Weltenzyklopädie
Wer ein Buch dieses Titels verfasst, muss, so sollte man meinen, jede Menge Antworten parat haben.
Wer ein Buch dieses Titels verfasst, muss, so sollte man meinen, jede Menge Antworten parat haben.
Dabei hat der Leipziger Künstler Paule Hammer, der an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte, ein im Wortsinn eher gespaltenes Verhältnis zu Fragen. »Fragen sind Werkzeuge der Spaltung«, schreibt er jedenfalls gleich zu Beginn auf einer Seite, in deren Mittelpunkt er ein riesiges Fragezeichen gemalt hat. »Beantworte ich die Frage, ob ich aus A komme, mit Ja, so bin ich abgespalten von allen, die aus B bis Z kommen. Jede gegebene Antwort trennt mich von einem weiteren Teil der Herde – so lange, bis ich völlig isoliert bin.«
Es sind Gedankensplitter dieser Art, aber auch längere Texte zu den unterschiedlichsten Themen von Anarchie bis Ökonomie, von Ödipus bis Obama, von Selbstbefriedigung bis Selbsterkenntnis, die sich in Paule Hammers komplett per Hand geschriebener »Weltenzyklopädie« finden. Eigentlich handelt es sich um Skizzenbücher, deren Inhalte er auch schon als raumfüllende Installationen im Laden für Nichts in Leipzig oder im Frankfurter Kunstverein inszenierte. Und die der avantgardistische Lubok Verlag jetzt als Buch publiziert hat. Das scheinbar manische Geschreibsel bekommt seine Struktur durch ornamentale, häufig kunstvoll um Bilder drapierte Textfelder. Die so ausgebreiteten Gedanken- und Bildwelten knüpfen wohl ganz gezielt an das romantische Ideal vom Künstler als Besessenen an.
»Wie sehr ist mein Körper ich?« Eine Frage, die unter die Haut geht
Paule Hammer: Weltenzyklopädie. Band 1 2007–2011
Leipzig (Lubok Verlag) 2011
216 Seiten
29 Euro
isbn 978-3-941601-53-6
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