Scholz & Volkmer konzipierte den Relaunch für die ausgesprochen heterogene Zielgruppe der Deutschen Bahn.
Bei einem Auftrag wie dem Relaunch der DB-Navigator-App ist Interface Design immer auch Service Design. Und Imagepflege! Mit dem DB Navigator unterstützt die Deutsche Bahn tagtäglich Abertausende Reisende und Pendler dabei, angesichts von Betriebsstörungen und Verspätungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr Nehmerqualitäten zu entwickeln. Als heilsames Destillat der DB Fahrplanauskunft helfen App-Funktionen wie »Live Auskunft« und »Verspätungs-Alarm« den Usern, Nerven zu bewahren und relativ mühelos kurzfristig umzudisponieren, damit der Tag nicht zum Termin-Desaster mutiert.
Ab in die Jetztzeit – für iPhone 6, iPhone 6+ und Googles Material Design
Der DB Navigator stammt noch aus iPhone-3GS-Zeiten – ein echter Dinosaurier unter den Apps. Relaunch-Projekte wie diese können Agenturen nur in engen Feedbackschleifen mit ihren Auftraggebern stemmen, denn das Design und das Redesign solcher Websites muss eine ungemein umfangreiche datenbankgetriebene Informationsarchitektur berücksichtigen. Schließlich bildet die DB-Navigator-App – stellvertretend für die Website www.diebahn.de – den gesamten Schienenpersonenverkehr ab, und zwar inklusive der Anbindung an das Buchungs-, Ticketing- und Bezahlsystem der Deutsche-Bahn-Website.
Für ein Jahr zog sich Scholz & Volkmer Berlin gemeinsam mit einem Team der DB Vertrieb GmbH in einen kleinen, agil arbeitenden Planungszirkel zurück, um ein umfangreiches Pflichtenheft abzuarbeiten. So galt es zunächst die alte DB-Navigator-Version auf den Prüfstein zu stellen und dann behutsam neu zu planen – und zwar nicht nur mit Blick auf das etwas angestaubte Visual Design, sondern auch in puncto Informationsarchitektur. Um deren Konzept zu erfassen, war viel Prototype auf Papier und in After Effects nötig. Dazu Usability Testing in Axure sowie punktuelle Featuresets für iOS und Android in Objective-C und Java.
Service Design muss mutig sein – manchmal braucht es Mut zu Kompromissen
Seit das Planungsteam im September 2014 Styleguide und Kreation für den Relaunch des DB Navigator an die DB-interne IT- und Entwicklungsabteilung weiterreichte, ist die Deutsche Bahn natürlich nicht untätig geblieben. Viele Aspekte sind inzwischen in der App umgesetzt. Etwa die neuen Funktionen »Meine Reise« für den individuellen Deutsche-Bahn-Fahrplan, eine Stadt- und Landkarte mit Ausleihstationen für Auto und Fahrrad oder die Möglichkeit, Länder-Tickets oder Schönes-Wochenende-Tickets und andere regionale Streckenangebote direkt mobil zu buchen.
Natürlich ist das längst nicht alles – der DB Navigator ist ein typisches Work-in-Progress-Projekt. Bestmöglicher Service ist das Ziel, und der muss immer wieder an die Bedürfnisse der Reisenden und App-Nutzer angepasst werden. Diejenigen Konzepter, Designer und Entwickler, die sich »ihren« Usern und damit auch dem Service Design verpflichtet fühlen, kann dieser Prozess natürlich nicht kalt lassen. Denn tatsächlich hatte das Planungsteam ein Spannungsfeld aus enthusiastischer Hassliebe für altbekannte Bahnauskunft-Funktionen der App und wirklichem Benefit durch Optimierung zu durchqueren. So etwas kann nicht ohne Diskussionen abgehen, denn am Ende stehen Entscheidungen an, die sich im Alltag vieler User niederschlagen würden.
Das PAGE eDossier »DB Navigator – App relaunched by Scholz & Volkmer« berichtet von diesen Entscheidungsprozessen und den wichtigsten Neuerungen der Anwendung in puncto Corporate Design und App-Usability sowie über die lückenlose Integration von mobiler Website und DB-Navigator-App. Außerdem zeigen wir einige Screens im Vorher-Nachher-Vergleich.