PAGE online

Animierte KI-Plakate: neuralPoster jetzt als NFT

Das Designstudio keinGarten experimentiert bereits seit Anfang 2021 mit einer kreativen KI, die neuartige Plakate erzeugt. Nun verkaufen sie die KI-Designs als Videoanimation auf der NFT-Plattform Opensea

Das junge Designstudio keinGarten aus Nürnberg ist auf 3D-Räume spezialisiert, daneben experimentieren die Kreativen unter anderem mit Augmented & Mixed-Reality, Animation, Digital Fashion und NFTs. Mit ihrem aktuellen Projekt »neuralPoster«, zeigen sie, wie man künstliche Intelligenz sehr gekonnt auf Grafikdesign trainiert und damit den Nerv der Zeit trifft.

Ihre mit mehreren Zehntausend zeitgenössischen Postern gefütterte neuralPoster-KI basiert auf dem vortrainierten Nvidia-Netzwerk StyleGAN2-ADA und generiert anhand des eingespeisten Datensatzes ihre eigenen grafischen Interpretationen.

keinGarten: erste Auflage #jedentagkeinplakat

Dazu hatte das Team bereits vor über einem Jahr den Instagram-Account @jedentagkeinplakat (inzwischen @neuralposter) eröffnet und im vergangenen Juli eine limitierte Auflage der KI-Kreationen als gedruckte Poster an seine Followers verkauft. Die Aktion schlug Wellen und inspirierte sogar Nachwuchsgestalter.

Inzwischen bietet keinGarten eine neue Kollektion als animierte Plakate in limitierter Stückzahl auf der NFT-Platform Opensea an. Die 2K-Videoanimationen veranschaulichen den Gestaltungsprozesse der KI, sie lassen sich sammeln und auf Bildschirmen präsentieren. Eine 20 sekündige Animation kostet derzeit rund 300 Euro.

Erkenntnisse von keinGarten

Aus den Erfahrungen des letzten Jahres konnte keinGarten zudem interessante Erkenntnisse ableite: Die Ergebnisse des neuralPoster-Projekts machten den Kreativen deutlich, dass sich die künstliche Intelligenz grafisch reizvoll und ästhetisch ausdrücken kann. Hier die Erkenntnisse im Detail:

1. Anwendung des Poster-Formats
Die KI ist schon in den ersten Trainingszyklen in der Lage die DIN-Norm eines hochkantigen Rechtecks als Merkmal zu erkennen und diese anzuwenden.

2. Erfassen und Anwenden von Layout spezifischen Rastern
Der KI ist es möglich Layouts aus Zeilen und Spalten zu registrieren und anzuwenden. Diese Raster variieren und stellen somit kein offensichtliches Merkmal dar. Mit zunehmender Zeit lassen sich komplexere Einteilungen feststellen. Besonders erwähnenswert sind an dieser Stelle, die stets ausgewogenen Proportionen der verschiedenen Raster.

3. Erfassen und Anwenden von typografischen Merkmalen
Aus den Ergebnissen lässt sich erkennen, dass die KI Buchstaben als grafische Formen erfassen kann, wobei logische Wortgebilde oder Sätze nicht zusammengesetzt werden können. Besonders häufig vorkommende und erkennbare Buchstaben sind dabei A, E, I, O, U und S. Daneben entstehen auch “neue” Buchstabenformen. Diese können als eine Art Durchschnitt aus lateinischen, arabischen, asiatischen und kyrillischen Schriftzeichen gewertet werden. Nichtsdestotrotz ist die KI bisher nicht in der Lage sich eine geschriebene Sprache anzueignen.

4. Harmonie der Farben
Da der Datensatz aus fertig gestalteten Plakaten besteht, bei deren Erstellung der Umgang mit Farben stark berücksichtigt wurde, ist die KI in der Lage Farben für den Menschen harmonisch einzusetzen. Hierzu gehört nicht nur der Farbwert, sondern auch das Verhältnis zwischen den einzelnen Farben.

5. Kontraste
Neben dem Einsatz von Farbkontrasten nutzt die KI auch Größen- und Formkontraste als Stilmittel für ihre Poster. Dessen Umgang liegt in der Regel in der Hand professioneller Designe:innen, die dadurch einen oder den eigenen Stil ausdrücken. Dieser Sichtweise zufolge besitzt die KI ebenfalls eine eigene Identität, welche als kreativ-schaffend bezeichnet werden kann.

6. Allgemein
Designprinzipien wie Wiederholung, Spannung, Hierarchie, Anordnung und Weißraum kann die KI lernen und bei der Neuinterpretation berücksichtigen. Die letzte fehlende Komponente zu einem vom Mensch erstellten Plakat ist die Vermittlung von gezielter Information durch Schriftsprache.

Kreative KI: Hier lest ihr alles über DALL-E 2, die per Spracheingabe realistische und originäre Bilder erzeugt

Mehr zur Zusammenarbeit von Mensch und KI und den vielen Chancen, die die Technologie für die Kreativbranche birgt, lest ihr in PAGE 6.22.

PDF-Download: PAGE 6.2022

Creative AI nutzen ++ How-To: Interaktive Graphic Novel ++ Risographie in Motion ++ Nachhaltige Etiketten gestalten ++ Typographisches Storytelling ++ Interview Erik Marinovich ++ EXTRA Agen-tur- und Projektmanagementsoftware

8,80 €
AGB
Produkt: PAGE 2023-09
PAGE 2023-09
Motion for Branding ++ Jobprofil AI Prompter ++ Selbstmarketing via Newsletter ++ ENGLISH SPECIAL Keekee Kook-oo ++ Making-of AR-App »BE backstage« ++ Skalierbare Identity für Biotech-Start-up ++ Filigran-Laser statt Stanze ++ Ratgeber: SaaS-Lösungen für Designsysteme ++ Interview mit Christian Bason

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren