Blexbolex’ umwerfende Bildergeschichte
S
chlichter Titel und große Bildwelten: »Ein Märchen« von Blexbolex.
Dieses Buch ist eine eigensinnige Schönheit. 240 Seiten, überbordend mit Bildern, die eine upgedatete Vintage-Atmosphäre versprühen, eine immer größer werdende Geschichte erzählen – und dabei nur wenige Worte gebrauchen.
Das Kunststück vollbrachte, nach »Leute« und »Jahreszeiten«, einmal mehr Blexbolex, französischer Zeichner und Autor mit Wahlheimat Berlin, der in »Ein Märchen« mit digitalen Mitteln analogen iebdruck imitiert, die Farben kunstvoll überlappen lässt, mit einer groben Rasterung spielt – und einer Geschichte, die von Kapitel zu Kapitel immer komplexer wird. Sie stürzt ein Kind vom Schulweg aus in Abenteuer, die alles haben, was ein Märchen braucht. Drachen und eine entführte Prinzessin, einen Goldschatz und speiende Vulkane, wilde Wälder und jede Menge anderer aufregender Dinge.
Von Kapitel zu Kapitel werden die Geschichten länger und man kann sich gar nicht satt sehen an den Farben, Figuren und Szenerien, die trotz ihrer Modernität an die eigenen alten Bücher erinnern, an Graphic Novels und auch an Marc Chagall.
Für Kinder ist das Buch ein reiches Wunderwerk, für Erwachsene ein komplexes Vergnügen, das mit dem Genre der Märchen spielt und eine Allegorie auf das Leben selbst ist, darauf, wie immer die Perspektive zählt – und der eigene Blick die alltäglichen Dinge in die zauberhaftesten verwandeln kann. Und an ihnen kann man sich kaum satt sehen, an dem inhaltlichen und visuellen Spiel mit Traditionen und Bildsprachen, das immer wieder neue Entdeckungen bereit hält und ein Fest für die Augen ist.
Blexbolex: Ein Märchen, 240 Seiten, Verlagshaus Jacoby & Stuart GmbH, Deutsch, ISBN: 3941787381, 19,95 Euro
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