Das Softwareunternehmen Incari hat nicht nur eine umfangreiche Interface-Design-Software im Angebot, sondern arbeitet gemeinsam mit internationalen Partnern an einem europäischen Betriebssystem. Wir sprachen mit Gründer und CEO Osman Dumbuya über sein Produkt und die Pläne des Start-Ups
Incari ist eine auf C++ basierende Interface-Entwicklungslösung, mit der Designer:innen ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse komplexe Applikationen und dazugehörige Interfaces entwickeln und für etliche Plattformen exportieren können.
Dazu bietet Incari selbst eine übersichtliche Oberfläche mit einer 3D-Bühne zum Designen, wie wir sie aus dem 3D- und Gamedesign kennen. Der Logic Editor – die darunterliegende Codeebene für Interaktionen – funktioniert ähnlich wie die knotenbasierte visuelle Programmiersprache in TouchDesigner.
Im Gegensatz dazu ist Incari aber auf Interfaces für Autos, Züge oder Flugzeuge spezialisiert und mit dem Logic Editor in der Lage, unter anderem Funktionen für das CAN-Bus-Protokoll zu entwickeln.
»Der Workflow von Incari Studio ist so konzipiert, dass man nicht zwingend ein Studium der Informatik abgeschlossen haben muss, um qualitativ hochwertige Software zu entwickeln, die auch komplexe Maschinen steuern kann.«
, so Gründer und CEO Osman Dumbuya im Interview mit PAGE. Man spare sich nicht nur enorm viel Zeit, sondern könne diese Zeit dafür nutzen, wesentlich User-orientierte Interaktionsoberflächen zu realisieren.
Dazu unterstützt Incari Studio eine Reihe anderer Technologien, die besonders für Designer:innen spannend sind, wie physikalisch basiertes Rendering oder ein Animationsmodul mit einem Graph Editor für Keyframe Animationen. Mit den AR-, VR- und XR-Funktionen, Pixelstreaming und einer Web Engine sind die Möglichkeiten mit Incari Studio tatsächlich enorm.
»Unser Ziel ist, dass Incari Studio die definierende Software für die HMI-Entwicklung weltweit wird. Sowohl im Automobil- und Mobilitätssektor, also für Autos, Boote, Flugzeuge oder Fahrräder, als auch in anderen Branchen, etwa in der Medizin oder für Smart Home-Lösungen.«
Neben den folgenden Antworten bekam PAGE auch eine kleine Einführung in die Software, aus der die Screenshots im Artikel stammen.
An welcher Stelle vereinfacht Incari Studio den Designprozess für UI-Designer:innen?
Osman Dumbuya: Für UI-Designer:innen wird der Gestaltungsprozess vereinfacht, indem sie Grafik Assets – beispielsweise aus Photoshop, Figma oder Sketch – direkt importieren können, diese pixelgenau an die entsprechenden Koordinaten positionieren, und anschließend mit entsprechender Funktionalität verknüpfen. Das ist vom ersten Moment als simples Baukastensystem nachvollziehbar. Darüber hinaus können User:innen aber auch beliebige Komponenten definieren, welche nach selbst definierten Regeln bestimmtes Verhalten vorweisen, um diese Komponenten zwar um bestimmte Parameter verändert, aber dennoch repetitiv verwendbar zu machen.
Kannst du ein Beispiel nennen?
Ja, ein simples Beispiel hierfür wäre einen Button als Element mit einem definierten Verhalten zu all seine Zuständen und Animationen zu erzeugen, während die Benennung und die je nach Button-Zustand auszuführende Funktion völlig dynamisch zur Laufzeit des Programms ergänzt werden.
Ihr habt vor Kurzem eine aktualisierte Version von Incari Studio herausgebracht – welchen neuen Funktionen und Features bietet sie?
Die größte Neuheit aus unserer Sicht sind die Prefabs, sog. Prefabricated elements. Damit lassen sich sehr einfach mehrere Objekte mit der gleichen Funktionalität erstellen, die jedoch einzigartige Eigenschaften erhalten. Außerdem ist die Logik der Prefabs in ihnen eingekapselt. Alle Änderungen an den Eigenschaften oder der Logik eines Prefabs wirken sich somit auf alle seine Instanzen aus. So können Nutzerinnen und Nutzer von Incari Studio wesentlich einfacher immer komplexere Anwendungen ohne sich wiederholende Logik oder inkonsistente Komponenten erstellen.
Es wurden viele Werkzeuge hinzugefügt, die den gesamten Erstellungsprozess erleichtern, worunter auch zig neue Nodes sind, mit denen man bestimmten Eigenschaften und Parameter von Komponenten gezielt manipulieren kann. Der Compilierprozess beim Ausleiten der fertigen Applikation konnte ebenfalls deutlich beschleunigt werden, und auch unser Profiler, der dem User ermöglicht festzustellen bei welchen Funktionen die Applikation zu lange benötigt, wurde weiterentwickelt.
Was ist für Interfacedesigner neu hinzugekommen?
Incari Studio unterstützt seit der letzten Version physikalisch basierte Shaderverfahren (OpenGL Anm. d.Red.) was die visuelle Qualität des Renderings nochmals deutlich verbessert. Außerdem bietet Incari Studio noch lokale/globale Transformationen, glTF-Unterstützung, erweiterte PBR-Materialien sowie ein neues Plugin-System. Module von Incari Studio können je nach den Bedürfnissen des Benutzers aktiviert oder deaktiviert werden, was bedeutet, dass Sie nur die Funktionen einbinden, die Sie benötigen. Dies optimiert die Hardwareressourcen auf den Zielgeräten deutlich.
Hand auf Herz, welche Programmierkenntnisse benötigt man, um Incari Studio vollständig nutzen zu können?
Wir arbeiten mit jeder neuen Version daran den User:innen noch mehr native Programmierfunktionalität an die Hand zu geben, ohne diesen gleichzeitig zu überfordern. Um Incari zu nutzen, benötigt man erstmal keine speziellen Programmierkenntnisse, die über simples logisches Denken hinausgehen. Gelangt man jedoch an jene Stelle, wo man Systeme aufbaut, die Client-Server-Services beinhalten, Festplatten-Zugriffe oder kritische Lese- und Schreibrechte des Zielsystems benötigen, wird es auch in Incari Studio etwas komplizierter, auch wenn es noch wesentlich leichter ist, als würde man eigenen nativen C++ Code produzieren.
Ihr kooperiert sowohl mit Herstellern als auch mit Designstudierenden, was versprecht ihr euch davon?
Incari Studio bietet Kreativen aller Fachrichtungen und Erfahrungsstufen ein großartiges Werkzeug, um ihre Visionen von verantwortungsvollen und smarten Mensch-Maschine-Schnittstellen zu verwirklichen. Unser Ziel bei Incari Studio war es immer, ein Tool zu entwickeln, das es so einfach wie möglich macht, Ideen umzusetzen und in Prototypen zu realisieren. Besonders für Designstudierende ist das Experimentieren mit den Möglichkeiten spannend.
Darüber hinaus ist Incari Studio bereit für die nächste Generation von Hardware und offen für Anwendungen von Drittanbietern. Es handelt sich um eine 3D-basierte Lösung, die die Integration einer Vielzahl neuer Technologien ermöglicht, zum Beispiel Augmented Reality. Damit sprechen wir eine Generation junger Kreativer an, die in der sich transformierenden Industrie wie beispielsweise der Automobilbranche an der Zukunft schrauben.
Wie entwickelt ihr Incari Studio weiter, mit wessen Feedback und mit welchen Ansprüchen?
Wir arbeiten in zahlreichen Projekten eng mit Teams unserer Kundinnen und Kunden zusammen, etwa bei der Interface-Entwicklung des Sportwagens Piëch GT oder dem MC-One, einem Prototypen im Bereich der urbanen Luftfahrt. Das hilft uns, die Software weiterzuentwickeln und noch besser auf die Bedürfnisse von Designer:innen zuzuschneiden.
Uns hilft auch das Feedback der Studentinnen und Studenten der Strate School of Design, mit denen wir gemeinsam für einen historischen Fiat 500 ein topaktuelles Interface entwickelt haben und eng im Austausch stehen. Unser Ziel ist, dass Incari Studio die definierende Software für die HMI-Entwicklung weltweit wird. Sowohl im Automobil- und Mobilitätssektor, also für Autos, Boote, Flugzeuge oder Fahrräder, als auch in anderen Branchen, etwa in der Medizin oder für Smart Home-Lösungen.
Ihr plant außerdem ein europäisches Betriebssystem, habt ihr schon Ideen, wie ihr es distribuieren wollt? Entwickelt ihr Hardware dazu?
Mit Incari OS arbeiten wir an einem Betriebssystem, das funktional im globalen Wettbewerb mithalten kann, aber in Europa und auf der Basis europäischer Werte entwickelt wird. Denn wir sind uns sicher: Will Europa eine Zukunft haben, muss es technologisch souverän werden. Dazu zählt die Hoheit über die eigenen Daten sowie die selbstbestimmte Wahl des Betriebssystems – ohne Abhängigkeit von US-Konzernen oder Anbietern aus dem asiatischen Markt.
Noch ist es aber zu früh, um über die Distribution zu sprechen. Aber mit einem Incari OS ist es der logische nächste Schritt, auch eigene Tablets und Smartphones zu entwickeln, die gleichzeitig leistungsfähiger und weniger sichtbar sein werden.
Vielen Dank für das Interview!
Wie die durchsichtigen Devices aussehen könnten und mehr über die Vision des Start-Ups findet man auf der Website von Incari.
Incari Studio unterstützt seit der letzten Version physikalisch basierte Shaderverfahren (OpenGL Anm. d.Red.) was die visuelle Qualität des Renderings nochmals deutlich verbessert. Außerdem bietet Incari Studio noch lokale/globale Transformationen, glTF-Unterstützung, erweiterte PBR-Materialien sowie ein neues Plugin-System. Module von Incari Studio können je nach den Bedürfnissen des Benutzers aktiviert oder deaktiviert werden, was bedeutet, dass Sie nur die Funktionen einbinden, die Sie benötigen. Dies optimiert die Hardwareressourcen auf den Zielgeräten deutlich.
Hand auf Herz, welche Programmierkenntnisse benötigt man, um Incari Studio vollständig nutzen zu können?
Wir arbeiten mit jeder neuen Version daran den User:innen noch mehr native Programmierfunktionalität an die Hand zu geben, ohne diesen gleichzeitig zu überfordern. Um Incari zu nutzen, benötigt man erstmal keine speziellen Programmierkenntnisse, die über simples logisches Denken hinausgehen. Gelangt man jedoch an jene Stelle, wo man Systeme aufbaut, die Client-Server-Services beinhalten, Festplatten-Zugriffe oder kritische Lese- und Schreibrechte des Zielsystems benötigen, wird es auch in Incari Studio etwas komplizierter, auch wenn es noch wesentlich leichter ist, als würde man eigenen nativen C++ Code produzieren.
Ihr kooperiert sowohl mit Herstellern als auch mit Designstudierenden, was versprecht ihr euch davon?
Incari Studio bietet Kreativen aller Fachrichtungen und Erfahrungsstufen ein großartiges Werkzeug, um ihre Visionen von verantwortungsvollen und smarten Mensch-Maschine-Schnittstellen zu verwirklichen. Unser Ziel bei Incari Studio war es immer, ein Tool zu entwickeln, das es so einfach wie möglich macht, Ideen umzusetzen und in Prototypen zu realisieren. Besonders für Designstudierende ist das Experimentieren mit den Möglichkeiten spannend.
Darüber hinaus ist Incari Studio bereit für die nächste Generation von Hardware und offen für Anwendungen von Drittanbietern. Es handelt sich um eine 3D-basierte Lösung, die die Integration einer Vielzahl neuer Technologien ermöglicht, zum Beispiel Augmented Reality. Damit sprechen wir eine Generation junger Kreativer an, die in der sich transformierenden Industrie wie beispielsweise der Automobilbranche an der Zukunft schrauben.
Wie entwickelt ihr Incari Studio weiter, mit wessen Feedback und mit welchen Ansprüchen?
Wir arbeiten in zahlreichen Projekten eng mit Teams unserer Kundinnen und Kunden zusammen, etwa bei der Interface-Entwicklung des Sportwagens Piëch GT oder dem MC-One, einem Prototypen im Bereich der urbanen Luftfahrt. Das hilft uns, die Software weiterzuentwickeln und noch besser auf die Bedürfnisse von Designer:innen zuzuschneiden.
Uns hilft auch das Feedback der Studentinnen und Studenten der Strate School of Design, mit denen wir gemeinsam für einen historischen Fiat 500 ein topaktuelles Interface entwickelt haben und eng im Austausch stehen. Unser Ziel ist, dass Incari Studio die definierende Software für die HMI-Entwicklung weltweit wird. Sowohl im Automobil- und Mobilitätssektor, also für Autos, Boote, Flugzeuge oder Fahrräder, als auch in anderen Branchen, etwa in der Medizin oder für Smart Home-Lösungen.
Ihr plant außerdem ein europäisches Betriebssystem, habt ihr schon Ideen, wie ihr es distribuieren wollt? Entwickelt ihr Hardware dazu?
Mit Incari OS arbeiten wir an einem Betriebssystem, das funktional im globalen Wettbewerb mithalten kann, aber in Europa und auf der Basis europäischer Werte entwickelt wird. Denn wir sind uns sicher: Will Europa eine Zukunft haben, muss es technologisch souverän werden. Dazu zählt die Hoheit über die eigenen Daten sowie die selbstbestimmte Wahl des Betriebssystems – ohne Abhängigkeit von US-Konzernen oder Anbietern aus dem asiatischen Markt.
Noch ist es aber zu früh, um über die Distribution zu sprechen. Aber mit einem Incari OS ist es der logische nächste Schritt, auch eigene Tablets und Smartphones zu entwickeln, die gleichzeitig leistungsfähiger und weniger sichtbar sein werden.
Vielen Dank für das Interview!
Wie die durchsichtigen Devices aussehen könnten und mehr über die Vision des Start-Ups findet man auf der Website von Incari.