Was für eine Identity für die Stadt des Grafikdesigns!

Es war bereits 2020, als Chaumont auf baldinger•vu-huu, Grafikdesignstudio aus Paris, zukam.

Das französische Städtchen wollte sich stärker als Stadt des Grafikdesigns positionieren, denn schließlich fand hier von 1990 bis 2016 das Plakatfestival von Chaumont statt und seit 2017 die Internationale Grafikdesign-Biennale.

Und baldinger•vu-huu entwickelte eine umwerfende Identity samt eigenem Typeface, die quer durch Chaumont führen, an Häusern und Geschäften angebracht ist, die Natur feiert – und das Grafikdesign selbst.

Aber eben noch viel mehr. Denn für die Studiogründer André Baldinger und Toan Vu-Huu ist Chaumont eine Stadt mit vielen Gesichtern. Sie sei eben nicht nur die Stadt des Grafikdesigns, sondern auch eine Stadt der Studierenden, der Vereine, Historie, Tiere, Pflanzen und Kultur und das alles würde sich inmitten wunderschöner Natur zeigen.

Deshalb war den Kreativen eine visuelle Sprache wichtig, die auch für die Bürger dort repräsentiert.

Dabei tauchten sie nicht nur in Kultur, Natur und Historie ein, sondern auch in die Plakat- und Grafik-Sammlung, die der Politiker und Kunstsammler Gustave Dutailly Chaumont Chaumont 1906 geschenkt hatte und aus der das Plakatfestival und die anschließende Internationale Grafikdesign-Biennale hervorgingen.

Und für die Identity nahmen sie Grundsätzliches des Grafikdesigns in den Blick: dessen »Definition als die äußerliche Behandlung von Informationen und Wissen auf einem in einem bestimmten Format.« Und, dass den meisten Menschen vertraut und zugänglich ist.

Sie entschieden sich für die Deutsche Industrie Norm, kurz DIN, die 1922 ins Leben gerufen wurde, um Papierformate mit größtmöglicher Wirtschaftlich zu gewährleisten, die halbiert, verdoppelt, geknickt werden konnten, ohne ihr Format zu verändern.

Doch wer dabei an etwas steifes und in eine Form gepresstes vorgestellt, hat sich gründlich geirrt. Denn das Typeface Dina Chaumont Display, das so entstand, ist eine umwerfend lebendige Schrift, deren Buchstaben und Zahlen sich als mitreißende organische Formen zeigen.

Sie sind gestaucht oder dehnen sich aus und ihr Detailreichtum ist dabei ebenso eindrucksvoll ist wie Ungezwungenheit, die sie vermittelt.

Als Vorbild dienten die Grafiksammlung Chaumonts und auch die historischen Plakate der Stadt und seiner Festivals. Darunter speziell ein Character, den Raymond Savignac1990 entwarf und die Typografie Roger Excoffons. So erschien die Dina Chaumont als Hoch- und Quer- und A4- und A3-Format.

Gleichzeitig entwarf baldinger•vu-huu ein Set mit mehr als 250 Piktogrammen, zu denen Eichhörnchen, Würstchen, Katzen und grüne Zweige gehören, eben alles, was Chaumont auch ausmacht, Architektur, Schweinchen, Weingläser, Roller und Markthalle.

Ist Dina Chaumont Display vor allem für Plakate und Großräumiges perfekt, ist die proportionale Dina Chaumont Text eben für diese ideal.

An der Umsetzung des Grafikdesigns, das daraus entstand, sind auch zahlreiche Grafiker:innen der Gemeinde beteiligt gewesen. Auch die Identity übernimmt das DIN A-Konzept und um die einzelnen Elemente mit Lebendigkeit zu versehen, wurden fröhliche und ausdrucksstarke Farben gewählt.

Das modulare System macht die Identity für alle zugänglich, sie findet sich in Fleischerei-Beschriftungen, an Häusern, auf Briefkästen und zahlreichen anderen Orten der Stadt.

Was für eine Arbeit des Pariser Studios baldinger•vu-huu! Wir würden am liebsten sofort nach Chaumont aufbrechen, um das alles live vor Ort zu bestaunen. Bis zum 21. Oktober 2023 findet die diesjährige Biennale internationale de design graphique statt.