er Designer und Illustrator Hannes Beer setzte sich ein Mammut-Ziel: ein Jahr lang jeden Tag ein Poster zu gestalten. Herausgekommen ist ein außergewöhnliches Buch, das »All Day Everyday Project«.
Hannes Beer arbeitet als Grafikdesigner in der Stuttgarter Agentur Kunstwerk. Als er im Jahr 2011 neben dem Agenturalltag einen kreativen Ausgleich suchte, startete er einen Selbstversuch: ein Jahr lang wollte er jeden Tag ein Poster gestalten. Als Zeitlimit setzte er sich 60 Minuten pro Poster-Design.
Hannes Beer erreichte sein selbstauferlegtes Ziel – und entwickelte gemeinsam mit der Agentur Kunstwerk aus den insgesamt 365 Poster-Designs ein Buch: das »All Day Everyday Project«. Es zeigt eine große Bandbreite vielfältiger Designs – und dabei kamen unterschiedliche Materialien und Drucktechniken zum Einsatz. Die Special Edition des Buchs enthält sogar zusätzlich eine im Siebdruck bedruckte Stofftasche, vier Buttons, einen Letterpress-Druck sowie ein Letterpress-Lesezeichen (siehe Bildergalerie). Wie das Buch entstand, hat Hannes Beer auf seiner Webseite in einem »Behind the scenes« dokumentiert.
Seine Mühen belohnte auch der Deutsche Designer Club, der das Projekt mit einem »Gute Gestaltung 13« Preis in der Kategorie »Graphic Fine Arts« auszeichnete. Das Buch wird also Teil der DDC-Wanderausstellung sein, die zum Beispiel vom 19. bis 21. April 2013 in Wiesbaden zu sehen ist.
Wir sprachen mit Hannes Beer über »All Day Everyday« und darüber, wie man die Disziplin entwickelt, tagtäglich neben der regulären Arbeit für ein freies Projekt aktiv zu werden.
PAGE: Wie kamen Sie auf die Idee zu dem Projekt?
Hannes Beer: Jeder Grafik-Designer kennt diese Tage in der Agentur, an denen sich die Kunden grundsätzlich gegen die tollen Ideen entscheiden und aus den interessantesten Ansätzen eher schnöde Alltagsarbeiten werden. Sowas ist für jeden kreativen Kopf frustrierend. In genau so einer Phase entstand auch die Idee für das »All Day Everyday Project«: Jeden Tag ein Poster designen, jeden Tag eine neue Idee umsetzen – einfach um abends gut schlafen zu können.
War es schwer, dieses strenge »Design-Regime« durchzuhalten und jeden Tag die Zeit zu finden?
Der Zeitrahmen für dieses Projekt war auf 60 Minuten pro Poster beschränkt. Diese Zeit im Alltag unterzubringen war kein Problem. Da blieb der Fernseher eben mal aus. Problematisch wurde es nur im Urlaub, ohne Computer und Internet-Zugang. Da musste dann das gute alte Skizzenbuch herhalten. Aber was gibt es Schöneres als bei Sonnenuntergang mit einem Bierchen am Strand zu sitzen und zu scribbeln?
Stimmt, klingt idyllisch. Wie sind Sie denn tagtäglich an das Design herangegangen? Haben Sie immer spontan gestaltet?
Ich hatte mir zwar für die Gestaltung eine zeitliche Grenze gesteckt, aber der Kopf arbeitete natürlich den ganzen Tag. Ich versuchte – wenn möglich – tagesaktuelle Erlebnisse, Ereignisse und Erfahrungen in den Designs unterzubringen. Sei es ein Film, ein Song im Radio, ein Dialog auf der Straße oder was auch immer – der Notizblock war jederzeit griffbereit. Und abends nach der Arbeit ging es dann an die Umsetzung.
Das Interessante und auch Praktische an dem engen Zeitrahmen war auch, dass ich bei der Gestaltung einfach nicht die Muße hatte, großartig darüber nachzudenken, was ich da gerade mache. Dadurch entwickelten viele Designs eine Art Eigendynamik. Die meisten Motive hätten wahrscheinlich komplett anders ausgesehen, wenn ich mir mehr Zeit gelassen hätte.
Wann kam Ihnen die Idee, aus dem Projekt ein Buch zu machen?
Als es mit dem Projekt so langsam zu Ende ging, stellte sich natürlich die Frage: Wohin mit 365 Postern? Schließlich sollte es nicht bei einer losen Bildersammlung im Internet bleiben. Die Idee, daraus ein Buch zu machen, lag auf der Hand. Nur wie? Welcher Verlag würde sich dafür bereit erklären? Wie es der Zufall so wollte, gründete mein Agenturchef, Thomas Beerwart, gerade einen kleinen Verlag für Literatur- und Design-Publikationen: STABN. Er bot mir an, das Buch zu veröffentlichen. Bei der Gestaltung hatte ich alle Freiheiten – da musste ich natürlich nicht mehr lange überlegen.
Bilder: Zwei Designs aus dem »All Day Everyday Project«, © Hannes Beer
Die auf 100 Stück limitierte Special Edition des Buchs ist zum Preis von 59 Euro über den Verlag STABN erhältlich. Einen Überblick über die Plakate gibt die Flickr-Seite zum »All Day Everyday Project«.
das ist ein ebenso waaghalsiges wie fast auch manisches projekt. die ergebnisse fsind eine art designmagie. hier zeigt sich kreativität von ihrer zauberhaftesten seite. hannes beer ist ein jongleur mit bildworten und wortbildern. chapeau! uli olpp