Was tun, wenn man immer mehr Zeit in die interne Kommunikation steckt? Christian Büning, Vizepräsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner, gibt Tipps …
Stephan, 41: Hallo, ich arbeite seit acht Jahren in einem Designbüro mit vier Studienfreunden zusammen. Wir haben eine GmbH gegründet und sind alle Gesellschafter. Wir beschäftigen vier feste Mitarbeiter und einen Pool von Freien. Seit einiger Zeit habe ich den Eindruck, dass bei uns etwas schiefläuft. Wir stecken immer mehr Zeit in die interne Kommunikation, die uns dann für unsere Projekte fehlt. Der große Spaß vom Anfang ist langsam verflogen, und ich weiß nicht, wie wir den wiederherstellen können.
Christian Büning:
Hallo Stephan, das verflixte siebte Jahr habt ihr als Designbüro schon überstanden – aber im Ernst: Ihr seid als Freunde in die GmbH gegangen und konntet schnell und direkt kommunizieren. Bestenfalls hattet ihr die gleiche Sprache. Wächst das Unternehmen, verändern sich die Aufgabenbereiche und die Kommunikation.
Die Motivation von Gründern ist eine andere als die von Mitarbeitern und braucht andere Verbindlichkeiten. Was unter Freunden auf Zuruf funktioniert, weil man einen breiten Wissenshintergrund teilt, braucht bei Mitarbeitern mehr Aufbereitung und ein Bewusstsein für die Hierarchie zwischen Chef und Arbeitnehmer. Eine belastbare interne Kommunikation braucht Spielregeln, die alle kennen und teilen, denn sonst schießen die Missverständnisse ins Kraut und rauben Energie.
Auch wenn es sich zunächst wenig kreativ anfühlt, solltet ihr unter euch Geschäftsführern die Zuständigkeiten klären.
Wer übernimmt welches Projekt? Wer hat das letzte Wort? Wer darf den Mitarbeitern Weisungen geben? Wenn diese Fragen mit »Wir alle« beantwortet werden, ist die erste Baustelle bereits gefunden.
Mein Tipp: Bei fünf gleich qualifizierten Gründern sollte sich jeder ehrlich nach seinen eigenen Stärken fragen: Wer gut erklären kann, sollte die Mitarbeiter führen; wer gut verkaufen kann, die Akquise übernehmen et cetera. Das Maß an Ehrlichkeit, das es braucht, um diese Stärken deutlich zu benennen, kostet deutlich weniger Energie als die Reibungsverluste durch fehlende Strukturen. Das ist langfristig der einzige Weg, eine klare Struktur aufzubauen und den Spaß zurückzuholen.
Viel Erfolg!
Christian Büning
Vizepräsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner/
PAGE Kolumnist »Business Basics«
Christian Büning ist Inhaber des Büro Büning Informationsgestalter und Gründer des Werkstoff Verlags. Er ist Autor der BDG Gründerfibel und schreibt in der PAGE monatlich für Designunternehmer. Im BDG engagiert er sich für faire Märkte und professionelle Teilnehmer, seit 2011 in der Funktion als Präsident. Er ist leidenschaftlicher Fan von schematischen Zeichnungen und kann sich oft stundenlang nicht zwischen der Unit und der Droid Sans entscheiden. Christian Büning lebt und arbeitet in Münster – mit Fahrrad, natürlich.
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