Was hat selbstständigen Kreativen im Ausnahmezustand geholfen? Wir haben nachgefragt – unter anderem bei Illustratorin Birgit Palma.
Birgit Palma arbeitet als Illustratorin und Lettering Artist in Barcelona. Sie und ihr Freund sind selbst an Corona erkrankt.
Wie lief 2020 auftragstechnisch für dich? Birgit Palma: Von März bis Mai hatte ich so gut wie nichts zu tun, weil alle Projekte gestoppt wurden. Aber alles Negative hat auch etwas Positives: Ich war noch nie so viel am Strand wie im letzten Jahr! Ab Juni zog das Geschäft dann wieder an. Ich habe Glück gehabt: Viele meiner Kunden kommen aus der Technik- und Telekommunikationsbranche und waren nicht so stark vom Lockdown betroffen wie Tourismus oder Gastronomie. Einige Stammkunden haben bewusst Aufträge an Freelancer vergeben, um sie zu unterstützen. Und wir haben uns auch untereinander geholfen, indem wir Projekte gemeinsam umsetzten oder andere empfohlen, wenn wir selbst zu viel zu tun hatten. Ein gutes Netzwerk ist in so einer Situation Gold wert. Außerdem habe ich meine Kurse an verschiedenen Hochschulen weiter unterrichtet – natürlich rein digital. Das war eine neue Herausforderung für mich – aber daraus hat sich auch die Chance ergeben, für Adobe und Domestika Online-Workshops zu geben.
Hast du in deiner freien Zeit eigene oder Pro-bono-Projekte gemacht?
Pro bono mache ich sowieso immer, nicht nur 2020. Im März und April war ich tatsächlich gar nicht kreativ. Sich ein freies Projekt aus den Fingern zu zuzeln, nur weil gerade Zeit dafür ist – das funktioniert nicht. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich davor etwas zu viel gearbeitet habe. Die Pause tat also mal ganz gut. Dazu kam, dass mein Freund und ich selbst Covid-19 hatten. Wir waren keine schweren Fälle, aber es hat gedauert, sich davon zu erholen.
Was sind deine Erwartungen für 2021?
Es kann sein, dass die Auswirkungen erst in diesem Jahr richtig spürbar werden. Bisher haben sich alle einigermaßen über Wasser gehalten, aber wenn die Flaute anhält, wird es für viele sehr hart. Ich habe noch Erspartes und bin in einer relativ privilegierten Situation – vor allem für spanische Verhältnisse. Aber ich denke, wir müssen uns alle fragen, was wir eigentlich zum Leben brauchen beziehungsweise mit wie wenig wir auskommen können. Vielleicht werden wir mit 70 zurückblicken und sagen: Ja, das waren miese drei Jahre, aber wir haben sie überstanden.
Kreativbranche nach einem Jahr Corona
Wie hat sich das Geschäft in dem Jahr mit Corona gewandelt? Das wollten von selbstständigen Kreativen, Agenturen und Designstudios wissen. Alle Interviews findet ihr in PAGE 04.2021, die ihr in unserem Shop downloaden könnt.
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