Erneut hat der Type Directors Club New York die besten kreativen Arbeiten weltweit ausgezeichnet – 255 insgesamt. Wir zeigen exklusiv die Gewinner. Heute: Editorial Design.
Bunt und einfallreich ist das Editorial Design, das beim Type Directors Club New York 2021 ausgezeichnet wurde.
Bevor die insgesamt 255 Gewinnerarbeiten gegen Ende des Jahres in acht verschiedenen Ausstellungen um die Welt reisen, zeigen wir ausgewählte Arbeiten. Diesmal das beste Editorial Design, das von dem Leben während der Pandemie erzählt, die chinesische Berichterstattung kritisiert, das nach Brasilien führt und zur Selbstinszenierung des eigenen Todes.
Blick auf Frauen
Die Berichterstattung der chinesischen Regierung über Covid-19 ist von Zensur bestimmt. Und sie wirft einen sehr einseitigen Blick auf das Geschehen, wie die chinesische Designerin Xiyu Deng zeigt, die in Los Angeles lebt: Die vornehmlich guten Nachrichten, die Staatsmedien über die Pandemie verbreiten, werden hauptsächlich in Bildern von Männern transportiert und die Leistungen von Frauen zur Eindämmung der Pandemie bleiben unerwähnt.
Dieser Ignoranz stellt Xiyu Deng ihre eigens entworfene Zeitung »Covid-19 Female Edition« entgegen, die in drei Ausgaben im unterschiedlichen Design die chinesische Berichterstattung während der Pandemie kritisiert – und Geschichten von Frauen, von Zwang und Fake-News erzählt.
Von den Krankenschwestern, die in einigen Provinzen gezwungen wurden, sich ihren Kopf kahl zu rasieren, um ihre Entschlossenheit im Kampf gegen Covid-19 zu unterstreichen (Abb. oben). Von einer Intensivschwester, die während eines Interviews mit dem chinesischen Staatsfernsehen erzählt, dass sie vor lauter Arbeitsstress ihre Periode nicht mehr bekommt, aber deren Aussage herausgeschnitten wurde. Und auch davon, wie die chinesischen Medien Fake-News nutzen, um die Auswirkungen der Pandemie in Amerika zu überhöhen und so die heimische Bevölkerung gegen Chinesen aufhetzen, die während der Pandemie aus den USA in ihre chinesische Heimat zurückkehrten.
Fortlaufendes Programm
Politisch und sozial engagiert ist auch das Editorial Design, das die brasilianische Grafikdesignerin Tereza Bettinardi zwischen 2019 und 2020 für die Non-Profit-Organisation Secs entwarf. Für alle Alters- und Sozialgruppen und zumeist kostenfrei bietet diese Kurse an, von Siebdruck über LGBT- und Zivilrecht zu Workshops reichen, in denen Mitglieder brasilianischer indigener Völker über ihre Kultur berichten.
Die Booklets, die alle zwei Monate erscheinen und das ajtuelle Programm ankündigen, entwarf Berttinardi als leuchtend bunte, fortwährende Serie abstrakter Formen und Farben, die häufig ein Detail der vorherigen Ausgabe zitieren, um die Kontinuität der Kurse über einen längeren Zeitraum zu visualisieren:
Booklets für die Non-Profit-Organisation Secs der brasilianischen Grafikdesignerin Tereza Bettinardi
2020 in Daten
Am 20. November 2020 publizierte die The New York Times eine handgezeichnete Datenvisualisierung der Pentagram-Partnerin Giorgia Lupi.
Unter dem Titel »2020 in Data so far« zeigt die Informationsdesignerin darin in Rot, Blau und Grau, was sie 2020 zu letzten Mal tat, über was sie diskutiert und sich Gedanken gemacht hat und was sie wieder aufnehmen konnte.
So führen Farben, Punkte und Ereignisse wie »zum letzten Mal beim Friseur gewesen«, »zum letzten Mal meine Eltern gesehen«, »letzte Tanzparty« über »diskutiert, wann der Office wieder geöffnet wird« und »sehr aufgeregt E. wiederzusehen« zu »das erste wieder U-Bahn gefahren«, »Freunde im Park getroffen« oder »wieder morgens gejoggt« durch ein Jahr, das mit starken Einschränkungen begann und sich langsam wieder gelichtet hat:
Giorgia Lupi: Datenvisualisierung »2020 in Data so far« für The New York Times
Abschied als Ereignis
Die New Yorker Gestalterin Nanjin LI hingegen hat sich gefragt, ob die Selbstdarstellung, die sich mit den Social Media ins Extrem gesteigert hat, irgendwann auch die Selbstinszenierung des Todes ergreifen wird und es es Milliardengeschäft wird, möglich individuell und einzigartig zu sterben.
Dieses Szenario spielt sie in ihrem »The Ultimate Guide for Death-to-be« durch, einem Buch, mit Hilfe dessen man seinen uniquen Abschied planen kann und der diesem gleichzeitig einen kritischen Blick unterzieht.
