurzeit sehr beliebt. Der Vorteil ist, dass man kein festes Produktionsdatum braucht, es reicht ein Handybild um das Portrait zu erstellen. Das spart Zeit und Produktionskosten ein und ist aufmerksamkeitsstärker als eine Fotografie. Viele Menschen lassen sich nicht gerne fotografieren, da ist eine Illustration eine charmante Lösung.
Ansonsten sehe ich grundsätzlich den Trend zu mehr Illustration. Hier sind alle Stile gefragt, sie müssen zur Marke oder dem Inhalt passen. Analoge Illustrationen vermitteln eine größere Emotionalität, die für bestimmte Produktgruppen genau die richtige Wahl sind. Zurzeit haben wir in Frankfurt einige Schaufenster zu unserem Jubiläum bemalt, die Geschäfte und Passanten sind begeistert. Wir wünschen uns, dass die Welt bunter und fröhlicher wird, vor allem im urbanen Umfeld kann sich das positiv auf die Menschen auswirken. Und wenn wir es schaffen allen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, während sie durch die Straßen ziehen, haben wir alles richtig gemacht.

Und: wie siehst du die nächsten 20 Jahre?
Aufregend und voller Veränderungen. Neue Techniken und digitale Möglichkeiten lassen uns stets Neues entdecken. Ich bin neugierig, was da noch auf uns zukommen wird. Noch werden Techniken wie Augmented Reallity selten von Kunden eingesetzt, aber ich denke da geht es in Zukunft hin. Multimediale Kommunikation, Realität und Fiktion verwischen immer mehr. Was in der Spieleindustrie schon gang und gebe ist, wird auch in der Kommunikation ankommen.
Außerdem wird das Thema NFT sicher noch mehr Wichtigkeit bekommen. Noch wird die Blockchain mit ihrem hohen Energieverbrauch sehr kritisch betrachtet, was gut so ist. Aber auch hier ist man bereits dran energiesparendere Lösungen zu entwickeln, die bis Ende des Jahres eingesetzt werden sollen. Wenn das passiert, werden NFT´s auch in Europa einen Boom erleben. In den USA und Asien ist das ja bereits der Fall, nicht nur im klassischen Kunstbereich.

In den letzten Monaten haben wir immer Illustrator:innen vorgestellt, die Kombinatrotweiss vertritt. Darunter Loretta Ipsum aus Wiesbaden mit ihren kunstvollen Absurditäten, Anna Karetnikova aus Hamburg, die auf so großartige Weise Gegensätzliches zusammenbringt, Nicole Mindt aus Frankfurt, die Sommergefühle in Bilder gießt, Madeleine Maros, die gerade auf dem Absprung in die weite Welt ist oder Alice Hoffmann aus Zürich, die ein untrügliches Gefühl für Folklore hat.

Zum Jubiläum gibt es vom Kombinatrotweiss fünf Tipps, wie Illustrator:innen es schaffen, von einer Agentur vertreten zu werden:

1. Ein aussagekräftiges Portfolio auf einer Website oder Instagram ist mit das wichtigste Kriterium.
2. Ein:e Illustrator:in sollte einen eigenständigen Stil haben, der sich abhebt, der individuell und aussagekräftig ist und der in erster Linie Messages vermittelt, denn darum geht es. Es reicht nicht aus eine schöne Illu zu zeichnen, sie muss Content beinhalten.
3. Sie müssen sich mit Dateiformaten auskennen und stets bereit sein, sich weiterzuentwickeln und neue Techniken zu erlernen.
4. Sie sollten offen sein, sich beraten zu lassen und im Austausch zu stehen, damit sie ihre Arbeiten in die richtige Richtung weiterentwickeln können.
5. Sie sollten zur Agentur passen, menschlich und stilistisch. Nicht jede:r Illustrator:in passt zu jeder Agentur. Deshalb lernen wir alle Bewerber:innen die uns stilistisch gefallen und in Frage kommen erst mal in einem persönlichen Gespräch kennen. Die Chemie zwischen Agentur und Illustrator:in muss stimmen.

Sommerfest der Illustrator:innen-Agentur Kombinatrotweiss

 

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