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Umwerfend, wie ein Berliner Kreativstudio für eine Ambulanz kämpfte!

Die Geschichte begann mit einem sehr traurigen Ereignis und endete jetzt mit einem Triumph: Nach acht Jahren unermüdlicher Kampagnen hat die Charité in Berlin eine neue, modern gestaltete Chemoambulanz – und das dank des Designbüros MüllerValentini.

Bild: Peter Lorenz

Es war im April 2009 als Roswitha Müller erfuhr, dass sie an Krebs erkrankt war und Weihnachten im selben Jahr daran starb.

In den Monaten dazwischen begleitete Tina Müller, Geschäftsführerin des Berliner Designbüros MüllerValentini, ihre Mutter zur Chemotherapie. Und beide waren entsetzt, wie es dort aussah.

Die Räumlichkeiten waren kühl und steril, die Stühle unbequem und das, obwohl die Patientinnen dort bis zu sieben Stunden wöchentlich verbrachten. Alles war funktional und leblos und die Aufenthalte waren anstrengend.

Und das alles, obwohl wissenschaftliche Studien belegen, dass die Lebensqualität einen Einfluss auf die Verträglich und Wirksamkeit einer Krebstherapie hat.

Als Designer:innen aufmerksam machen

Aus diesen Erfahrungen heraus ist die Initiative Rosi entstanden, im Andenken an die Mutter und als Schritt in die Zukunft. Und in eine, in der Wartezeit sich in Lebenszeit verwandelt und die Chemoambulanz in einen Ort, an dem die Frauen wieder Lebenskraft schöpfen können und sich wertgeschätzt fühlen.

»Als Designerinnen haben wir eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung«, sagt Tina Müller »und können mit Design auf Themen aufmerksam machen und diese sichtbar machen.« Und sie wollten das im Gesundheitsbereich tun und knüpften Kontakt zu Prof. Dr. Sehouli, dem Direktor der Frauenklinik der Charité, der begeistert von den Plänen war.

Mit einem Crowdfunding, bei dem MüllerValentini 40.000 echte Männer suchte – und zwar solche, die durch ihre Hilfsbereitschaft glänzten und die durch Prominente wie Herbert Grönemeyer unterstützt wurde, kamen 90.000 Euro zusammen.

Was Gestaltung kann!

Später initiierten und gestalteten die Designerinnen die Berlinweite Kampagne »Deine Mutter, deine Schwester, deine Freundin … jeder kennt jemanden, der an Krebs erkrankt ist«, die in bunten Farben auf Plakatwänden und in U-Bahn-Stationen leuchtete und zusätzliche 120.000 Euro einspielte. Den Rest gab die Charité dazu – und jetzt wurde die neue Chemoambulanz eröffnet.

Mit dem Namen Rosi erinnert sie an Tina Müllers Mutter, bietet Ruhe, Rückzug und Geborgenheit, Raum für Begegnungen und dafür, dass die Patientinnen sich nicht nur als Behandelte, sondern auch als Handelnde erfahren.

Yoga am Chemostuhl, Coaching zum Wiedereinstieg in den Beruf oder Lesungen sind Ideen, gleichzeitig gibt es Rückzugsräume, Farb-, Licht- und Duftkonzepte.

Ohne Auftrag hat MüllerValentini sich selbst einen geschaffen – und gezeigt, was möglich ist.

Und das soll nur der Anfang sein.

Foto: Wiebke Peitz Bild: Wiebke Peitz
Foto: Wiebke Peitz Bild: © Charité I Wiebke Peitz
Foto: Wiebke Peitz Bild: © Charité I Wiebke Peitz
Foto: Wiebke Peitz Bild: Wiebke Peitz
Foto: Nora Ermann

 

 

 

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