Interview mit Andreas Viedt
Andreas Viedt, Mitgründer, Vorstand und Managing Brand Consultant bei wirDesign, über Change Branding – auch in der eigenen Agentur
Andreas Viedt, Mitgründer, Vorstand und Managing Brand Consultant bei wirDesign, über Change Branding – auch in der eigenen Agentur
Change Branding spielt eine wichtige Rolle bei wirDesign. Was genau verstehen Sie darunter?
Andreas Viedt: Je nachdem, wie man den Begriff betont. Change Branding bedeutet die Implementierung neuer Markenelemente auf der technischen und mentalen Ebene. Dabei ist für den operativen Part der Einsatz von Brand-Management-Systemen wichtig, um eine konsistente Umsetzung der sichtbaren Markenelemente zu ermöglichen. Beim Change Branding, das eine immer größere Rolle spielt, geht es wiederum um die strategische und gestalterische Begleitung der Veränderungsprozesse in Unternehmen. Besonders auf der emotionalen Ebene wirkt eine starke Marke mit starker Identität als stabilisierender Faktor im Wandel. Bei unserer Arbeit für die Lasertechnologie-Firma FOBA zum Beispiel kommunizierte man die neue Ausrichtung des Unternehmens mit den veränderten Besitzverhältnissen anhand des Brandings.
Weshalb haben Sie den Schatzsuchertag als Change-Communication-Event bei wirDesign eingeführt?
In erster Linie sollte unsere Entscheidung, einen Großteil unseres Stammsitzes von Braunschweig nach Berlin zu verlegen, intern kommuniziert werden. Dann haben wir diese Veränderung zum Anlass genommen, unsere Identität mit dem Slogan »Im Herzen sind wir Schatzsucher« zu hinterfragen und des Weiteren in einem eintägigen Workshop unsere Strategie 2014 anzudenken.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Wir begannen mit informativen Vorträgen der Geschäftsführung über die Hintergründe des Umzugs und zu Zukunftsplänen. Es folgte eine Analyse der Interviews, die eine Mitarbeiterin aus dem Brand Consulting im Vorfeld mit dem kompletten wirDesign-Team über die Vorstellungen von der Agentur, deren Stärken und Schwächen geführt hatte. Dann gab es Workshops, unter anderem im World-Café-Format. Um unsere Werte und Alleinstellungsmerkmale hervorzuheben, inszenierten Mitarbeiter beim Elevator Pitch ein Rollenspiel in unserem langsamen, alten Bürofahrstuhl: ein fiktives Treffen mit einem früheren Studienkollegen, den sie von einem Job bei wirDesign überzeugen sollten. Zudem gestalteten sie PAGE-Cover mit wirDesign-Themen. Nach der Auswertung dieser Module stieg zum Schluss eine Party.
Gab es Erkenntnisse, die Sie überrascht haben?
Es wurde deutlich, dass uns als Schatzsuchern gelegentlich etwas mehr Mut gut stände. Eine übereinstimmende Einschätzung unserer Unternehmenswerte war die Menschlichkeit. Nach dem Event haben wir eine Arbeitsgruppe fürs Ideenmanagement zusammengestellt, die für die Umsetzung der erarbeiteten Ansätze sorgen soll. Generell war es eine gute Erfahrung, diese Maßnahmen, die wir so häufig für Kunden aufsetzen, im eigenen Haus durchzuführen – diese hemmungslose Beschäftigung mit sich selbst bleibt im Alltag ja aus. Interessant war auch, wie sehr uns gerade die spielerischen Tools inhaltlich weitergebracht haben. Sie konnten uns Stärken und Schwächen sehr bildlich und tiefgreifend verständlich machen.
Worauf kommt es in der Kommunikation an, um Ängste und Unsicherheiten der Belegschaft bei Umstrukturierungen zu beseitigen?
Auf die Glaubwürdigkeit der eingesetzten Mittel, die Stimmigkeit des Tons und die Angemessenheit der Inhalte. Eine direkte Ansprache ist dabei wichtig. Welche Ressourcen kann ich für meine Kommunikationsmaßnahmen in Anspruch nehmen, welche Personen kann ich einbinden? Hat ein Geschäftsführer überhaupt das Charisma dafür, seine Mitarbeiter mitzureißen?
Welche Maßnahmen sind Ihrer Erfahrung nach beim Change Branding besonders effizient?
Workshopformate und Gesprächsrunden, deren soziale und kommunikative Aspekte Menschen sachlich und emotional stark involvieren. Es ist sinnvoll, die Intensität von Bildern einzusetzen – aber ohne die Inhalte zu banalisieren. Kopf und Bauch müssen sozusagen gemeinsam lernen dürfen.
Dieses Interview ist erschienen in PAGE 07.2012
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