So umwerfend wie die wahren Geschichten, die Jill Senft erzählt, sind ihre Illustrationen im Raum, die einstige Gerichtsprozesse gegen Gockel, Brieftauben und Mäuse lebendig werden lassen.
Verrückt! Im 14. bis 17. Jahrhundert konnten auch Tiere angeklagt werden, standen mit Rechtsanwalt vor Gericht und wurden von einem Richter verurteilt.
Drei besonders interessante Prozesse suchte sich die Berliner Illustratorin Jill Senft für eine neue Serie von Arbeiten aus, die als Illustrationen im Raum stehen und die wahren Geschichten lebendig werden lassen.
In ihrem bunten, humorvollen und reduzierten Stil präsentiert sie Figuren, Tiere und Ereignisse:
Sie erzählt von dem Schicksal eines Gockels in Basel, der 1474 ein Ei ohne Dotter gelegt hat. Da man damals dachte, dass dieses von Hexen im Auftrag des Satans ausgebrütet werden könnte, um eine todbringende geflügelte Schlange in die Welt zu bringen, wurde der Gockel angeklagt. Sein Anwalt plädierte darauf, dass sein Mandant ja nichts dafür könne das Ei gelegt zu haben. Doch das Gericht bliebt unbeeindruckt und ließ Hahn und Ei vor großem Publikum verbrennen.
Jill Senft übersetzt die Ereignisse in abstrahierte Szenerien, die die Geschichte wie auf einer Guckkastenbühne erzählen. Von Figur zu Figur und von Bild zu Bild, die zum Teil beweglich sind, kann man sich an den Geschichten entlang hangeln und sie zusammensetzen.
Illustrationen als Wunderkammern
Auch die der 74 Brieftauben in Tripolis, die ausgebildet waren, Geldscheine von Italien, Griechenland und Ägypten nach Lybien zu schmuggeln und dafür zum Tode verurteilt wurden. Das Argument des Richters: obwohl sie natürlich nichts dafür konnten, dass sie so trainiert wurden, waren sie einfach zu gut abgerichtet, um freigelassen zu werden.
Besser erging es da 1519 einer Gruppe italienischer Feldmäuse, die Feldfrüchte zerstörten, sodass die Ernte geschmälert wurde und Bauern in Geldnot gerieten. Da die Mäuse aber auch nützliche Mitbewohner waren, die Insekten aßen und die Erde fruchtbar hielten, schickte er Richter sie lediglich ins Exil und ließ ihnen dabei sogar 14 Tage Zeit, damit die Jungtiere auch bereit für die Übersiedlung waren.
Ganz so wie in den 2D-Illustrationen von Jill Senft, changieren auch diese Arbeiten mitreißend zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Aber bieten darüber hinaus noch diese spannende Inszenierung im Raum.
Wie kleine Wunderkammern wirken die Szenerien, die aufgeklappt werden können und verschiedentlich arrangiert.
Das ist so großartig wie der Humor und die Komplexität, die sie umwehen: So landen die kriminellen Täubchen bei Jill Senft in einem Grill und zeigen, dass die Todesstrafe für Tiere bis heute gilt.
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Ich bin kein Ornithologe, aber ist für das Eierlegen nicht normalerweise die Henne zuständig? Oder war Gockel gar das soziale Geschlecht des Huhns? In diesen Sachen sollen die Leute damals ja sehr konservativ gewesen sein und nicht lang gefackelt haben. Bzw. ziemlich schnell, was der eierlegende Hahn ja wohl auch zu spüren bekam! Schon verrückt: Damals verbrannten die Menschen Hähne wenn sie Eier legten, heutzutage schreddern wir unsere Hähne, weil sie genau das nicht können.
Ich bin kein Ornithologe, aber ist für das Eierlegen nicht normalerweise die Henne zuständig? Oder war Gockel gar das soziale Geschlecht des Huhns? In diesen Sachen sollen die Leute damals ja sehr konservativ gewesen sein und nicht lang gefackelt haben. Bzw. ziemlich schnell, was der eierlegende Hahn ja wohl auch zu spüren bekam! Schon verrückt: Damals verbrannten die Menschen Hähne wenn sie Eier legten, heutzutage schreddern wir unsere Hähne, weil sie genau das nicht können.
Ich wünscht’ ich wär’ kein Huhn!