Best-of Books noch zum Fest: Alles über japanisches Design, Konzertplakate eines Jahres, menschenleere Streets of Corona in Hamburg und 50 Alphabets.
An diesem Buch kann man sich nicht satt sehen – und lesen: »Japanisches Design seit 1945« beschäftigt sich mit mehr als 600 Objekten, mit Mobiliar und Geschirr, dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen, mit Robotern und Packaging, Werbung und transparenten Regenschirmen, mit der Heat-Tech-Kleidung von Uniqlo, Philosophie und Geschichte.
Die amerikanische Autorin und Architektin Naomi Pollock, die nicht nur ein großes Faible für japanisches Design hat, sondern auch in Tokio lebt, erzählt von Alltags-Ikonen und die Geschichten hinter dem Design.
In der Nachkriegszeit, in der die japanische Regierung Designer wie Charlotte Perriand einlud, um den Export heimischer Waren zu fördern, entstand das Label »Made in Japan« und ein zusätzliches Bewusstsein für die eigene Handwerkskunst, die Minimalismus mit Komplexität verbindet, auf Qualität und erlesene Materialien setzt und auf elegante Funktionalität.
Egal, ob High-End oder als Kaufhaus-Artikel. Bestes Design findet man in Japan überall.
Das Buch ist ein Standardwerk, beginnt bei Teezeremonie und Kabuki, erläutert die Kunstfertigkeit japanischer Gestaltung, führt von Sake-Sets aus Zedernholz zum Sony-Walkman von 1979.
80 Designer werden vorgestellt – von Yusaku Kamekura, der in der visuellen Identität der Olympischen Spiele in Tokio 1964 eine rote Sonne aufgehen ließ über Issey Miyake, berühmt für seine skulpturhaften Modeentwürfe zu Ryohin Keikaku von MUJI.
Man blättert und staunt, kann sich in der Schönheit der Objekte verlieren, findet Alltagsbekanntes wie das kleine Yakult-Fläschchen, den MUJI CD-Player und die berühmte Kikkoman-Sojasoße.
Naomi Pollock: Japanisches Design seit 1945, 448 Seiten, 700 farbige Abbildungen, 50 s/w Abbildungen, Dumont, 58 Euro, ISBN 978-3-8321-9984-5
Mitreißende Plakatkunst: Tonight at Merlin
80 Plakate in 365 Tagen: Für jedes Konzert, das im letzten Jahr im legendären Kulturzentrum Merlin in Stuttgart stattfand haben die Gestalter Mark Bohle und Raffael Kormann ein Plakat entworfen.
Alle entstanden digital, manche wurden international ausgezeichnet, viele gefeiert. Auch von dem Plakatgestalter und Gründer des Jazz Festival Willisau, Niklaus Troxler. Das Duo schöpfe in hohem gestalterischen Anspruch aus dem Vollen, bescheinigte Troxler, der selbst zahlreiche ikonische Plakate entwarf, den beiden.
Jedes Plakat wird von einem Chatverlauf über dessen Entstehungsprozess begleitet, der durch die Japanische Bindung erst auf den zweiten Blick sichtbar ist.
Zudem findet sich jeweils auch ein Link zur jeweiligen Band dessen Konzert das Plakat ankündigt, so dass man den passenden Soundtrack zur Gestaltung hören kann.
Eine spannende Kombination! Ganz so wie die Plakate selbst, die von drei Texten ergänzt werden, die visuelle Kommunikation, Musik und Pop beleuchten.
Mark Bohle, Raffael Kormann: Tonight at Merlin, 192 Seiten, Schweizer Broschur, Japanische Bindung, Prima.Publikationen (Stuttgart / Basel), 33 Euro ISBN 978-3-9821198-3-0
Stadt-Fotografie: Streets of Corona
Die Reeperbahn menschenleer, die Edmund-Siemers-Allee ganz ohne Autos, eine komplett verlassene Bundesstraße und auch der Rathausmark ist ausgestorben:
Vom 27. März bis zum 23. April 2020 war der Kameramann, Cutter und iPhone-Fotograf Lukas Ellerbrock in Hamburgs Straßen unterwegs und hat festgehalten wie die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen die Stadt verändert haben.
Streets of Corona ist ein Herzensprojekt, selbst finanziert, produziert, publiziert und vertrieben.
Lukas Ellerbrock: STREETSOFCORONA, 84 Seiten, 78 Motive, Hardcover mit offener Schnittkante. Jeder Bildband wird in Seidenpapier eingepackt versendet. 29,24 Euro.
50 Alphabet-Variationen
Bisher waren sie nur auf Instagram zu sehen, in kleinem Format, jetzt kann man sie sich in Originalgröße anschauen: Alphabets von Chris Campe.
»Es macht Spaß, Alphabete zu zeichnen und anzusehen: Das Skelett der Buchstaben bleibt immer gleich, aber ihr Aussehen kann völlig unterschiedlich sein«, sagt die Hamburger Kommunikationsdesignerin und Typografin, der wir bereits Bücher wie das wunderbare Hamburg Alphabet oder Making Fonts verdanken.
Wie weit man bei zeichnen von Schriften gehen kann, wann ein E noch ein E ist oder mit fünf Querbalken vielleicht zum Kamm wird, gehört zu den zahlreichen Fragen, denen Chris Campe nachgeht.
In der Künstlerbuchreihe 100for10 erschienen, in der 100 Seiten 10 Euro kosten, kann man nicht höchste Druckqualität erwarten, sagt sie. Aber die Zeichnungen sind so grafisch, dass sie dennoch wirken.
Chris Campe: Alphabets, 100 Seiten, 100for10 und direkt beim Hersteller hier bestellbar.