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Next New Interfaces: Von Apple Vision Pro bis Zungensteuerung

Voice, Wearables und VR – für welche neuen Technologien und Interfaces Designer:innen zukünftig gestalten werden.

Ninon Lizé Masclef und Taisija Dėmčėnko ReaDream
Das Projekt ReaDream verbindet Brain Computer Interfaces, VR-Technologie und Machine Learning, um Träume zu visualisieren. Bild: Ninon Lizé Masclef und Taisija Dėmčėnko

Was wir mit KI gerade softwareseitig erleben, passiert durch entsprechend hohe Hardwareleistung, und was laut dem Mooreschen Gesetz passieren muss: nämlich die regelmäßige Verdopplung dieser Leistung bei geringer Größe und niedrigeren Herstellungskosten.

Neue Nanoprozessoren pushen Technologien wie 5G, hohe Übertragungsraten, AI und Game-Engines in Smartphones und damit die pervasive Vernetzung von Mensch, Computer und verschiedensten smarten Maschinen. Für diese neuen vornehmlich mobilen Devices müssen Designer:innen bereits heute und in Zukunft ebenso neuartige Nutzungsschnittstellen und Interaktionsformen entwickeln.

Für diese neuen, vornehmlich mobilen Devices müssen Designerinnen und Designer schon heute und in Zukunft ebenso neuartige Nutzungsschnittstellen und Interaktionsformen entwickeln. Welche neuen Apps werden möglich? Wie müssen Marken ihre Benutzeroberflächen anpassen? Viele Fragen,doch wo anfangen?

Hyperconnectivity wird Wirklichkeit

Sicher beim Mobile Computing, denn darauf werden zukünftige relevante Technologien wie Wearables, AR/VR-Headsets oder Brain-Computer-Interfaces aufbauen. Das muss nicht unbedingt ein herkömmliches Smartphone sein, sondern vielleicht der Friend, der Humane Ai Pin oder der Rabbit r1, alles neue AI-basierte Gadgets, die angetreten sind, um das Smartphone mithilfe von Voice Interfaces und AI zu ersetzen oder ergänzen.

rabbit r1
Das wunderschöne Produktdesign von Teenage Engineering hilft nicht wirklich über die Software-Defizite hinweg, gefällt uns aber trotzdem. Bild: rabbit

In ihrer ersten Generation treffen technologische Unvollkommenheit und unerfahrene Nutzer:innen aufeinander, sodass sie den meisten Kritiker:innen noch lange nicht standhalten. Dennoch weisen sie in eine der entscheidenden Interaktionstrends: Voice-Bedienung.

Erstveröffentlichung dieses Beitrags: PAGE No 1 2024

Voice: Megatrend Sprachsteuerung

Sprachinterfaces haben sich durch Assistentinnen wie Siri und Alexa im Smartphone oder Smart Speaker und im Auto längst im Alltag der Nutzer:innen etabliert. ChatGPT in Verbindung mit Text-to-Speech-Verarbeitung hebt ihre Fähigkeiten allerdings auf ein neues Level. Das Unternehmen Reply ist überzeugt, dass es noch ein weites Meer an Möglichkeiten für Interaktionen durch Voice-Technologien gibt. »Darunter fällt beispielsweise die Option, konsumorientierten Marken wortwörtlich eine Stimme zu geben, die in ihrem eigenen Duktus spricht«, was eine viel intimere Verbindung zu Kund:innen herstellen könnte, als traditionelle Touchpoints (siehe die Studie »New Interfaces,Zero Interfaces« 2021 des IT-Unternehmens Reply, https://is.gd/newzeroreply und eine weitere Studie: Deloitte-Beyond_Touch-Voice_Commerce_2030.pdf)

AR/VR: Extended-Reality-Interfaces

Dazu werden sicherlich auch neue KI-getriebene immersive 3D-Erfahrungen gehören, wie sie bereits heute in Gaming-Anwendungen oder den mannigfaltigen Markenmetaversen stattfinden. Menschen verarbeiten visuelle Informationen schneller, und auch wenn Voice-Interfaces in manchen Situationen ein bequemer Weg für Input-Output zu sein scheinen, werden sie visuelle Schnittstellen nicht ersetzen.

Neue Interfaces für augmentierte und virtuelle Technologien wie die Apple Vision Pro sollen aber längst nicht mehr nur Unterhaltung, optimale Shopping-Experience oder erweiterten Informationszugang bieten, sondern zukünftig vor allem die Zusammenarbeit am virtuellen Arbeitsplatz verbessern. Entsprechende Nutzungsszenarien erfordern dringend datensicheres, zugängliches Design – und Usability.

Wearables: Kontextsensitive Interfaces

Oft gut getarnt und in alltägliche Kleidung verpackt, sind Wearables wie Smartwatches, Fitnessarmbänder oder Datenbrille bisher vor allem Datentracker, die sich mit anderen Geräten synchronisieren. Neue KI-basierte Gadgets wie die jüngst vorgestellten Ray-Ban Meta smart glasses verändern jedoch auch das Anwendungsspektrum.

Allen gemein ist ihre Kontextsensitivität, sie wissen also über den Zustand ihrer User:innen Bescheid und können sie bei Alltagstätigkeiten bestmöglich unterstützen. Die intelligente Meta-Ray-Ban beispielsweise überträgt Audio über die Brillenbügel und den Schädelknochen, ohne dabei die Ohren der Nutzer:innen zu blockieren. Wearables könnten sich im Zusammenspiel mit fortschrittlichen Smartwatches also tatsächlich zu einer Smartphone-Alternative entwickeln.

Berührungsbedienung: Haptische Technologien

Nicht umsonst entwickeln sich im Internet Memes wie »Touch Grass«. Auf Berührungen können und wollen wir Menschen zukünftig keineswegs verzichten. Im Gegenteil werden sie bei zunehmender Bildschirmarbeitszeit und Smartphone-Fatigue zum strategischen Hebel für Marken.

Terra Wanderassistent

Ein aktuelles Beispiel ist der Kompassprototyp Terra von Modem Works aus Amsterdam. Sein minimales Interface besteht nur aus einer Kompassnadel und haptischem Feedback, sodass die Nutzenden völlig ungestört von ihrem Smartphone auf Wanderungen gehen können. Aber auch natürliche, formbare Materialien wie Ton oder Sand können zukünftig zum erholsamen Interface werden.

Mit allen Sinnen: Multimodale Interfaces

Über multimodale Schnittstellen können Nutzer:innen auf verschiedene Weise mit einem System interagieren, etwa mit Gesten, ihrer Haut oder mit Blicken. Besonders Interfaces, die Biosignale verarbeiten wie Brain-Computer-Interfaces (BCI), sind im Kommen. Die Wissenschaftlerin und Designerin Ninon Masclef beschäftigt sich intensiv mit diesen Schnittstellen in Verbindung mit verschiedenen KI-Verarbeitungsschritten, die in Zukunft eine komplett nahtlose Interaktion zwischen Mensch und intelligenter Maschine ermöglichen sollen.

»Mithilfe von BCIs und KI rücken wir schon sehr nah an J.C.R. Lickliders These ›Man-Computer Symbiosis‹ von 1960.

»Mithilfe von BCIs und KI rücken wir schon sehr nah an J.C.R. Lickliders These ›Man-Computer Symbiosis‹ von 1960. Die Entschlüsselung von Gehirnwellen durch KI ist eine der wichtigsten Grundlagen dafür und mein Hauptziel«, so Masclef. Ihre Arbeiten zeigen eindrücklich, wie die Grenzen zwischen Informationstechnik, Biologie und Design zunehmend verschwimmen und wo die Reise hingeht.

Speculative Design für Zugänglichkeit, Datenschutz- und Sicherheit

Fazit: Neue Technologien und Interfaces sind für Designer:innen und Markenstrateg:innen eine spannende Herausforderung, die sich mit Speculative-Design-Ansätzen meistern lassen. Die intuitive und natürliche Interaktion mit digitalen Systemen steht dabei an erster Stelle. Die Komplexität der neuesten Technologien macht aber eine sorgfältige Gestaltung umso notwendiger; Designer:innen müssen dringend Zugänglichkeit, Datenschutz- und Sicherheitsbedenken berücksichtigen, wenn sie wirklich nutzungsfreundliche Anwendungen für neue Interfaces erschaffen wollen. Als Belohnung dafür werden diese dann umso eher von User:innen akzeptiert und verwendet.

1 Haptisches Interface: Terra

• Terra ist ein Kompass im Taschenformat und stammt von den Designstudios Panter&Tourron und Modem Works aus Amsterdam. Der Handschmeichler soll als achtsamer Begleiter beim Wandern das Smartphone ersetzen. Einfach vor der Wanderung einen Prompt eingeben, und Terra berechnet mithilfe von Algorithmen eine dynamische Route.

Terra Device Modem Works

Zur Navigation dient ein minimalistisches User Interface, das Wandernden mit Vibrationen und minimalistischen LED-Illustrationen von Hugo Bernier den Weg weist. Um das Gadget nachzubauen, lassen sich eine Open-Source-Software und CAD-Dateien für das Gehäuse über GitHub herunterladen.
https://modemworks.com/projects/terra

2 BCI-KI-VR-Anwendung: ReaDream

• Können wir Träume aufzeichnen, um sie uns später in VR anzuschauen? In ihrem Projekt ReaDream versuchen Ninon Lizé Masclef und Taisija Dėmčėnko sich an nichts Geringerem als der Entschlüsselung und Visualisierung von Trauminhalten mithilfe von Machine Learning.

ReaDream Ninon Ninon Lizé Masclef und Taisija Dėmčėnko
Bild: Ninon Lizé Masclef und Taisija Dėmčėnko

In der Annahme, dass Trauminhalte strukturiert sind wie Rebusrätsel oder Wortspiele, dekodieren Masclef und Dėmčėnko diese sie aus der elektrischen Aktivität des Gehirns und wandeln sie in Text um. Mithilfe von Text-to-Mesh-Modellen (ClipMatrix, DreamFusion) generieren sie anschließend die Traumsequenzen in VR. Zur Validierung der Trauminhalte schreibt die Testperson einen Traumbericht.
https://ninonlizemasclef.com

3 Smart Glass: Ray-Ban Meta

• Die Ray-Ban Meta ist nicht so futuristisch wie die Google Glasses, stattdessen ein modisches und erschwingliches Consumer-Produkt, das Nutzer:innen schnell adaptieren. Die Kamera verfügt über eine Auflösung von 12 Megapixel und lässt sich über eine kleine Taste am Gestell auslösen. Für Unterhaltung sorgen die integrierte Live-Stream-Funktion sowie Open-Ear-Lautsprecher.

RayBan Meta Headliner

Diese sorgen dafür, dass man Geräusche in der Umgebung wahrnehmen kann, während man Musik hört oder telefoniert. Die Ray-Ban Meta smart glasses punktet zudem mit einer Batterielaufzeit von bis zu 36 Stunden und der Möglichkeit, mehrere Brillen in einer App zu verwalten. Preis: ab EUR 329
www.ray-ban.com/germany/ray-ban-meta-smart-glasses

4 Zungensteuerung: Augmental MouthPad

• Das MouthPad von Augmental ist ein zungengesteuertes Bluetooth-Interface für Tablet, Computer oder Smartphone. Das druckempfindliche Device liegt praktisch unsichtbar am Gaumen und wird dort mit der Zungenspitze kontrolliert.

Mouthpad von Augmental
Bild: Augmental

Das MouthPad ist mit macOS, iOS, Linux, Windows sowie Android kompatibel und ermöglicht als Standardcursorsteuerung Klicken und Wischen per Zungendruck in Echtzeit. Jedes Device wird im 3D-Druck aus medizinischem Resin maßgefertigt. Interessierte Entwickler:innen können sich auf die Early-Access-Liste eintragen. Preis: unbekannt › www.augmental.tech

5 Prsönlicher KI-Begleiter: Humane Ai Pin

• Der inzwischen verfügbare Ai Pin von Humane könnte sich als KI-Flop des Jahres erweisen. Nach groß tönenden Ankündigungen entpuppt sich das tragbare Multi-Modal Device immer mehr als eines der teuersten und unausgereiftesten KI-Gadgets.

Humane Pin

Ähnlich wie der rabbit r1 oder neuerdings der Friend sollte auch der Ai Pin als sprach-, gesten- und touchgesteuerter Begleiter das Smartphone ablösen. Dazu verfügt der 4,75 mal 4,45 Zentimeter große Anstecker neben Mikrofon, Lautsprecher und Kamera mit Objekterkennung über einen Beamer, der Text auf die Handfläche projiziert.

Humane Pin BeamerDer eigens dafür von Production Type entwickelte variable Font scheint Expert:innen mit seinen geschlossenen Formen einer geometrischen Schrift allerdings ungeeignet. Preis: ab 700 Dollar plus Subskription à 24 Dollar pro Monat. › https://humane.com/aipin

6 EEG-Headset: Unicorn Hybrid Black

• Das tragbare EEG-Headset Unicorn Hybrid Black ist mit 8 EEG-Elektroden ausgestattet, die Signale mit 24 Bit und 250 Hertz pro Kanal erfassen, um andere Geräte zu steuern. So lassen sich ¿¿als VR-Brillen beispielsweise eine Oculus Rift oder HTC Vive anschließen, um eine hochimmersive Umgebung in Echtzeit per Gedankenkraft zu kontrollieren.

Unicorn Headset
Bild:Gtec

Die dazugehörige Software Unicorn Suite umfasst unter anderem einen Rekorder, eine C-API sowie eine .NET API, sodass sich Daten erfassen, visualisieren, speichern und Gehirnaktivitäten in Echtzeit analysieren lassen. Preis ab rund 1090 Euro, Software exklusive.
www.gtec.at/product/unicorn-hybrid-black

7 NFT/EQS: die neue Biosignaltechnik Wi-R

• Wi-R ist eine neue strahlungsfreie Nahfeldkommunikationstechnologie, die elektroquasistatische Felder (EQS) unseres Körpers zur Kommunikation zwischen Wearables nutzt.

Ixana Dabei werden Datensignale nur über das elektromagnetische Feld am Körper übertragen, was nicht nur Strom spart, sondern das Datensignal vor ungewünschten Zugriffen schützt. Preis: unbekannt
https://ixana.ai/our-technology

8 Volumendisplay: LedPulse DragonO²

• Das dreidimensionale Display DragonO² von LedPulse besteht aus ultraleichten, an die Decke montierbaren LED-Strings, die sich modular zusammensetzen lassen, um kleine und große interaktive Installationen zu realisieren. LED Pulse

Das System überträgt Daten an zahlreiche Mikroprozessoren, die diese Informationen interpretieren und in RGB-Lichtimpulse übersetzen. Damit lassen sich beispielsweise in Kombination mit der Kinekt immersive volumetrische Realitäten (IVR) erzeugen. Preis: unbekannt › www.ledpulse.com

9 Spatial Computing: Apple Vision Pro

• Die erste Generation der Apple Vision Pro ist seit Februar in den USA erhältlich und – wie der Name Pro impliziert – für den professionellen Einsatz entwickelt. Die herausragende Bild- und 3D-Audioqualität sorgen bei Nutzer:innen für ein immersives Erlebnis.

Apple Vision Pro Interface

Die beiden Micro-OLED-Displays in der Vision Pro stammen von Sony und lösen Bilder mit einer Refresh-Rate von maximal 100 Hertz in 4K auf. Schwachpunkte sind ihr Gewicht und der stolze Preis ab knapp 3500 Dollar. › www.apple.com/apple-vision-pro

Apple Vidsion Pro Pressefoto

 

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