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Arbeit ist nur das halbe Leben: Großartige Graphic Novel von Aisha Franz

In ihrer grandiosen Satire »Work-Life-Balance« nimmt Aisha Franz zielsicher das Hipsterleben aufs Korn

Comic Zeichnerin Aisha Franz

Die gescheiterte Bildhauerin Anita, die sich mit Keramik durchschlägt, derweil ih­re Atelierkollegin fett Karriere macht. Programmierer Rex, den ein cooles Start-up eiskalt über den Tisch zieht. Die Datenexpertin Sandra, wegen sexueller Belästigung beurlaubt (sie war nicht das Opfer). Das sind die Hauptpersonen dieses tragikomi­schen Comics. Verbinden tut sie nur eins: Sie gehen alle zur selben, selbst ziemlich verrückten Psychotherapeutin …

Letztere inspirierte tatsächlich die Idee zum Buch. Nach ihrer gefeierten Graphic Novel »Shit is Real« von 2016 zeichnete ­Aisha Franz immer wieder mal Heftchen, deren Held:innen bei der Therapeutin landeten … . Dieses Grundprinzip entwickelte sie nun in »Work-Life-Balance« zu einem größeren Erzählmuster weiter. Dass man dabei nie den Faden verliert, liegt an starken Trennerseiten, an denen man unweigerlich hängenbleibt.

»Zuerst fasst eine Vignette das Gefühl am Ende einer Episode zusammen«, so ­Aisha Franz. »Dann sorgt eine Buntstiftzeichnung für einen sichtbaren stilistischen Bruch und eine Pause im Lesefluss. Sie zeigt immer Räume, um nach viel Nähe in den Panels den Blick wieder für die Orte des Geschehens zu öffnen.« In den Episoden selbst switchen die Bilder immer wieder einmal von der Außensicht ins – meist chaotische – Innenleben der Personen. »Gerade das kann der Comic ja besonders gut, unendliche Möglichkeiten der Visu­alisierung bieten sich an«, so die Zeichnerin. Sie ließ sich da einiges einfallen.

Die Psychiaterin, zu der alle Hauptfiguren des Comics gehen, liegt auch mal bei sich selbst auf der Couch …

Nicht nur gestalterisch, auch technisch hat Aisha Franz ihre Arbeitsweise weiterentwickelt. Ihre Illustrationen für internationale Magazine und ihr regelmäßiger Comic für »LEO«, das Kindermagazin der »ZEIT« entstehen längst digital, die künst­lerischen Comics bisher größtenteils analog. Nach vielem Herumprobieren lief es jetzt so: Mit Bleistift oder Kugelschreiber zeichnete sie im Notizheft roughe Storyboards für die jeweils nächsten Seiten, fotografierte sie mit dem iPad und arbeitete sie dort mit Procreate aus.

In den nächsten Monaten will Aisha Franz »Work-Life-Balance« mit eigens entwickelten Lesungsformaten live präsentie­ren. Auch eine Ausstellung ist geplant – nicht bloß mit Bildern an den Wänden: Für jede der Hauptfiguren hat sie sich etwas aus­gedacht. Um Anita und ihre Keramik einzubringen, lernt sie gerade sogar töpfern. Tat­sächlich sind bei dieser Figur Anklänge an Aisha Franz selbst zu entdecken. So schluchzt Anita mal auf Spanisch auf und hört gerne kolumbianische Cumbia-Musik (die Autorin ist Tochter kolumbianisch-­chilenischer Eltern).

Graphic Novel Wort-Life Balance von Comic Zeichnerin Aisha Franz
Trotz der Smiley-Pantoffeln, die alle tragen müssen – der Umgang ist eigentlich knallhart

 

Als Trenner zwischen den Kapiteln – die jeweils einer Figur gewidmet sind – gibt es Vignetten und Buntstiftzeichungen
Sandra träumt auf sozialen Medien von einem schöneren Leben …

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